Vorträge für die Hebetstage vom 4, bis 15. Dezember 1925 „So bittet nun vom Herrn Spatregen." Sach.10,1. Advent-Verlag (K, V.) Hamburg / Basel / Wien / Budapest / Den Haag Die Vorträge für die diesjährigen Gebetstage verteilen sich wie folgt: Freitag, den 4. Dezember: Erster Gebetstagsvortrag: Die Vollendung des Werkes Gottes. Sabbat, den 5. Dezember: Zweiter Gebetstagsvortrag: Die Vollendung des Werkes Gottes in unserm eignen Leben. Sonntag, den 6. Dezember: Dritter Gebetstagsvortrag: Die Vollendung des Werkes Gottes in unsern Familien. Montag, den 7. Dezember: Vierter Gebetstagsvortrag: Die Vollendung des Werkes Gottes in der Nachbarschaft. Mittwoch, den 9. Dezember: Fünfter Gebetstagsvortrag: Die Vollendung des Werkes Gottes auf Erden. Freitag, den 11. Dezember: Sechster Gebetstagsvortrag: Die Grundlage für die Vollendung des Werkes. Sabbat, den 12. Dezember: Siebenter Gebetstagsvortrag: Die Vollendung des Werkes im Heiligtum. Sonntag, den 13. Dezember: Achter Gebetstagsvortrag: Kraft zur Vollendung des Werkes Gottes durch den Spätregen. An unsre Gvangeltumsarbeiter und Gemein deältesten. Wieder stehen wir an der Wende eines Jahres. Wir müssen bekennen, daß Gott mit uns gewesen ist. Viele sind im geistlichen Leben weitergekommen. Das Werk Gottes ist bis in die entferntesten Teile der Erde vorgedrungen. Wir sind nun auch ein Jahr der Vollendung des Werkes nähergekommen, ein Stück der Heimat entgegengerückt. Je näher der endgültige Sieg der Wahrheit winkt, desto mehr müssen wir beten. Dank sei Gott, daß wir wieder eine Gebetswoche erleben dürfen. Im folgenden geben wir die Vorträge wieder, die mit viel Bedacht und Gebet ausgearbeitet worden sind. Sie behandeln alle die Vollendung des Werkes Gottes, das Ende der irdischen Dinge, jeder von einer besonderen Seite aus. Unser ernstes Gebet ist, daß sie unter der Anwesenheit des Geistes Gottes vorgelesen werden. Es hängt in dieser Zeit des Gebets viel davon ab, wie sie dargeboten werden. Möchten doch alle Gemeindeglieder Gott in demütigem Gebet suchen; denn wer betet, dem werden große Segnungen zuteil. „Fleiß und Beharrlichkeit im Gebet sind notwendig; laßt euch durch nichts davon abhalten. Mit allen euren Kräften haltet die Gemeinschaft mit Jesu und euern Herzen offen. Sucht jede Gelegenheit zum Gebet, wo sich dieselbe auch darbietet. Solche, die in Wahrheit nach Gemeinschaft mit Gott verlangen, werden die Gebetsversammlungen regelmäßig besuchen, werden treulich ihre Pflichten erfüllen und ernst und eifrig alle nur möglichen Segnungen für sich einernten. Sie werden jede Gelegenheit benutzen, um sich von den Strahlen des himm lischen Lichtes bestrahlen zu lassen." „Der Weg zu Christo", S. 130. 131. Die Vorträge für die Kinder sind mit dem Wunsche ausgearbeitet worden, daß sich die Kleinen auch alljährlich versammeln, um Gottes Segen zu erbitten. Bemüht euch, gute Leiter für die Kinderversammlungen auszuwählen. Aus Raummangel mußte ost auf unsre Bücher verwiesen werden; die Leiter sollten sich die Bücher beschaffen und die betreffenden Stellen vorlesen. Vergeßt nicht, die Einsammlung der Gaben am Sabbat, dem 12. Dezember, gut vorzubereiten, überlegt gründlich, wie sie am besten zu gestalten ist. Je weiter sich das Werk ausbreitet, desto mehr Mittel brauchen wir. In diesem Jahre brauchen wir ein großes Opfer; Gott möge uns zum Geben reichlich segnen. Unserm Opsersinn wird der Herr seinen Segen nicht fehlen lassen. Wir glauben, daß alle Brüder, aus denen in diesem Jahre die Verantwortung ruht, die Vorträge vorzulesen, ihr möglichstes tun werden. Die Vorträge sind das Ergebnis eifrigen Nachdenkens und ernsten Gebets. Die Verfasser haben ihr Bestes getan, um diese Gebetswoche zu einem Erfolg werden zu lassen. Die Vorträge können uns nur dann zum Segen werden, wenn wir selbst ihrer Aufforderung zu einem geheiligteren Leben Folge leisten. Jesus kommt bald, und die Kinder Gottes müssen sich darauf vorbereiten. Möge Gott uns zu immer größeren Siegen führen. Der Ausschuß der Generalkonserenz. Erster Gebetstagsoortrag. Die Vollendung des Werkes Gottes. A. G. Darnells. Ein tiefer christlicher Denker sagte einst, das Auskommen der Sünde habe eine „außerordentliche Frage" geschaffen, die nun eine „außerordentliche Lösung" erheische. Nur jemand, der über Sünde und Welt erhaben war, konnte die Menschheit von dem furchtbaren Sündenzustand befreien. Diese von Gott vorgesehene Befreiung ist der Erlösungsplan durch Christum, wie er im Worte Gottes beschrieben wird. Die Verkündigung dieses Evangeliums in seinen verschiedenen Entwicklungsstufen wird in der Schrift „das Werk des Herrn" genannt. Es begann sofort nach dem Sündenfall und hat sich ohne Unterbrechung bis auf die Gegenwart fortgesetzt. Aber es wird nicht unaufhörlich sortdauern. Eines Tages wird der Wille Gottes vollendet und sein Werk für die Errettung der Verlorenen abgeschlossen sein. Der Kerngedanke aller Vorträge, die uns' in der diesjährigen Gebetswoche leiten sollen, ist: die Vollendung des Werkes Gottes. In jedem Vortrag wird dieser Gegenstand von einer besonderen Seite betrachtet werden; und wer Tag für Tag diesen Vorträgen folgt, wird die Größe und Bedeutung der Ereignisse würdigen lernen, durch die Gott sein Werk beendigen will. Ein überaus wichtiges Werk. Es ist kaum nötig zu sagen, daß das Werk Gottes in seiner Bedeutung als Quelle bleibenden Segens für die Menschen hoch über allen menschlichen Unternehmungen steht. Darum ist es gut, daß das Wort des Herrn uns zur Treue ermahnt, denn „verflucht sei, wer das Werk des Herrn lässig tut". Ier. 48, 8. Der Sohn Gottes, der sich ganz dem Werk Gottes hingab, als er auf die Erde kam, um die Verlorenen zu retten, ist uns das beste Beispiel. Er sagte zu seinen Jüngern: „Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen des, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk." Ioh. 4, 34. Nach der Erfüllung seiner Sendung hier auf Erden konnte er zu feinem Vater im Gebet sprechen: „Ichhabe. .. vollendetdas Werk, das du mir gegeben hast." Ioh. 17, 4. Die Arbeit den Menschen übergeben. Als Jesus die Welt verlassen und zu seinem Vater zurückkehren wollte, übergab er seinen Jüngern das Werk, das er „zu tun und zu lehren" angefangen hatte, mit den Worten: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker . . und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Matth. 28, 18-20. Von der Zeit an, als Christus seinen Jüngern diesen Auftrag gab, trieb er das Werk Gottes durch seine Gemeinde; gleichzeitig suchte er selbst durch seinen Dienst im himmlischen Heiligtum Gottes Erlösungsplan dem Abschluß entgegenzusühren. Als er von seinen Nachfolgern auf Erden schied, ging er „in den Himmel selbst, nun zu erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns" (Hebr. 9, 24), und dort „lebt er immerdar und bittet" für solche, „die durch ihn zu Gott kommen". Hebr. 7, 25. Die Arbeit am Werke Gottes wird aber, wie wir schon sahen, nicht unbegrenzte Zeit fortgesetzt werden, sondern eines Tages aufhören. Der „Vorsatz" Gottes „von der Welt her" (Eph. 3, 11) wird ganz ausgeführt werden, und dann wird „ein Steuern geschehen zur Gerechtigkeit, und der Herr wird das Steuern tun aus Erden". Röm. 9, 28. Die dazu ausersehene Zeit. In der Offenbarung hat der Herr Aufschluß über die Zeit gegeben, in welcher sein Werk vollendet werden soll. Wir lesen dort (Kap. 10, 7): „In den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er posaunen wird, soll vollendet werden das Geheimnis Gottes, wie er verkündigt hat den Propheten, seinen Knechten." Diese Schriststelle weist aus drei wesentliche Stücke hin: 1. die Tage der Stimme des siebenten Engels; 2. die Vollendung des Geheimnisses Gottes, die (3.) der Herr seinen Knechten, den Propheten, verkündigt hat. Im achten Kapitel der Offenbarung wird unsre Aufmerksamkeit auf sieben Engel gelenkt, die Warnposaunen in ihren Händen haben. (V. 2. 6.). Die Angabe eines bestimmten Zeitraumes: „die Tage der Stimme des siebenten Engels" (Kap. 10, 7), bezieht sich aus das Blasen des siebten Posaunenengels. Nach unserm Verständnis der Prophezeiung des achten Kapitels der Offenbarung und nach ihrer Auslegung in unseren Schriften haben die ersten sechs Engel schon vor dem Jahre 1844 in ihre Posaunen gestoßen und ihre Aufgabe erfüllt. Das Blasen der sechsten Posaune ist nicht später als um 1840 beendet. Im Jahre 1844, als das Gericht begann, begann der siebente Engel seine Posaune zu blasen. Dies dauert bis zu der Zeit, wenn die Erlösten ihren Lohn erhalten werden. Während der Zeit, in welcher der siebente Engel posaunt, ereignet sich folgendes: 1. Das Geheimnis Gottes wird vollendet. Osfb. 10, 7. 2. Die Toten werden gerichtet. Offb. 11, 18. 3. Das Reich der Welt wird „das Reich unsers Herrn und seines Christus". Osfb. 11, 15. 4. Gerechte und Gottlose erhalten ihren Lohn. Offb. 11, 18. Aus all diesem ist klar ersichtlich, daß unter dem Schall der Posaune des siebenten Engels alle Ereignisse stattfinden sollen, die die Geschichte der Welt, wie sie jetzt besteht, abschließen. Dar „Geheimnis Gottes" ist das Evangelium. Das „Geheimnis Gottes", das unter dem Schall der siebenten Posaune vollendet werden soll, ist das Evangelium. Das kann man aus einer Anzahl Schriftsteller: ersehen. So faßt der Apostel Paulus in seinem Bries an die Römer das Evangelium, die Predigt von Christo, und das ihm offenbarte Geheimnis zusammen in ein Ganzes — das Evangelium von unserm Herrn und Heiland Jesus Christus. In seinem Briefe an die Epheser veranschaulicht Paulus auch das „Geheimnis Christi", das ihm durch eine Offenbarung verständlich geworden war. Er sagt deutlich, daß die Sünder dadurch „Miterben seien und mit einverleibt und Mitgenossen seiner Verheißung in Christo durch das Evangelium" geworden seien. Eph. 2, 2—6. In seinem Briefe an die Galater bestätigt der Apostel wieder, daß es das Evangelium war, was ihm offenbart wurde. Aus all diesem geht hervor, daß Gott seinen Knechten, den Propheten, die Zeit offenbarte, die für die Vollendung des Evangeliums, des Werkes Gottes auf Erden, festgesetzt war. Dem Propheten Daniel war die Zeit der Reinigung des himmlischen Heiligtums offenbart worden; diese Reinigung bedeutet den Abschluß des Werkes Christi als Mittler, zugleich die Beendigung des Geheimnisses Gottes, des Evangeliums. So wird die Beendigung des Werkes Gottes im Himmel und auf Erden dargetan. Welch feierliche Zeit ist die Gegenwart! Wie feierlich und folgenschwer ist diese Zeit und dieses Werk! Die Beendigung des Werkes Gottes wird die Prüfungszeit abschließen, die den Menschen gewährt ist. Dann wird der, welcher sich selbst hingab, um die Menschheit zu erlösen, sagen: „Es ist geschehen." Offb. 16,17. „Wer böse ist, der sei fernerhin böse, . . . wer fromm ist, der sei fernerhin fromm. . . . Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden." Offb. 22, 11 12. Diese feierliche .Ankündigung beschließt das Werk Gottes zur Errettung der Sünder. Sie nimmt jede weitere Gelegenheit zur Sinnesänderung. Sie schließt die Gnadentür allen, die das angebotene Heil ausgeschlagen haben. Niemand kann sie wieder öffnen! Die Schrift sagt: „Sehet, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils." 2. Kor. 6, 2. Wie entschieden, wie eifrig und fleißig sollten wir in Anbetracht der Tatsache sein, daß wir in einer solchen Zeit, in den Tagen der Beendigung des Evangeliumswerkes leben! All unser Tun und Lassen hängt mit dem Werk, das nun in der Welt seinen Fortgang nimmt, zusammen. Das Schicksal eines jeden Gliedes unsrer Familien entscheidet sich für alle Ewigkeit während der Abschlußzeit des Evangeliums. Die Zukunft unsrer Nachbarn steht unabänderlich fest, wenn das Werk beendet ist. Möge der Herr, der allein die volle Schwere dieser Tatsachen kennt, uns unsre Verantwortung recht vor Augen führen! Wir sollten auch nicht vergessen, daß wir nur wenig Zeit behalten, uns hinreichend auf so wichtige Ereignisse vorzubereiten. Immer wieder sollten wir uns daran erinnern, daß die lange prophetische Zeit der 2300 Jahre im Jahre 1844 endete und daß zu der Zeit schon die Stunde des Gerichtes Gottes begann. Die Verkündigung der großen dreifachen Engelsbotschaft aus Offenbarung 14 wurde nötig. Zugleich schlug die Stunde, in welcher der siebente Engel aller Welt kundtat, daß die für die Vollendung des Werkes Gottes festgesetzte Zeit gekommen sei. Nach unserm Verständnis der Schrift ist diese Aufgabe einem einzigen Geschlechte aufgetragen. So steht ohne Zweifel fest, daß uns nur noch wenig Zeit beschieden ist! Die Prüfungszeit ist bald abgelausen. Welch schreckliches Erwachen wird nach ihrem Ablauf über die kommen, die versäumt haben, sich auf die Begegnung mit Gott vorzubereiten. Wer kann ausdenken, viel weniger noch ausmalen, wie jämmerlich und schrecklich die Trennung von lieben Angehörigen, Freunden und Nachbarn in jener Stunde sein wird? Aber wie immer auch die Entscheidung sein, welche weitreichenden, ja ewigen Folgen sie auch haben mag, das Werk wird vollendet werden, die Herrschaft der Sünde wird zu Ende gehen. Als solche, die von Gott erkauft sind, sollten wir alle so leben und an der Rettung aller, die wir zu erreichen vermögen, arbeiten, daß wir mit aufrichtigem Verlangen für die schnelle Beendigung des Werkes Gottes beten und wirken können. 'Wir werden dazu aufgefordert; denn der Apostel Paulus sagt zum Volke Gottes mit Bezug auf diese Zeit: „Wie sollt ihr denn geschickt sein mit heiligem Wandel und gottseligem Wesen, daß ihr wartet und eilet zu der Zukunst des Tages des Herrn!" 2. Petr. 3, 11. Eine Beschleunigung der Vollendung. Schon oft hat uns die Frage schwer bedrückt: Ist es der Gemeinde möglich, die Beendigung des Werkes Gottes und damit den Tag der Wiederkunft des Herrn zu- beschleunigen? Wodurch kann das Ende aller Dinge, nach dem wir sehnlichst verlangen, beschleunigt werden? Eine eindeutige, bestimmte und auch tröstliche Antwort auf diese Fragen erhalten wir in folgender Unterweisung des Geistes der Weissagung: „So wie du den Geist Christi — den Geist selbstloser Liebe und Arbeit sür andre — aufnimmst. wirst du wachsen und Frucht bringen. Die Früchte des Geistes werden in deinem Charakter reifen. Dein Glaube wird zunehmen, deine Überzeugung stärker und deine Liebe vollkommener werden. Mehr und mehr wirst du das Bild Christi ausstrahlen in dem, das rein, edel und lieblich ist. ,Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit/ Die Frucht kann niemals vergehen, sondern wird eine Ernte hervorbringen nach ihrer Art zum ewigen Leben. ,Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er bald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.' Christus wartet mit sehnsüchtigem Verlangen daraus, sich durch seine Gemeinde offenbart zu sehen. Wenn der Charakter Christi vollkommen in seinem Volke wird hergestellt sein, dann wird er kommen, um es als sein Eigentum zu beanspruchen. Es ist das Vorrecht eines jeden Christen, nicht nur die Wiederkunft unsers Herrn Jesu Christi zu erwarten, sondern sie auch zu beschleunigen. ,Da nun dies alles ausgelöst wird, welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit! erwartend und beschleunigend die Ankunft des Tages Gottes.' Wenn alle, die seinen Namen bekennen, auch zu seiner Ehre Frucht brächten, wie bald würde da die ganze Welt mit dem Samen des Evangeliums besät werden! Die letzte große Ernte würde schnell reisen, und Christus würde kommen, um den köstlichen Weizen einzuheimsen." „Christi Gleichnisse", S. 67. 68. Es bleibt kein Zweifel darüber, was zu tun ist: Empfange den Geist Christi und bringe durch ihn die Früchte des Geistes: Liebe, Freude, Geduld, Sanftmut, Gütigkeit, Glauben. Seine rechten Nachfolger spiegeln in ihrem Wesen diese Tugenden des einen Sündlosen wider. Wenn er sich dann in seiner Gemeinde wiedersieht, „schickt er bald die Sichel hin", um die Ernte einzuheimsen. Dadurch kann die Gemeinde die Vollendung des Werkes Gottes und das Hereinbrechen des großen Tages der vollständigen Erlösung beschleunigen. Zweiter Gebetstagsvortrag. Die Vollendung des Werkes Gottes in unserm eigenen Leben. Von F. M. Wilcox. „Es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zu einem Zeugnis über alle Völker, und dann wird das Ende kommen." „Er vollendet die Sache skürzt sie abj in Gerechtigkeit; denn der Herr wird eine abgekürzte Sache tun aus Erden." Matth. 25, 14; Röm. 9, 28. iE. B.) Wie ergreifend ist doch der Gedanke, daß das Werk des Evangeliums unter den Weltvölkern in dieser unsrer Zeit vollendet werden soll! Der große Kampf zwischen Christus und Satan, zwischen Wahrheit und Irrtum, Licht und Finsternis, der all die vergangenen Jahrhunderte getobt hat, soll in diesem Menschengeschlecht sein Ende erreichen. Wir sind Teilnehmer an diesem großen Kampfe. Ehe das Werk Gottes aber in der weiten Welt vollendet werden kann, muß es in den einzelnen Menschen vollendet werden. Ehe wir die Heilsbotschaft in wirksamer Weise andern bringen können, müssen wir ihre rettende Kraft an uns selber erfahren haben. Wie können wir andern die Botschaft des Friedens und der Errettung durch den Heiland Jesus verkündigen, wenn wir selber keinen Frieden im Herzen haben? Wie können wir andern eindrucksvoll davon erzählen, daß Gott sie von ihren Sünden befreien wird, wenn wir nicht in unserm eignen Leben diese Befreiung durchgemacht haben? Die ersten Schritte auf dem Wege christlicher Erfahrung. Die Vollendung des Werkes Gottes in unserm eignen Leben schließt vor allem das Ablegen der Sünde ein. Dies geschieht durch wahre Reue. Reue ist die Traurigkeit über die Sünde, die zur Abkehr von der Sünde führt. Die Heilige Schrift unterscheidet deutlich zwischen göttlicher Traurigkeit und weltlicher Traurigkeit. Die Betrübnis nach Art der Welt empfindet z. B. ein Verbrecher, der bei seiner Tat betroffen ist und sich nun in der Gewalt des Gesetzes sieht. Er bereut nicht seine sündhafte Handlungsweise, sondern nur, daß seine Schandtaten mißglückt sind und er nun für sein Verbrecherleben büßen muß. Ist er erst entlassen, so wendet er sich wieder seinem alten Sündenleben zu. Gott wohlgefällige Betrübnis bereut aber die Sünde, weil diese unrecht ist. Das ist eine Trauer, die den Menschen dahin bringt, die Sünde zu lassen, selbst ehe sie ihre verderblichen Früchte gebracht hat. „Denn die Betrübnis Gott gemäß bewirkt eine nie zu bereuende Buße zum Heil; die Betrübnis der Welt aber bewirkt den Tod. Denn siehe, eben dieses, daß ihr Gott gemäß betrübt worden seid, wieviel Fleiß hat es bei euch bewirkt! sogar Verantwortung, sogar Unwillen, sogar Furcht, sogar Sehnsucht, sogar Eifer, sogar Vergeltung. Ihr habt euch in allem bewiesen, daß ihr an der Sache rein seid." 2. Kor. 7. 11 (E. B.). Das Wesen des aufrichtigen Sündenbekenntnisses. Gott wohlgefällige Betrübnis wird ihren Ausdruck in aufrichtigem Sündenbekenntnis finden. Bekennen müssen wir Gott und unserm Mitmenschen, gegen den wir gesündigt haben. „Wahres Sündenbekenntnis ist immer bestimmt und gibt besondere Sünden zu. Es mögen solche sein, die nur Gott gegenüber bekannt werden müssen, oder Verfehlungen, die denen bekannt werden müssen, die unrechterweise darunter gelitten haben, oder Vergehungen gegen die Allgemeinheit, die dann dieser öffentlich bekannt werden sollten. Alle Sündenbekenntnisse sollten klar und bestimmt geschehen und die Sünden zugeben, deren man sich schuldig gemacht hat."* Gottes besonderer Segen ist dem verheißen, der seine Verfehlungen sühnt. „Wer seine Missetat leugnet, dem wird es nicht gelingen; wer sie aber bekennt und läßt, der wird Barmherzigkeit erlangen." Spr. 28, 13. „Er wird vor den Leuten bekennen und sagen: ,Ich hatte gesündigt und das Recht verkehrt, aber es ist mir nicht vergolten worden. Er hat meine Seele erlöst, daß sie nicht führe ins Verderben, sondern mein Leben das Licht sähe." Hiob 33, 27. 28. Bei diesem Hinwegtun der Sünde, besonders bei Mißhelligkeiten, die zwischen uns und unseren Geschwistern entstehen, sollen wir nicht daraus warten, daß sie den ersten Schritt zur Versöhnung tun, wenn wir auch meinen, sie seien die Hauptschuldigen und unser Verschulden sei ihrem gegenüber geringfügig gewesen. Wir sollten mit dem Willen zur Vergebung und Versöhnung zu ihnen gehen. „Darum, wenn du deine Gabe aus dem Altar opferst und wirst allda eingedenk, daß dein Bruder etwas wider dich habe, so laß allda vor dem Altar deine Gabe und gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und alsdann komm und opfre deine Gabe." Matth. 5, 23. 24. „Wenn es Schwierigkeiten gegeben hat. . . wenn Mißgunst, Haß, Verbitterung, Argwohn vorgekommen sind, bekennt diese Sünden; aber nicht so im allgemeinen, geht vielmehr selbst zu euren Geschwistern im Herrn hin, und dann drückt euch bestimmt aus. Habt ihr eine Verfehlung begangen und s i e zwanzig, so bekennt die eine, als wäret ihr der Hauptschuldige. Reicht ihnen die Hand, laßt euer Herz durch den Einfluß des Geistes Gottes erweichen und sagt: .Willst du mir vergeben? Ich stehe nicht recht zu dir. Ich möchte alles Böse wieder gut machen, damit in den Büchern des Himmels nichts gegen mich geschrieben steht. Ich muß dafür sorgen, daß alles in Ordnung ist!' Was denkt ihr, wer wird solchem Entgegenkommen widerstehen?" Wenn wir uns bewußt dem Willen Gottes unterworfen und durch Bekenntnis unsrer Sünden und Gutmachen aller Vergehungen dem Wirken seines Heiligen Geistes Raum gegeben haben, so ist es unser herrliches Vorrecht, zu glauben, daß uns Gott um Jesu willen unsre Sünde vergeben und von allem Unrecht gereinigt hat. „So wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er sGotts treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend." 1. Joh. 1, 9. * Alle Anführungen außer den Bibelstellen stammen aus der Feder von Schw. E. G. White. Gerechtfertigt durch seinen Tod, gerettet durch sein Leben. Das Blut Christi sühnt die Sünden der Vergangenheit, seine Gerechtigkeit wird uns zugerechnet. Durch diese zugerechnete Gerechtigkeit wird der Gläubige gerechtfertigt, so daß er den göttlichen Anforderungen genügt. Und Gott läßt es dabei nicht bewenden, er tut mehr: hat er jemand von seinen vergangenen Sünden gerechtfertigt und als Kind angenommen, so bewahrt er ihn auch durch Jesu Leben vor fernerem Sündigen. Er vergibt nicht nur: er reinigt auch. „Darum preist Gott seine Liebe gegen uns, daß Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren. So werden wir ja vielmehr durch ihn bewahrt werden vor dem Zorn, nachdem wir durch sein Blut gerecht geworden sind. Denn so wir Gott versöhnt sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, vielmehr werden wir selig werden durch sein Leben, so wir nun versöhnt sind." Röm. 5, 8—10. Der Apostel Paulus erklärt uns den Erfolg seiner Glaubenserfahrung folgendermaßen: „Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben." Gal. 2, 20. Dieses dem Gläubigen durch den Glauben verliehene Leben des Heilandes ist nichts andres als der Heilige Geist. Um diesen Heiligen Geist sollten wir ernstlich beten. „Der Heilige Geist ist der Odem des geistlichen Lebens im Menschen. Die Verleihung des Geistes ist die Verleihung des Lebens Christi. Sie begabt den Empfänger mit den Eigenschaften Christi." Wachstum in Christus. Wer diese Grundlage christlicher Erfahrung hat, soll nach der Vollkommenheit streben. „Darum wollen wir die Lehre vom Anfang christlichen Lebens jetzt lassen und zur Vollkommenheit fahren, und nicht abermals Grund legen von Buße der toten Werke, vom Glauben an Gott, von der Taufe, von der Lehre, vom Händeauflegen, von der Toten Auferstehung und vom ewigen Gericht. Und das wollen wir tun, so es Gott anders zuläßt." Hebr. 6, 1—3. Christenleben ist Wachstum. Der Gläubige soll „wachsen in der Gnade und Erkenntnis unsres Herrn und Heilandes Jesus Christus". Fehlschläge im Glaubensleben können zweierlei Ursache haben. Sie entstehen entweder dadurch, daß der Gläubige bei der Übergabe an Gott nicht alles auf den Altar legte, oder daß er nach seiner völligen Übergabe am Anfang wieder zurücknimmt, was er auf den Altar Gottes gelegt hatte, und auf diese Art und Weise den Segen verliert, der die Folge völliger Übergabe ist. Darum ist es notwendig, daß Kinder Gottes immerfort zu völliger Übergabe bereit sind. „Mag unsre Übergabe bei der Bekehrung auch völlig gewesen sein, so nützt sie doch nichts, wenn sie nicht täglich erneuert wird; nur Übergabe im gegenwärtigen Augenblick ist tief, fruchtbar und Gott wohlgefällig." Diese tägliche Übergabe schließt in sich, daß wir unser Leben unter Gottes Leitung stellen, damit er es nach seinem allweisen Ratschlüsse bilde und wandle. „übergebt euch Gott jeden Morgen für den vor euch liegenden Tag. Unterstellt ihm alle eure Pläne, um sie seiner Vorsehung gemäß auszuführen oder auszugeben. Indem ihr so Tag für Tag euer Leben der Hand des Herrn befehlt, wird sie es dem Leben Jesu immer ähnlicher gestalten." Versuchungen als Prüfsteine. Das Leben des Herrn war ein Leben voller Prüfungen. Seine Nachfolger müssen in seine Fußtapfen treten und durch die Versuchungen und Schwierigkeiten, die ihre Erfahrung mit sich bringt, lernen, zwischen Augenblickseingebungen oder bloßen Gefühlsregungen und wahrem Glauben zu unterscheiden. Unsre Gefühle sind den Verhältnissen, der Umgebung sowie körperlichen Zuständen usw. unterworfen, der Glaube aber setzt sich über dieses alles hinweg. Gleichwie das Licht am hellsten im tiefsten Dunkel strahlt, so wächst der Glaube mit den Widerwärtigkeiten. „Die einst siegreich sein werden, werden vorher Zeiten schrecklicher Anfechtung und Prüfung in ihrem Glaubensleben durchmachen; dann dürfen sie nicht ihr Vertrauen wegwerfen, denn dieser Kampf gehört zu ihrer Erziehung in der Schule Christi und ist notwendig zur Läuterung von allen Schlacken." Ein Ziel nur dürfen wir vor Augen haben: recht zu tun ohne Rücksicht aus die Folgen. Nicht Laune, sondern Grundsatztreue muß uns beherrschen. „Jeder von uns hat das Vorrecht zu sagen: ,Ich will die Befehle meines Herrn aufs Wort genau ausführen, ob ich etwas dabei fühle oder nicht. Ich will auf keine angenehme Regung und auf keinen verborgenen Trieb zum Handeln warten/ Ich will fragen: ,Was ist mir aufgetragen? Wozu bin ich verpflichtet? Was verlangt mein Herr von mir?'" Wenn Gott uns in seinen großen Schmelztiegel wirft und wir der Läuterung unterworfen werden, so laßt uns geduldig sein. Laßt uns kein Wort des Zweifels oder des Unglaubens äußern, denn solche Äußerungen unserseits werden unsre eigne Tatkraft schwächen und Versuchung und Entmutigung über unsre Mitchristen bringen. Gottes Dienerin sagt darüber unter Bezugnahme auf ihre eigne Erfahrung: „In Zeiten der Prüfung müssen wir uns an Gott und seine Verheißungen klammern. Manche haben mich gefragt: .Wirst du nicht manchmal entmutigt, wenn du geprüft wirst?' Da habe ich geantwortet: ,Ia, wenn du mit Entmutigung Traurigsein oder Niedergeschlagenheit meinst.' ,Hast du dann nicht jemand dein Herz ausgeschüttet?' ,Nein, es gibt eine Zeit, da man die Zunge zügeln muß, und so hatte ich mir vorgenommen, kein Wort des Zweifels oder der Bekümmernis zu äußern, um nicht die mich umgaben zu betrüben.' Ich habe mir dann gesagt: ,Ich will das Läuterungsseuer aushalten; es wird mich nicht verzehren. Rede ich, so sei es nur von etwas Freundlichem: vom Glauben und Vertrauen zu Gott; von der Gerechtigkeit; von der Güte ukd der Liebe Jesu, meines Heilandes. Andere sollen dadurch veranlaßt werden, an den Himmel und die Verheißungen Gottes, an das Werk Christi droben für uns und an unser Werk hier auf Erden für ihn zu denken."' Satans Macht ist begrenzt. Wir sollen Versuchungen in unserm Leben nicht als Sünde ansehen. Versuchung wird nur zur Sünde, wenn wir ihrem verführerischen Einflüsse nachgeben, nur wenn wir häßliche Regungen auch nähren, nachdem sie in uns wach geworden sind. Wenn wir aber sündhafte Neigungen unterdrücken, werden wir dadurch nicht befleckt. „Satan erregt selbst bei den besten Menschen lästige Gedanken und Gefühle; werden sie aber nicht genährt, sondern verabscheut und unterdrückt, so bleibt man rein von Schuld und veranlaßt auch nicht andre, sich zu beflecken." Wenn Satan auch Macht hat, zu versuchen, so kann er uns doch nicht zur Sünde zwingen. Gott hat dem Willen jedes Menschen Macht verliehen, entweder dem Feinde aller Gerechtigkeit Gefolgschaft zu leisten, oder sich der Leitung des Geistes Gottes zu unterwerfen. „Christus wird allen Kraft verleihen, die danach trachten. Niemand kann ohne seine eigne Einwilligung vom Satan überwunden werden. Der Versucher hat keine Macht, den Willen des Menschen zu beherrschen oder ihn zur Sünde zu zwingen. Er kann wohl beunruhigen, aber nicht mit Sünde beflecken; in Angst versetzen, aber nicht überwältigen." „Aller wahre Gehorsam kommt aus dem Herzen. Auch Christus arbeitete am Herzen. Mit unserm Einverständnis wird er derart aus unsre Gedanken und Absichten einwirken, in solchem Maße unser Wollen und Empfinden einnehmen, daß 'wir unsern eigenen Regungen folgen, wenn wir ihm gehorchen. Geläutert und geheiligt, werden wir nichts lieber tun mögen, als ihm dienen. Kennen wir Gott erst, wie wir ihn kennen dürfen, so wird unser Leben auch ein Leben beständigen Gehorsams. Durch Erkenntnis Christi und Gemeinschaft mit Gott wird die Sünde uns verhaßt werden." Das Leben ist Gottes große Schule, in der wir erzogen, seine Werkstatt, in der wir zubereitet werden, den Platz auszufüllen, den wir nach seinem ewigen Ratschluß einnehmen sollen. „Leben ist Zucht. Solange der Christ in der Welt ist, wird er widrigen Einflüssen begegnen. Sie werden seine Geduld auf die Probe stellen. Im Kampf mit ihnen werden die christlichen Tugenden entwickelt. Nimmt man Unrecht und Beleidigungen gelassen hin, beantwortet man kränkende Reden gelinde und Gewalttätigkeiten mit Freundlichkeit, so beweist man damit, daß man den Geist Jesu im Herzen wohnen hat und vom Saft des lebendigen Weinstockes durchdrungen wird. In diesem Leben befinden wir uns in der Schule Christi, in der wir lernen sollen, sanftmütig und demütig zu sein. Am Tage der endgültigen Abrechnung werden wir sehen, daß alle Hindernisse, denen wir begegnen, alle Schwierigkeiten und Unbequemlichkeiten, die wir ertragen müssen, Gelegenheiten zur Anwendung der Grundsätze des christlichen Lebens sind. Fügen wir uns darein, so erzeugen sie in uns die Wesenszüge, die Christus aufwies und die den Christen vom Weltmenschen unterscheiden." Vom Bleiben in Christus. Wenn wir uns dieser Umwandlung unterziehen, täglich die geistliche Speise zu uns nehmen, die Gott in seinem Wort bereithält, beständig im Gebet mit Gott Gemeinschaft pflegen und uns dem Wirken des Heiligen Geistes überlassen, so werden wir in das Ebenbild Gottes umgewandelt. Unbewußt nehmen wir die Eigenschaften und Wesenszüge des Herrn Jesus Christus an. „Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Jesus Christus, so wandelt in ihm und seid gewurzelt und erbaut in ihm und fest im Glauben, wie ihr gelehrt seid, und seid in demselben reichlich dankbar." Kol. 2, 6. 7. „Fragst du: ,Wie kann ich in Christo bleiben?' — Auf gleiche Weise, wie du ihn angenommen hast. ,Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christum Jesum, so wandelt in ihm.' Kol. 2, 6. ,Der Gerechte aber wird des- Glaubens leben.' Hebr. 10, 38. Ihr übergabt euch Gott, um gänzlich sein eigen zu sein, um ihm zu dienen und zu gehorchen, ihr nahmt Christum als euren Heiland an. Ihr konntet euch nicht selbst von euren Sünden reinigen, konntet euch nicht neue Herzen schaffen, aber durch eure Hingabe an Gott hattet ihr das feste Vertrauen, daß er dies alles um Christi willen für euch tun würde. Durch denGlauben wurdet ihr Christi Eigentum, und durch den Glauben müßt ihr in ihm wachsen — durch Geben und Nehmen. Ihr müßt alles geben, eure Herzen, euren Willen, eure Dienste, euer eigenes Ich, um alle seine Gebote zu erfüllen; ihr müßt alles nehmen — Christum als die Fülle alles Segens, damit er in euren Herzen bleibe, damit er eure Stärke, eure Gerechtigkeit und euer ewiger Helfer sei, damit er euch Kraft zum Gehorsam gebe." Quellen der Kraft. Die Kraft und Stärke zum Anfang und zur Vollendung dieser christlichen Erfahrung kommt aus drei großen Quellen. Diese sind: 1. Das Forschen in der Heiligen Schrift. „Seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch als die jetzt gebornen Kindlein, auf daß ihr durch dieselbe zunehmet." „Die Worte, die ich zu euch rede, sind Geist und sind Leben." Im Worte Gottes ist belebende, umgestaltende Kraft, wenn es mit einfachem Glauben und Gehorsam ausgenommen wird. 2. Das Gebet. Wir sollten im Geiste des Gebets leben, allezeit beten, ohne aufzuhören. „Wenn der Mensch die Gewohnheit annimmt, sich mit Gott zu beraten, so ist die Macht des Bösen gebrochen; denn Satan kann nicht in der Nähe eines Menschen bleiben, der sich nahe zu Gott hält." 3. Die Arbeit für andre Menschen. Es erscheint widerspruchsvoll, ist aber wahr, daß wir das, was wir empfangen, nur unter der Bedingung behalten, daß wir es an andre weitergeben. Die Welt befindet sich in großer. Not; allenthalben rufen die Menschen uns um Hilfe an. In unsern Familien, in der Gemeinde Gottes, in der weiten Welt verlangen viele nach dem Troste, den unsre Worte ihnen geben könnten. Laßt uns sie trösten, wie Gott uns getröstet hat. Wenn wir forschen, beten und geben und uns selbst im Dienst für andre vergessen, so wird das Ebenbild Gottes in unserm Leben entstehen, und wir werden in das Bild des Herrn Jesus umgewandelt. Dann werden wir uns selbst in Prüfungen freuen können und die Seligkeit des Gottvertrauens, die Zuversicht des Glaubens sowie den Frieden, der höher als alle Vernunft ist, kennenlernen. Sind wir doch Christi Eigentum, und er ist der Unsre; in ihm aber finden wir volle Genüge. Dritter Gebetstagsoortrag. Die Vollendung des Werkes Hones in unsern Familien. Von I. L. McElhany. Diese Gebetswoche legt uns auf eine sehr bestimmte Weise den Gedanken nahe, daß das Werk Gottes auf Erden vollendet werden soll. Die Schrift spricht sich sehr deutlich und klar über das Werk aus, das geschehen muß, während die Gemeinde aufschaut und aus das Kommen des Herrn wartet. „Blaset mit der Posaune zu Zion, rufet auf meinem heiligen Berge; erzittert, alle Einwohner im Lande! denn der Tag des Herrn kommt und ist nahe. Denn der Herr wird seinen Donner vor seinem Heer lassen hergehen; denn sein Heer ist sehr groß und mächtig, das seinen Befehl wird ausrichten; denn der Tag des Herrn ist groß und sehr erschrecklich: wer kann ihn leiden? Doch spricht auch jetzt der Herr: Bekehret euch zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, mit Weinen, mit Klagen! Blaset mit Posaunen zu Zion, heiliget ein Fasten, rufet die Gemeinde zusammen! Versammelt das Volk, heiliget die Gemeinde, sammelt di? Ältesten, bringet zuhaus die jungen Kinder und die Säuglinge! Der Bräutigam gehe aus seiner Kammer und die Braut aus ihrem Gemach. Laßt die Priester, des Herrn Diener weinen zwischen Halle und Altar und sagen: Herr, schone deines Volks, und laß dein Erbteil nicht zuschanden werden, daß Heiden über sie herrschen. Warum willst du lassen unter den Völkern sagen: Wo ist nun ihr Gott?" Joel 2, 1. 11. 12. 15-17. Diese wunderbare Weissagung ist zugleich ein feierlicher Aufruf an die ganze Gemeinde; er soll zu der Zeit erschallen, wenn der Tag Gottes gerade vor der Tür ist. Der Herr selber läßt den Aufruf ergehen. Er weist auf den Tag hin und stellt eine überaus wichtige Frage: „Wer wird bestehen?" Aus diese Frage eine befriedigende Antwort zu finden, sollte das Bestreben eines jeden von uns während dieser Gebetswoche sein. Dieser besondere Aufruf zur Vorbereitung verlangt, daß wir uns von ganzem Herzen zum Herrn wenden, um geheiligt und für sein Kommen bereit zu werden. Der Aufruf ist umfassend und gilt allgemein; er schließt alle ein, vom Säugling bis zum ältesten Greise oder der ältesten Greisin. Das besondere Werk, das in diesem Prophetenwort verlangt wird, schließt alle Familien des Volkes Gottes ein. Die Prediger bemühen sich überaus eifrig um die Alten und die Jungen: was sollte aber unser Volk selbst tun? Welche Stellung sollte es zu dem feierlichen Ruf einnehmen? Da sich die tatsächliche Beantwortung dieser Fragen auf dem Gebiete des Familienlebens vollzieht, so ist es sehr wichtig, eifrig und sorgfältig über die Vollendung des Heilswerkes in unsern Familien nachzudenken. Unverkennbar hat ein solches Werk mit dem Heim und seinen Bewohnern, den Familiengliedern, zu tun. Demnach müssen wir besonders auf unsern Anteil an der Vollendung des Werkes Gottes in unsern eignen Familien zu sprechen kommen. Eltern, wo sind eure Kinder heute? Haben sie Jesus als ihren Heiland angenommen? Haben sie mit euch den Weg zum Reiche Gottes betreten? Was tut ihr, um euch der feierlichen Verantwortlichkeit gegen eure Familienglieder zu entledigen? Wird Christus in euerm Familienleben erhöht, wie es sein sollte? Der Schreiber dieser Zeilen fuhr einst mit einem Zuge, der von einer Küste Nordamerikas zur andern lief. Am Abend hielt der Zug aus einer Haltestelle, um den Fahrgästen Gelegenheit zum Einnehmen ihrer Abendmahlzeit zu geben. Als er wieder abgefahren war, bemerkten wir, wie eine Frau eilig durch den Wagen ging und jemand suchte. Bald erfuhren wir auch, daß das Töchterchen dieser Frau bei der Abfahrt des Zuges auf der Haltestelle zurückgeblieben war. Während wir im nächtlichen Dunkel immer weiterfuhren, wollte die Mutter sich nicht trösten lassen. Sie lies hin und her, rang die Hände und weinte. Sie konnte nicht schlafen, denn sie vermißte ihr Töchterchen. Noch ehe es Morgen geworden war, verließ sie den Zug und fuhr mit einem Gegenzuge zurück, um ihr Kind zu suchen. Wir konnten das alles beobachten und mußten an andre Knaben und Mädchen aus unsrer Bekanntschaft denken, die gewissermaßen den Zug der christlichen Erfahrung verlassen haben und, vielleicht für alle Ewigkeit, aus irgendeiner Haltestelle zurückgelassen worden sind. Was uns dabei am tiefsten erschüttern sollte, ist die Tatsache, daß sehr ost, wenn so etwas geschieht, wenig darüber gesagt oder dagegen getan wird. Unser großes Bedürfnis — Frömmigkeit im Heim. Wir können uns nicht auf den Prediger oder den Sabbatschullehrer verlassen, daß sie das Heilswerk in unsrer Familie vollenden. Das Gebot der Stunde heißt: Frömmigkeit im Heim! Diese muh von den Eltern gefördert und gepflegt werden. Folgender Ausspruch betont diese Notwendigkeit in sehr nachdrücklicher Weise: „Die Träger der letzten Gnadenbotschaft an die Welt sollten es für ihre Pflicht halten, die Eltern über die Frömmigkeit im Heim zu belehren. Die große Resormationsbewegung muh damit beginnen, daß den Vätern und den Müttern die Grundsätze des Gesetzes Gottes vorgesührt werden. Wenn die Forderungen des Gesetzes vorgelegt werden und Männer und Frauen von ihrer Pflicht, Gehorsam zu leisten, überzeugt werden, dann zeigt ihnen die Wichtigkeit ihrer Entscheidung nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Kinder. Zeigt, daß Gehorsam gegen Gottes Wort unsre einzige Schutzwehr gegen das Böse ist, das die Welt der Vernichtung entgegenführt. Die Eltern geben ihren Kindern entweder ein Vorbild des Gehorsams oder eins der Übertretung. Durch ihr Beispiel und ihre Lehre wird die ewige Bestimmung ihrer Familienangehörigen in den meisten Fällen entschieden. Im späteren Leben werden die Kinder das sein, was die Eltern aus ihnen gemacht haben. Wenn Eltern dazu gebracht werden könnten, die Spur der Folgen ihrer Handlungsweise zu verfolgen und wahrzunehmen, wie sie durch ihr Beispiel und ihre Lehre die «Macht der Sünde oder der Gerechtigkeit verewigen und vermehren, so würden sie sicher einen Wandel eintreten lassen. Viele von ihnen würden den Bann des Herkommens und der Sitte brechen. Prediger sollten diese Angelegenheit ihren Versammlungen nahelegen und in den Familien den Gewissen der Eltern die Überzeugung von ihren heiligen so lange vernachlässigten Pflichten beibringen. Das wird wie nichts andres den Geist, des Pharisäismus und des Widerstandes gegen die Wahrheit brechen. Die Frömmigkeit im Heim ist unsre große Hoffnung, sie gibt eine gute Aussicht auf die Bekehrung der ganzen Familie zur Wahrheit Gotte s." „Die Aufgabe der Familie erstreckt sich weit über ihre eignen Glieder hinaus. Das christliche Heim soll ein Musterbild sein, das die Erhabenheit echter Lebensgrundsätze veranschaulicht. Solch eine Veranschaulichung wird eine Macht zum Guten in der Welt sein. Weit mächtiger als irgendeine gesprochene Predigt ist der Einfluß eines rechten Heims auf Herzen und Leben der andern Menschen. Die Jugend, die aus einem solchen Heim hervorgeht, vermittelt andern die Lehren, die sie gelernt hat, führt edlere Lebensgrundsätze in andre Familien ein und übt einen verbessernden Einfluß auf die Gesellschaft aus." Angesichts dieser Aussprüche ist es überaus wichtig, daß unser Familienleben die Grundsätze der Wahrheit Gottes in ihrer Vollkommenheit darstellt. Unsre Heime sollten durch die Gegenwart des Heiligen Geistes der Wohnplatz des Herrn Jesus sein. Ihr Väter und Mütter, ist es nicht an der Zeit, alle Gewohnheiten in euern Familien abzustellen, die nicht mit der Wahrheit für diese Zeit übereinstimmen? überaus feierlich ist der Gedanke, daß das ewige Geschick der Familienglieder in den meisten Fällen durch das Beispiel und die Lehre der Eltern bestimmt wird! Wie können wir Eltern dem Ausgang des Gerichtes entgegensehen, wenn wir nicht klar und bestimmt erkennen, daß jeder Einfluß unsres Familienlebens von der rechten Quelle ausgeht? Können wir erwarten, unsre Kinder in das Reich Gottes zu führen, während wir uns selbst der Welt anpassen, wie z. B. durch Theaterbesuch, Teilnahme an weltlichen Vergnügungen, falsche Gewohnheiten im Essen und Trinken, Richten unsrer Mitmenschen, Verleumden, Beteiligung an fragwürdigen und unehrlichen Geschäften, Oberflächlichkeit im Sabbathalten, oder dadurch, daß wir sonst irgendwie unterlassen, unsrer Familie ein gutes Vorbild christlichen Lebens zu geben? „Es ist unser aller Vorrecht, in unserm Familienleben, in unsern Sitten und Gewohnheiten und in der Ordnung der Welt einen Beweis dafür zu liefern, was die Rettungsbotschaft für die tun kann, die ihr gehorchen. Christus kam in unsre Welt, um uns ein Beispiel von dem zu geben, was wir werden können. Er erwartet, daß seine Nachfolger sich in jeder Hinsicht mustergültig verhalten. Er wünscht, daß das Göttliche sich an den äußeren Dingen offenbare." , Eine Umgestaltung muß stattfinden. Sollen wir diese Gebetswoche verstreichen lassen und mit der Abstellung all dieser Dinge bis zu einer späteren, gelegeneren Zeit warten? Gott möge es verhüten! Wir wissen, daß es viele gottgefällige Häuser gibt, in denen die größten Anstrengungen gemacht werden, um den höchsten Anforderungen zu genügen. Wir danken Gott für solche Familien. Nichtsdestoweniger glauben wir, daß die Zeit gekommen ist, einen Ausruf zur Neubelebung der Frömmigkeit in unserm Familienleben an unser ganzes Volk zu richten. Diese Gebetswoche kann und muß zu einer Gelegenheit für solch eine gründliche Neugestaltung in unsern Häusern gemacht werden, damit das Werk Gottes dort vollendet werde. Das zu tun, bedeutet aber mehr als eine bloße Gefühlsaufwallung und verlangt mehr, als daß bloß verstandesmäßige Entschlüsse gefaßt werden. Unser Familienleben muß neugestaltet und in Einklang mit den Grundsätzen des Wortes Gottes gebracht werden. „Eine Erweckung und eine Neugestaltung unter der Leitung des Heiligen Geistes muß stattfinden. Erweckung und Neugestaltung sind zwei verschiedene Dinge. Erweckung bedeutet eine Erneuerung unsres geistlichen Lebens, eine Neubelebung unsrer Verstandes- und Willenskräfte, eine Auferstehung vom geistigen Tod. Neugestaltung bedeutet eine Umgestaltung, eine Umwandlung unsrer Gedanken und Meinungen, Taten und Gewohnheiten." Hier haben wir einen deutlichen Hinweis auf die Arbeit, die jetzt in all unsern Häusern geschehen muß. Wenn der Geist Gottes unsre Herzen erweckt, so werden wir dahin kommen, das von uns verlangte Werk der Neugestaltung zu tun. Der Erfolg dieser Arbeit wird zu sehen sein in der Errichtung des Hausaltars, d. h. der Einführung der Hausandacht, im Gebet und Bibelsorschen, in wahrhafter Frömmigkeit im Familienleben, in christlicher Höflichkeit und Liebe im Verkehr der Familienglieder untereinander, in der rechten Ehrfurcht vor dem Sabbat, in der Lauterkeit der Worte und Taten, in der Beachtung der Grundsätze richtiger Gesundheitspflege, in der Freigebigkeit gegenüber dem Werke Gottes in der Heimat wie im Auslande und in der Ausübung aller Grundsätze, für die ein Christ eintreten sollte. Ermahnungen an die Ettern. In einer erschütternden Ermahnung an die Eltern legt der Geist der Weissagung Grundsätze nieder, die für ein jedes Haus lebenswichtig sind: „Es genügt nicht, daß ihr sie seure Kinderj ernährt und bekleidet; ihr solltet auch versuchen, ihre geistigen Kräfte zu entwickeln und ihren Herzen rechtschaffene Grundsätze einzupflanzen. Aber wie oft läßt man vor lauter Sorge um die Hebung der äußeren Erscheinung die Pflege der inneren Schönheit, die Ausbildung des Gemüts außeracht! Ihr Eltern, laßt euch nicht von den Ansichten der Welt beherrschen; bemüht euch nicht, ihren Zielen nachzujagen! Entscheidet selber, wofür ihr hauptsächlich leben sollt, und dann wendet jede Mühe daran, dieses Ziel zu erreichen. Ihr könnt nicht ungestraft die richtige Erziehung eurer Kinder vernachlässigen. Ihr verbildetes Wesen wird öffentlich von eurer Untreue zeugen. . . . Die Zukunft eurer Kinder ruht zum großen Teil in eurer Hand. Wenn ihr eure Pflicht vernachlässigt, so könnt ihr sie in die Reihen des Feindes bringen und sie zu seinen Werkzeugen machen, andre zu verderben. Anderseits, wenn ihr sie treulich unterweist, wenn ihr in euerm eignen Leben ihnen ein gottgefälliges Beispiel gebt, so könnt ihr sie zu Christus führen, und sie werden wiederum andre beeinflussen. Auf diese Weise können viele durch euch gerettet werden. Ihr Väter und Mütter,. . . nehmt eure Verantwortlichkeit auf euch und arbeitet für Zeit und Ewigkeit. Laßt keinen weiteren Tag vergehen, ohne euern Kindern eure Versäumnisse zu bekennen. Sagt ihnen, daß ihr von nun ab euer gottgewolltes Werk zu tun hofft. Bittet sie, euch in euren Bemühungen zu unterstützen. Macht fleißige Anstrengungen, das Begangene wieder gutzumachen. Verharrt nicht länger im Zustande der Laodizeagemeinde. Im Namen des Herrn rufe ich eine jede Familie aus, Farbe zu bekennen. Reformiert die Gemeinde bei euch zu Hause. Wenn ihr im Heim treu eure Pflicht tut, der Vater als Priester seines Hauses, die Mutter als Heimmissionarin, so vermehrt ihr die Werkzeuge des Guten außerhalb eures Hauses. Wenn ihr eure Kräfte daheim vermehrt, werdet ihr besser imstande sein, in der Gemeinde und in der Nachbarschaft zu arbeiten. Wenn ihr eure Kinder für euch und für Gott gewinnt, werdet ihr als Väter und Mütter mitsamt euren Kindern Mitarbeiter Gottes." Dies ist gewiß das Werk, das in der Schriftstelle zu Anfang dieses Gebetstagsvortrages verlangt wird. Von den Häusern der Siebententags-Adventisten sollte ein Geist der Hingabe an Gott und der Frömmigkeit ausströmen. Es genügt nicht, wenn unsre Häuser nur Raststätten sind, wo die Mitglieder der Familie sich gelegentlich oder in gleichgültiger Weise treffen. Der Ausdruck „die Gemeinde bei euch zu Hause" vermittelt uns eine Vorstellung von dem, was der Herr aus unsern Häusern machen will: der Vater soll Priester, die Mutter Heimmissionarin und die Kinder Glieder der Familie Gottes sein. Wollen wir nicht zu dieser Zeit die geforderte Neugestaltung herbeiführen, damit unser Familienleben den göttlichen Anforderungen genügt? Sollte diese Gebetswoche unsern Familien nicht so große Segnungen vermitteln können, daß sie den Erwartungen, die Gott an sie stellt, gerecht werdend Freuden und Segnungen christlichen Familienlebens. Unsre Hoffnung auf das Kommen des Herrn sollte ihren vollkommenen und ihren schönsten Ausdruck im Zusammenleben der ganzen Familie finden. Die Knaben und Mädchen und jungen Leute sollten in einer Umgebung aufwachsen, die Liebe zu den teuren uns von Gott anvertrauten Wahrheiten atmet. Beständig sollten ihnen die Freuden und Segnungen wahren Sabbathattens in unsern Heimen vor Augen treten. Unsre jungen Leute sollten ihr Teil zur Verschönerung des Familienlebens beitragen und dadurch das Werk Gottes in der Familie vollenden Helsen. Statt dem Vater und der Mutter die Arbeit zu erschweren, sollten sie freudig mithelfen und von Herzen am geistlichen Leben der Familie teilnehmen. Sie werden viele Gelegenheiten finden, die echten Grundsätze des Christentums dadurch in die Tat umzusetzen, daß sie den Eltern ihre Lasten tragen Helsen. Dos leichtsinnige und sorglose Wesen, das heute in der Welt überhandnimmt, darf bei uns nicht herrschen: es muß abgelegt werden. Die Zeit ist gekommen, alle weltlichen Einflüsse auf immer aus unsern Reihen zu verbannen. Wir wenden uns an die Väter und Mütter, an die jungen Leute, an die Knaben und Mädchen mit der Bitte, die Gelegenheiten der Gebetswoche so auszukaufen, daß Gottes Aufforderung an uns volles Gehör finde und sein Werk in unsern Familien vollendet werde. Laßt uns nicht weniger erwarten. Die Zeit ist kurz, die uns gestellte Ausgabe aber von der allergrößten Bedeutung. Wollen wir, einzelne wie Familien, uns von ganzem Herzen dem Herrn zuwenden. Wer macht mit? Vierter Gebeistagsvortrag. Die Vollendung des Werkes Gottes tn der Nachbarschaft. Von I. L. Shuler. Gottes Volk muß von neuem mit der ursprünglichen Gottseligkeit belebt werden, um das Werk des Herrn zu einem schnellen Abschluß zu bringen. In Röm. 9, 28 lesen wir: „Denn eine abschließende und beschleunigte Abrechnung in Gerechtigkeit wird der Herr aus Erden veranstalten, ja eine summarische Abrechnung." Wenn diese erste Gottseligkeit wieder vorhanden ist, dann wird auch jenes geistliche Sehnen gestillt, das heute tief im Herzen der übrigen des Volkes Gottes liegt. Dann werden wir die langerwartete Ausgießung des Heiligen Geistes in reichem Maße, die Verkündigung der dritten Engelsbotschaft mit großer, überzeugender Macht an allen Orten sehen, dann werden reichlich Mittel zur Beschaffung aller notwendigen Erleichterungen überall im Werke Gottes fliehen und viele aufrichtige Seelen in der Heimat sowie im Auslande bekehrt werden. Trach ten wir in rechter Weise zuerst nach dieser Gottseligkeit, dann werden uns alle andern erwünschten Segnungen zuteil werden. In dieser Weise predigten die Diener Gottes das Evangelium am Anfang des christlichen Zeitalters. Als die ersten Jünger ernstlich nach der wahren Gottseligkeit suchten und sie erlangten, folgte das segensreiche Pfingstfest. Tausende wurden an einem Tage bekehrt. Die Gläubigen gaben reichlich von ihren Gütern und trugen dadurch zur Ausbreitung des Werkes Gottes bei. Die Evangeliumsbotschaft zog aus „sieghaft und daß sie siegte". So wird es, Gott sei Dank, auch zu der Zeit sein, wenn Gottes Knechte das Evangelium am Schlüsse des Evangeliumszeitalters predigen werden. Wir lesen: „Ehe Gott zum letzten Male die Welt mit seinen Gerichten Heimsucht, wird unter seinem Volk eine Erweckung der ursprünglichen Gottseligkeit stattfinden, wie sie seit dem apostolischen Zeitalter nicht gesehen wurde; der Geist und die Kraft Gottes werden über seine Kinder ausgegossen werden. Zu der Zeit werden sich viele von den Kirchen trennen, in denen die Liebe zur Welt an die Stelle der Liebe zu Gott und seinem Wort getreten ist. Viele Prediger und Laien werden mit Freuden jene großen Wahrheiten annehmen, welche Gott zu der Zeit hat verkündigen lassen, um ein Volk auf die Wiederkunft des Herrn vorzubereiten." „Der große Kampf", S. 534. Man beachte, daß es hier nicht heißt, daß eine große Erweckung zur ursprünglichen Gottseligkeit unter Gottes Volk stattfinden sollte, oder daß eine solche Erweckung gerade vor dem Ende nötig sei, sondern wir lesen, sie w e r d e stattsind en „wie sie seit dem apostolischen Zeitalter nicht gesehen wurde". Folgen einer Wiederbelebung zur ersten Gottseligkeit. Welche Folgen wird diese Wiederbelebung zur ursprünglichen Gottseligkeit zeitigen? Der Herr hat dies seiner erwählten Botin klar gezeigt. Sie sagt: „In Nachtgesichten sah ich eine große Reformbewegung unter dem Volke Gottes. Viele priesen Gott. Kranke wurden geheilt und andre Wunder verrichtet. Ein Geist der Fürbitte setzte ein, so wie er vor dem großen Pfingsttage sich offenbarte. Hunderte und Tausende besuchten Familien und eröffneten ihnen das Wort Gottes. Herzen wurden durch die Kraft des Heiligen Geistes überzeugt, und ein Geist echter Bekehrung offenbarte sich. Allenthalben öffneten sich Türen der Verkündigung der Wahrheit. Die Welt schien durch einen himmlischen Einfluß erleuchtet zu werden. Die treuen und demütigen Kinder Gottes empfingen große Segnungen. Ich hörte Stimmen der Danksagung und des Lobes, und es schien eine Reformation vor sich zu gehen, wie wir sie 1844 erlebten." „Die Beendigung der Arbeit", S. 12. Wenn im Einklang mit obiger Aussage „Hunderte und Tausende" von Gottes Kindern „Familien besuchen und ihnen das Wort Gottes erklären werden", dann wird Gottes Werk in der Nachbarschaft vollendet werden. Der Herr fordert die Glieder unserer Gemeinden jetzt aus, gerade mit dieser Arbeit voranzugehen. Ferner wird uns in den Zeugnissen gesagt: „Gottes Werk wird auf dieser Erde nicht vollendet werden, bis die Männer und Frauen, aus denen unsere Gemeinschaft besteht, sich zur Arbeit aufmachen und ihre Anstrengungen mit denen der Prediger und Gemeindebeamten vereinen." Dies Zeugnis legt den Gemeindegliedern einen großen Teil der Verantwortung für die Beendigung des Werkes auf und macht sie gleichzeitig für die Verzögerung der Ausführung verantwortlich. Sollten nicht diese ergreifenden Worte, die in all unseren Versammlungen in der Gebetswoche 1925 vorgelesen werden, für ein jedes Glied eine göttliche Aufforderung zu erneuter Beteiligung an der Verbreitung der Botschaft in seiner Nachbarschaft sein? In allen Teilen des weltweiten Feldes arbeiten sehr viele unserer Leute treu und beharrlich, um allen, die sie erreichen können, die Botschaft zu bringen, und durch ihre Bemühungen wird viel Samen ausgestreut. Dem obigen Zeugnisse nach tun aber etliche nicht ihre Pflicht, um ihren Winkel zu erhellen, ehe beim Abschluß des Werkes Gottes auf Erden die ganze Welt erleuchtet wird. Osfb. 18,1—4. Jeder wahre Adventist trägt großes Verlangen im Herzen, das Werk beendet zu sehen, damit er unsern Heiland von Angesicht zu Angesicht schauen und, für immer von Sünde befreit, mit seinen Lieben, die ihm durch die grausame Hand des Todes entrissen wurden, wieder vereint sein kann, um das ewige Glück zu genießen, welches der Herr denen bereitet hat, die ihn lieben. Aber laßt uns nie vergessen, daß jeder sein Teil dazu beitragen muß, diese glorreiche Vollendung herbeizuführen. Jedes Glied muß ein lebendiger Missionar sein. Es heißt in den Zeugnissen: „Wäre jeder von euch ein lebendiger Missionar, dann würde die Botschaft für diese Zeit schnell in allen Landen, jedem Volk und jeder Zunge verkündigt werden. Diese Arbeit muß getan werden, ehe Christus in Macht und großer Herrlichkeit kommen wird." Hätte jedes Glied seine ihm von Gott gegebenen Gelegenheiten ausgekauft, andere mit der Botschaft zu erreichen, dann würde das Werk viel weiter voran sein, als es jetzt ist. Wir lesen in den Zeugnissen: „Wenn jedes Gemeindeglied versucht hätte, andere zu erleuchten, dann würden heute Tausende und aber Tausende mehr zu dem Volk gehören, das Gottes Gebote hält." Die Aussicht, daß die ganze Erde bald erleuchtet ist, wenn jedes Glied die Botschaft verbreitet, ist überraschend. Wenn es nur einem Menschen auf der Erde die letzte Botschaft aus Osfb. 14 brächte, und dann ein Jahr arbeitete, um noch einen Freund zu gewinnen, und diese beiden wiederum je eine weitere Seele in einem Jahr gewönnen, die dann alle in derselben Weise weiterarbeiteten, so würde schätzungsweise in 32 Jahren die ganze Welt mit der Botschaft für unsre Zeit bekannt sein. Nun bedenke, mein Bruder, meine Schwester, daß du ein Glied in dieser endlosen Lichtkette bist, die am Ende alle Heiden, Völker und Sprachen umschließen wird.. Wir lesen in „Fußspuren des großen Arztes" (S. 107): „Wer ein Kind Gottes geworden ist, sollte sich hinfort als ein Glied in der Kette betrachten, welche herabgelassen ist, um die Welt zu retten; als eins mit Christo in seinem Liebesplan, mit ihm ausgehen, zu suchen und zu retten das Verlorene." Liebe Seele, die du das Licht der Gotteswahrheit empfangen hast, läßt du dies Licht auf alle, die dich umgeben, leuchten? Ist dein Leben in der Hand deines Herrn ein wirkliches Glied, die Kette der Verkündigung der Wahrheit zu verlängern, welche schließlich die ganze Erde umspannen soll? Versäumen wir es, die Wahrheit denen zu verkünden, mit denen wir zusammenkommen, dann hören wir aus, ein Glied in Gottes großer Liebeskette zu sein, denn dann kann Gott uns nicht gebrauchen, weil wir die Verbindung unterbrechen. Tue Buße und tue die ersten Werke. Diese persönliche Arbeit für Seelen um uns her bildet einen Teil des sicheren Heilmittels Gottes gegen die Lauheit, die in unsrer Zeit vorherrscht und die den letzten Abschnitt der Gottesgemeinde kennzeichnet. Ossb. 3, 15. 16. Der große Arzt weiß genau, was uns geistlich mangelt. Er sagt: „Aber ich habe wider dich, daß du die erste Liebe verlässest." Ossb. 2, 4. Die letzte, die übrigbleibende Gemeinde muß zu der ersten Liebe und den ersten Taten zurückkehren, wenn wir ein zweites Psingstsest die Verkündigung der letzten Botschaft vollenden sehen wollen. Viele Gemeindeglieder sind sich heute bewußt, daß sie ihre erste Liebe verloren haben. Sie erkennen auch ihr großes Bedürfnis, sie zu besitzen und fragen, wie sie jenen Zustand der Glückseligkeit wiedererlangen können. Im nächsten Verse zeigt uns der Herr drei Stufen, vermittels welcher wir zur ersten Liebe Zurückkehren können: 1. „Gedenke, wovon du gefallen bist." 2. „Tue Buße." 3. „Tue die ersten Werke." Diese drei Schritte werden Gottes Kinder heute zu der ersten Liebe zurückbringen. Wollen wir uns nicht in Anbetracht unsres lauen Zustandes in dieser Gebetswoche entschließen, mit Gottes Hilse diese notwendigen Schritte zu tun, um die „erste Liebe" zurückzugewinnen? Was sind die „ersten Werke", die wir tun sollen? In deiner eigenen Erfahrung kannst du die Antwort finden. Einer der ersten Triebe deines erneuten Herzens war das Verlangen, andern zu erzählen, welch einen kostbaren Freund du in Jesu gesunden habest. „Jeder wahre Jünger wird als ein Missionar in das Reich Gottes geboren. Sobald er den Heiland kennenlernt, wünscht er, andre mit ihm bekannt zu machen. ... Die Gnade Christi in der Seele ist gleich einer Quelle in der Wüste, welche sprudelt, um alle zu erquicken." „In den Fußspuren des großen Arztes", S. 104. 105. Dies wird in Ioh. 1, 35—42 treffend veranschaulicht. Johannes und Andreas wurden zuerst durch Johannes den Täufer, den Vorläufer Jesu, auf Jesum verwiesen. Sobald Andreas Jesum gefunden hatte, suchte er seinen Bruder Simon Petrus und führte ihn zu Jesu. Welch ein großer Fund war das! Vier Jahre später hielt der Mann, den Andreas zu Christo brachte, die Pfingstpredigt, welche dreitausend Seelen zum Heiland führte. Wer weiß, ob es nicht gerade in deiner Stadt und Umgebung Männer und Frauen gibt, die du mit der gegenwärtigen Wahrheit erreichen könntest und die wiederum im Dienste Gottes andere zum Glauben bringen würden? Ferner finden wir in Ioh. 1, 43—51, daß Jesus am nächsten Tage Philippus als Jünger berief und dieser sofort Nathanael suchte und ihn zu Jesu brachte. Beide Fälle'zeigen deutlich, was mit den „ersten Werken" gemeint ist, die mit der Erfahrung der ersten Liebe Hand in Hand gehen. In unserem eigenen Leben muß zuerst eine Erweckung erfolgen. Bei unsern Bemühungen um die Errettung anderer dürfen wir nicht vergessen, daß niemand etwas mitteilen kann, „was er selbst noch nicht empfangen hat. Im Werke Gottes vermag das Menschliche nichts. Kein Mensch kann sich mit seinen eigenen Anstrengungen zu einem Lichtträger Gottes machen. Durch das goldene Öl, welches von den himmlischen Boten in die goldenen Röhren gegossen wurde, um von der goldenen Schale in die Lampen des Heiligtums geleitet zu werden, entstand ein beständiges helleuchtendes Licht. Es ist die dem Menschen beständig zuteil werdende Liebe Gottes, die ihn befähigt, anderen Licht mitzuteilen. In die Herzen aller, die durch den Glauben mit Gott verbunden sind, fließt beständig das goldene Öl der Liebe, um dann in guten Werken und in. einem wirklich von Herzen kommenden Dienst für Gott offenbar zu werden." „Christi Gleichnisse", S. 412. Ehe wir gemäß Offb. 2, 5 „die ersten Werke" tun und andere Seelen erreichen können, muß zuerst in uns selbst eine Erweckung erfolgen. Deshalb betete der Psalmist: „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen gewissen Geist." „Mit einem freudigen Geist rüste mich aus." „Ich will die Übertreter deine Wege lehren, daß sich die Sünder zu dir bekehren." Psalm 51, 12.14. 15. Erst als Jesaja selbst von seinen Sünden gereinigt war, war er bereit hinauszugehen, um für Gott zu wirken, und konnte antworten: „Hier bin ich, sende mich!" Jes. 6, 8. Nur wer von aller Sünde gereinigt ist, „der ist ein Gefäß für einen ehrenvollen Dienst, ein Gefäß von ganz besonderer Weihe, dem Hausherrn nützlich und für alle guten Zwecke brauchbar". 2. Tim. 2, 21. übers, v. Albrecht. Es wäre ein nutzloser Versuch, Früchte an einen Obstbaum zu binden. Ist der Baum gesund und in guter Verfassung, so wird er sicherlich von allein Früchte hervorbringen; das Fruchttragen ist ihm natürlich. So ist es auch mit uns, wenn wir eine lebendige Verbindung mit Christo haben. „Wer in mir bleibet, und ich in ihm, der bringt viel Frucht." Ioh. 15, 5. Jesus Christus will, daß wir die Verantwortlichkeit erkennen, die auf uns ruht, unsre Nachbarn mit der Wahrheit bekannt zu machen. Zu dem geheilten Besessenen, der den Herrn bat, bei ihm sein zu dürfen, wohin er ging, sagte der Herr: „Gehe hin in dein Haus und zu den Deinen und verkündige ihnen, wie große Wohltat dir der Herr getan hat." Mark. 5, 19. Es war seine erste Pflicht, das Licht seinen Nächsten mitzuteilen, da dort die Umwandlung in seinem Leben den größten Einfluß ausüben mußte. So ist es auch mit uns. „Saffet die Kmdletn zu mir kommen!" Anleitungen für die Kinderversammlungen vom 4. bis 1Z. Dezember. Erster Gebetstagsvortrag. Vorbereitung auf die Vollendung des Werkes Gottes. Grundlage: Matthäus 24, 1—34; Römer 13, 11—14; Amos 4, 12; Joel 2, 1. 15-18; Titus 2, 12—14; Psalm 50, 3; Matthäus 25, 1-13. - „Christi Gleichnisse", S. 400-415. Wir stehen nun wieder vor unsrer jährlichen Gebetswoche. In vergangenen Jahren haben wir schon öfter an den Gebetsversammlungen teilgenommen; doch die diesjährige Gebetswoche ist die allerwichtigste, „sintemal unser Heil jetzt näher ist, denn da wir gläubig wurden; die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen". Welcher Tag ist hier gemeint? Der Tag, an dem Gott sein Werk aus Erden vollendet; der Tag, an dem wir unsre „selige Hoffnung" durch die „Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unsers Heilandes, Jesu Christi", verwirklicht sehen. Seit dem Sündenfall im Garten Eden haben die frommen Menschen immer auf dies große Ereignis gehofft. Vor ihnen haben wir heute den Vorzug, in einer Zeit zu leben, an deren Ereignissen wir mit Gewißheit erkennen, daß die Wiederkunft Jesu von Tag zu Tag schnell näher rückt. Wohl wissen wir Tag und Stunde seiner Wiederkunft nicht; doch Jesus sagte zu seinen Jüngern, nachdem er ihnen die Zeichen aufgezählt hatte, die dies Ereignis ankünden sollten: „Wenn ihr das alles sehet, so wisset, daß es nahe vor der Tür ist." Wenn wir nun wissen, daß die Wiederkunft Jesu so nahe ist, müssen wir da nicht das Wort des Propheten Amos beachten: „Schicke dich, Israel, und begegne deinem Gott"? Jeder Christ muß sich auf das gewaltige Ereignis vorbereiten, das bald unverhofft über die Welt hereinbrechen wird. Dazu aber ist es nötig, daß wir Gottes Wort fleißig lesen und auch richtig ausleben. Wenn irgendwo Feuer ausbricht oder eine Gefahr droht, wird Alarm geschlagen, und sofort eilen alle Leute, die es angeht, herbei, um sich, ihre Lieben, womöglich auch etwas von ihrer Habe zu retten. Drum ruft der Prophet auch uns zu: „Blaset mit der Posaune zu Zion, rufet auf meinem heiligen Berge; erzittert, alle Einwohner im Lande! denn der Tag des Herrn kommt und ist nahe." Zion ist das Volk Gottes. Eine solche Warnung haben wir in Offenbarung 14. Wir kennen sie unter dem Namen der ersten, zweiten und dritten Engelsbotschaft. Die dreifache oder dreiteilige Botschaft gehört zum „ewigen Evangelium", das allen Erdbewohnern verkündigt werden soll. Diese Botschaft wird nun schon viele Jahre in der ganzen Welt gepredigt, und alle Zeichen deuten klar darauf hin, daß wir den Zeitpunkt erreicht haben, da dies Werk vollendet wird und Jesus wiederkommt. Bald wird keine Zeit mehr zur Buße und Bekehrung sein. Drum will der Heiland, daß wir uns zusammennehmen und nicht sorglos und ungläubig werden gegenüber den Zeichen, die er uns als Vorboten seiner Wiederkunft gegeben hat. Doch während wir achtgeben, wie sich die Zeichen seiner Wiederkunft erfüllen, sollen wir auch gewissenhaft daran denken, daß wir unsre Herzen bereit machen müssen. Der Heiland sagt, wir sollen wachen und beten, weil wir nicht genau die Stunde wissen. Wenn wir das tun, dann werden wir auch bereit sein, wenn er kommt. - oooo Zweiter Gebetstagsvortrag. Wie Gott sein Werk in unsern Herzen vollendet. Grundlage: 1. Johannes 1, 9; Jesaja 1, 16. 17 (erster Teil); Jesaja 30, 21; Epheser 4, 30; Psalm 51, 3—10: 34, 9; 119, 9. 165; Sprüche 20, 11. — „Der Weg zu Christo", S. 32—51. Was eine Bühne ist, wird sicherlich den meisten bekannt sein. Sie ist ein erhöhter Platz im Theater, wo die Schauspieler ihre Stücke aufführen. Die Schauspieler müssen viel Zeit und Mühe aufwenden, ehe sie auf der Bühne ihre Rollen richtig spielen können. In jeder Stadt gibt es Theater, und viele Menschen gehen allabendlich da hin. Auf der Bühne selber erscheinen jedoch nur die Schauspieler, die sich auf ihr Schauspiel eingellbt haben. Es gibt aber noch eine andre Bühne, auf der wird ein Schauspiel gegeben, woran alle Menschen auf Erden teilnehmen. Diese Bühne ist die Welt, und jeder Mensch ist ein Schauspieler darin. Gott und die Engel aber sind die Zuschauer. Der Satan arbeitet unter den Menschen, um bald die letzten Auftritte des Schauspiels aufzuführen. Auf der Weltbllhne spielen zwei Parteien. Die eine steht auf der Seite Satans, die andre auf der Seite Christi und hilft sein Werk aus Erden vollenden. Auf welcher Seite ein Mensch steht, kann man daran erkennen, wie er in diesem gewaltigen Schauspiel handelt. In der Bibel steht geschrieben, daß man „auch einen Knaben an seinem Wesen kennt", daß man also an ihm erkennen kann, ob er auf der Seite Jesu oder auf der Seite Satans steht. Um unsre Rolle auf der Weltbllhne richtig zu spielen, müssen wir den Heiland in unsre Herzen einlassen, damit er sie hell und rein mache. Vom Himmel ergeht an jeden folgende Einladung: „Kommt, und laßt uns miteinander rechten, spricht der Herr. Wenn eure Sünde gleich blutrot ist. soll sie doch schneeweiß werden; und wenn sie gleich ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden." Jesaja 1, 18. In der Bibel steht auch geschrieben, wer einmal Gott sehen wird: „Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen." Matthäus 5, 8. Mit dem reinen Herzen ist nicht nur gemeint, daß man reine Gedanken und Taten haben muß, sondern daß man auch frei von Stolz und Selbstsucht sein soll. Auf die Frage: „Wer wird auf des Herrn Berg gehen, und wer wird stehen an seiner heiligen Stätte?" gibt die Heilige Schrift folgende Antwort: „Der unschuldige Hände hat und reines Herzens ist: der nicht Lust hat zu loser Lehre und schwört nicht fälschlich." Psalm 24, 3. 4. Mit reinen Händen sind solche Hände gemeint, die weder stehlen noch sonst etwas Böses tun. Eva befleckte ihre Hände, als sie die verbotene Frucht nahm. Die Menschen haben ihre Hände befleckt, wenn sie die Kinder Gottes verfolgten. Pilatus befleckte seine Hände, als er zuließ, daß Christus gekreuzigt wurde. Jesus ruft heute einem jeden zu, daß er vor der HerzenKtiir stehe und anklopse. Wenn du ihm aufmachst, dann wird er hereinkommen und das Abendmahl mit dir halten. Der Heilige Geist ermahnt dich, nach oben zu sehen und die Tür deines Herzens weit zu öffnen, damit der König der Ehren einziehen kann. Der Erlöser wartet heute auf dich und auf mich, daß wir ihn fein Werk an unsren Herzen vollenden lassen. Wollen wir das nicht tun? Einst wollte ein kleines Mädchen zu Jesus kommen und haben, daß er ihr Herz von Sünden reinigen möchte. Deshalb sagte sie zu dem Prediger, der die Versammlung leitete: „Möchtest du nicht für mich in der Versammlung beten? Aber du darfst nicht meinen Namen nennen!" In der Versammlung, als alle ihre Häupter beugten und alles ganz still war, betete der Prediger für das kleine Mädchen und sagte: „Treuer Gott, hier ist ein kleines Mädchen, das will nicht, daß ich seinen Namen nenne. Aber du kennst sie; errette du sie von Sünde und Tod." Dann war es einen Augenblick ganz still, bis hinten in der Versammlung ein kleines Mädchen aufstand und sagte: „Lieber Heiland, ich bin es!" Sie wollte ganz sicher gehen. Je mehr sie nachgedacht hatte, desto mehr Durst nach Vergebung hatte ihr Herz bekommen. Sie wollte gerettet werden, und deshalb schämte sie sich nicht, ossen zu sagen, daß sie es war. Möchtet ihr nicht auch, liebe Kinder, daß euch heute wie diesem kleinen Mädchen die Sünden vergeben werden? Dann scheut euch nicht, es offen zu sagen. oooo Dritter Gebetstagsoortrag. Sei zu Hause ein Christ! Grundlage: Psalm 139, 24; Sprüche 20, 11; Kolosser 3, 20; Lukas 2, 51; 2. Mose 20, 12; 1. Timotheus 4, 12; Jesaja 8, 18; Epheser 4, 32; 1. Timotheus 5, 4. Wenn wir uns auf die Wiederkunft Jesu vorbereiten, dann wird man es zu Hause merken, denn wir werden freundlich, höflich, gehorsam, selbstlos und geduldig sein. Im Worte Gottes steht geschrieben: „Seid untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem andern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christo." Das gehorsamste und beste aller Kinder war Jesus. Er ließ sich nie etwas zuschulden kommen. Er war artig, folgsam und edel und ließ sich nicht von seinem guten Wege abbringen. Wer dem Beispiel Jesu folgt und auch treu und gehorsam ist, von dem wird auch dermaler im Himmel einmal sagen können: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." Worin sollen wir nun ein Vorbild sein? 1. Tim. 4, 12. Weißt du auch, wie das christliche Heim beschaffen sein soll? Gott will, daß wir so miteinander leben wie die große himmlische Familie. Unsre jetzigen Familien sollen ein Abbild der himmlischen Familie sein. In dieser Familie ist Gott Vater und Jesus unser Bruder. Große Engelheere befolgen die Gebote des Vaters und warten auf seine Befehle. In der Heiligen Schrift wird uns auch erzählt, daß diese Engel sehr stark sind und dem Herrn eifrig dienen und gerne seinen Willen tun. Wenn wir nun, liebe Kinder, diese himmlische Familie schon auf Erden darstellen sollen, so müssen wir genau dasselbe tun, was die Engel auch tun. Wir müssen sein gehorsam tapfer liebevoll treu hilfreich selbstlos fest in unsern guten Vorsätzen. Am besten gefallen die Kinder, die bescheiden und gehorsam sind, die auf alle Worte achten, die willig sind zu tun, wozu sie aufgefordert werden. Ein gutes Kind bekommt schon in diesem Leben seinen Lohn. In den Jahren der Kindheit üben wir uns jedoch nicht allein, daß wir für dieses Leben tüchtige Menschen werden, sondern daß wir uns auch droben im himmlischen Heim einen Platz erwerben, wo alle hinkommen, die treu und gehorsam sind. Manchmal mag es scheinen, daß von unsrem Benehmen nur zu Hause etwas zu merken ist; aber mitunter weiß man gar nicht, wie viele Menschen außerdem darauf achtgeben. Wie wir unsre eignen Geschwister, unsre eignen Eltern und unsern Besuch behandeln, davon wird man auch in der Außenwelt etwas merken. Es gehört Selbstlosigkeit dazu, daheim ein hilfsbereiter Christ zu sein. Es gibt immer so viele Dinge, die wir lieber tun, als der Mutter zu helfen. Aber das Heim bleibt der Ort, wo die Früchte des Christen am prächtigsten wachsen. Die Kinder sind die jüngsten Glieder der Familie Gottes. Auch sie schon müssen lernen, sich Gott zu weihen, dem sie durch die Schöpfung und die Erlösung gehören. Sie müssen lernen, daß ihre körperlichen, geistigen und geistlichen Kräfte des Herrn sind. Sie müssen lernen, selbstlos überall zu helfen. Vierter Gebetstagsvortrag. Mission im Hause. Grundlage: Galater 6, 2; Jesaja 41, 6; Matthäus 25, 34—36; Hebräer 10, 24; Sprüche 16, 24. — „Erziehung", S. 270. 271. Beispiele von Kindern, die Missionare im Heim waren: das Mädchen bei Naeman, Samuel, Daniel usw. Die gewaltigen Engel, die Gottes letzte Botschaft zu verkündigen haben, haben unter sich viele andre Engel, die mit ihnen arbeiten. Und alle diese Engel wieder haben Menschen, die mit ihnen arbeiten. Auch dir steht ein Engel zur Seite, denn jeder hat seinen Schutzengel. Und alle diese Engel suchen Männer, Frauen und Kinder zu beeinflussen, daß sie die letzte Botschaft Gottes der Welt verkündigen. Die Ausbreitung der drei Engelsbotschaften geschieht dadurch, daß Männer, Frauen und Kinder predigen, arbeiten und leben, wie die Engel es ihnen angeben. Es gibt viele Wege, wie du helfen kannst, die dreifache Engelsbotschast der Welt zu verkündigen. Du hast gewiß schon die Zeitungsjungen beobachtet, die von Haus zu Haus gehen. Du kannst auch so ein „Zeitungsjunge" sein. Viele Leute haben die kleinen tüchtigen Burschen lieb, die frisch und fröhlich mit einem herzlichen Dankeschön! ihre Blätter an den Mann bringen. Ihr könnt den „Herold" nehmen oder den „Kleinen Freund", die „Gute Gesundheit" usw. und sie den Leuten an den Türen anbieten. Dabei könnt ihr ihnen sagen, daß die Schriften jeden Monat herauskommen, und so vielleicht ständige neue Leser werben. Mädchen können diese Arbeit ebensowohl tun. AIs christliche Missionare, immer freundlich und höflich, könnt ihr so unsre Blätter unter die Leute bringen und dadurch ein großes Werk ausrichten. In den Städten werdet ihr am besten in Begleitung von Erwachsenen gehen. Eine andre Art, wie ihr Missionsarbeit mit Schriften treiben könnt, ist die, daß ihr solche aufbewahrt, die eure Eltern sich halten. Die könnt ihr fein säuberlich in eine Mappe tun und an verschiedene Leute, die ihr kennt, ausleihen. Vater oder Mutter, vielleicht auch der Mijsions-verwalter werden euch solche Mappen zur Verfügung stellen können. Wenn ihr diese Arbeit treu und regelmäßig verrichtet, könnt ihr dadurch viel Leute erreichen, die vielleicht kein Blatt kaufen würden. Im Himmel wird darüber Bericht geführt, was wir tun, die Finsternis des Unglaubens zu erleuchten und die Botschaft von Jesus zu verbreiten, über jeden Erfolg freuen sich die Engel im Himmel. Fünfter Gebetstagsvortrag. Wie Kinder das weltweite Werk vollenden helfen können. Grundlage: Johannes 3, 16; Matthäus 24, 14; Jesaja KO, 1. 2; Matthäus 28, 18—20; 9, 36—38. - „Das Wirken der Apostel", S. 17—24. Frage: Wie halsen die Kinder die erste Engelsbotschaft verkündigen? Antwort: Siehe „Großer Kampf", S. 422—424. Frage: Können Kinder auch zur Vollendung des Werkes Gottes beitragen? Antwort: Wenn Gott sieht, daß es verboten wird, die Wahrheit zu verkündigen, dann wird er seinen Geist auf die Kinder ausgießen. Diese werden dann ein Werk verrichten, das die Alten nicht mehr tun können. Siehe, auch „Erziehung", S. 270. 271. Frage: Wie und wann sollen Kinder sich auf dieses Werk vorbereiten? Antwort: Gott will, daß wir uns täglich auf jene besondere Zeit der Vollendung seines Werkes vorbereiten. Die Engel werden den Kindern daheim, in der Schule und in der Sabbatschule dabei helfen. Ein Mann, der über diesen Gegenstand schreibt, sagt an einer Stelle: Wenn du mich fragst, zu welchem Werk du eigentlich geboren bist, so kann ich es dir nicht sagen. Fragst du aber Gott, der kann es dir sagen, weil er es weiß. Er wird es dir sagen. Er mag es dir nicht immer mit Worten sagen, wie es bei Samuel war oder bei Ieremia. Aber wenn er's dir so nicht sagt, so wird er dich beim Lesen der Bibel auf all die Gelegenheiten aufmerksam machen, wie du dich ausbilden kannst; du wirst es auch daran erkennen, wie er dein Leben führt und welche geistigen und körperlichen Gaben er dir verliehen hat. Es kann sein, daß du Arzt oder Schwester werden sollst, um die Kranken zu heilen und ihnen den Weg zum Leben zu zeigen, wie Jesus es tat. Wenn du gerne ein christlicher Arzt oder eine christliche Schwester werden willst und dies dadurch zeigst, daß du schon jetzt hilfst, wo du kannst, dann, meine ich, ist es ein ziemlich sicheres Zeichen, daß Gott will, du möchtest für ihn solche Arbeit tun. Es kann auch sein, daß du Lehrer werden sollst und daß du durch deine Lehrtätigkeit andern die Kenntnis oer Weisheit und Liebe Gottes vermitteln sollst, wie auch Jesus es tat. Wenn dem so ist, dann glaube ich sicher, daß du nicht nur mit Eifer viel Geschichte, Wissenschaft und Religion lesen, sondern auch alles tun mußt, was du lernst. Denn ich möchte dir ein Geheimnis sagen, und das ist dies: Niemand kann ein richtiger Lehrer sein, wenn er nicht auch tut, was er lehrt. Wenn er alles nur liest oder hört und das dann wiedergibt, ist er wohl ein Erzähler, aber kein Lehrer. Jesus lehrte nichts, was er nicht auch ausgelebt hatte. Und wenn wir ihm, dem großen Lehrer, ähnlich sein wollen, dann müssen wir tun, was er tat. Es gibt bei weitem nicht zu viel Leute für all die freien Plätze, die Gott noch für uns hat. Während ich dies schreibe, denke ich an so viele Länder; da ist Spanien, Brasilien, das ferne China, Afrika, die Inseln der Südsee, auch Amerika, woher Rufe um Missionare kommen. Und wir können gar nicht genug Evangelisten, Ärzte, Lehrer, Kaufleute, Redakteure, Sekretäre, Buchdrucker, Landwirte und Handwerker finden, um alle jene Stellen auszufüllen. Sechster Gebetstagsvortrag. Gaben für die Vollendung des Werkes. Grundlage: Johannes 3, 16; Römer 10, 14. 15; 2. Korinther 9, 6. 7; Matthäus 6, 20. 21; Lukas 6, 38. Geben ist ein Naturgesetz. Gott hat es so eingerichtet. Nichts außer dem selbstsüchtigen Menschen lebt sich selber. Die Vögel unter dem Himmel, die Tiere auf Erden dienen immer einem andern Lebewesen. Die Blätter im Walde, die Grashalme haben alle ihren Dienst zu verrichten. Jeder Baum, jeder Strauch und jedes Blatt erzeugt jenen Lebensstoff, ohne den weder Menschen noch Tiere bestehen könnten. Und Mensch und Tier dienen umgekehrt dem Leben des Baumes, des Busches und des Blattes. Die Blumen strömen ihren Duft aus und tun wohl durch ihre Schönheit. Die Sonne spendet ihr Licht, um tausend Welten damit zu erfreuen. Der Ozean, selber der große Wasserspender all unsrer Quellen und Bäche, nimmt von allen Ländern die Stöme in sich auf, um wieder von seinem Vorrat zu geben. Die Nebel, die von ihm aufsteigen, fallen als Regen nieder, um die Erde zu wässern, damit sie Gewächse sprießen lassen kaun. Die Engel der Herrlichkeit haben Freude am Geben — Liebe zu spenden und unablässig über die Gefallenen zu wachen. Nimm einmal an, du seiest das einzige Kind deines Vaters, und da wären böse Menschen, die für dich schließlich nichts wert sind, aber in sicherer Todesgefahr ständen. Dein Vater wüßte: Wenn du hingingest, so könntest du sie alle retten, doch du müßtest sterben, und er würde dir trotzdem sagen, daß du gehen sollst. Meinst du nicht, daß diese Menschen dann einsähen, daß dein Vater sie sehr lieb hat? Das würde der beste Beweis für seine Liebe sein. Genau so aber ist es mit uns. Wir waren Sünder, hatten keine Hoffnung, hatten Gott nicht lieb; trotzdem hatte Gott uns lieb und gab seinen einzigen Sohn für uns in den Tod. Jesus war willens, sich für die Menschen zu opfern. Joh. 3, 16; Phil. 2, 6. 7. Als Gegengabe für seine große Liebe möchte Jesus unsre sündigen Herzen haben, damit er sie durch sein teures Blut reinigen und läutern kann. Doch auch sein Befehl, in alle Welt hinaus zu gehen und das Evangelium allen Menschen zu verkündigen, gilt uns, d. h.: wir sollen ihm unsre Kraft, unsre Zeit, unsre Worte, unsre Gedanken, unsern Einfluß und auch unser Geld zur Verfügung stellen. Siehe „Christi Gleichnisse", S. 358. Der Herr lädt uns heute ein, uns ihm zu weihen, oamit die Rufe nach dem Evangelium aus Indien, China, Afrika und von den Inseln des Meeres beantwortet werden können. Br. Thompson, der Vorsteher des Nord-Rhodesia-Missionsfeldes schildert uns die Nöte der Heidenmission folgendermaßen: Aus verschiedenen Teilen des Feldes haben wir Nachricht erhalten, daß die Eingeborenen um Lehrer bitten und schreiben, die wir in ihre Dörfer und unter ihre Stämme senden sollen, daß sie ihnen das Evangelium predigen. Überall, wohin wir uns wenden, ist es dasselbe Äthiopien streckt heute seine Hände zu Gott aus, und das bedeutet gewaltige Anforderungen an die Gemeinde Christi. Hier bieten sich gegenwärtig viele goldene Möglichkeiten. Wenn die Gemeinde nur schnell antworten wollte und dem Missionsausschuß die notwendigen Leute und Mittel zur Verfügung stellen würde, so könnte diese große „offene Wunde der Welt" geheilt werden. Wir glauben, daß Hilfe kommt, Gott hat ja in diesem großen Heidenlande nicht tausend Türen geöffnet, um uns zu enttäuschen. Wir klammern uns an die Verheißung, daß Gott uns nach dem Reichtum seiner Gnade helfen wird. Ja, wir glauben, daß wir in den nächsten Jahren Zeugen sein werden, daß ein großes Wunder seiner Gnade geschieht, indem Tausende dieser seiner schwarzen Söhne und Töchter aus der Knechtschaft und heidnischen Finsternis gerettet und für die Teilnahme an seinem Königreiche zubereitet werden. oooo Siebenter Gebetstagsvortrag. Der Meßtag Gottes. Grundlage: Sacharja 2, 1—5; Hesekiel 40, 3—5; 2. Korinther 10, 12; Epheser 4, 7—13, Daniel 7, 9. 10. 13; Offenbarung 20, 12; 2. Korinther 5, 10. — „Der große Kampf", S. 550—562; „Christi Gleichnisse", S. 304—316. Ihr habt euch gewiß schon gemessen, um zu sehen, wie groß ihr seid und wieviel ihr in einer bestimmten Zeit gewachsen seid. Jeder muß für sein Alter eine bestimmte Größe und ein bestimmtes Gewicht haben. Wenn er das nicht hat, kann er krank sein. Der Arzt wird dann sagen, was zu tun ist, um das richtige Gewicht und die richtige Größe einzuholen. Es gibt aber auch ein andres Messen. Das vollzieht der Herr. Er prüft nach, ob unsre Tugendhaftigkeit wächst. Lies „Christi Gleichnisse", S. 360—362. Auch in dieser Gebetswoche werden wir gemessen. Gott beobachtet, ob wir von ganzem Herzen bei der Sache sind. Es ist wohl wichtig, daß wir uns von Zeit zu Zeit körperlich messen; aber noch wichtiger ist es, daß wir dem Maßstab Gottes entsprechen, den er an unser christliches Leben anlegt. Viele Jahre schon lebt die Menschheit in der Zeit des großen Gerichtstags Gottes. Jetzt geht ein Gericht im Himmel vor sich über Tyte und Lebende. Die Taten der Menschenkinder, die im Laufe der Jahrtausende von Gott belohnt zu werden hofften, werden in dieser Zeit gewogen, ihr Leben wird gemessen. Nun wird entschieden, wer von den Toten zum Lohne auferstehen darf, um nimmermehr zu sterben, und wer noch tot bleiben muß bis zum Tage des Weltgerichts. Bald wird auch über uns entschieden sein, wer ewiges Leben empfängt, wer ewigen Tod verdient. Achter Gebetstagsvortrag. Der Frühregen und Spätregen zur Vollendung des Werkes Gottes. Grundlage: Apostelgeschichte 2; Joel 2,23; Offenbarung 18, 1. 2. 4. — „Das Wirken der Apostel", S. 25—42; „Der große Kamps", S. 685—694. Sicherlich sind Vater, Mutter oder Geschwister von euch schon einmal verreist. Da wolltet ihr gerne wissen, wohin sie fuhren. Vielleicht haben sie auch, ehe sie abreisten, versprochen: „Sobald ich dort bin, schicke ich dir etwas Schönes." Und voll Spannung hast du dann jede Post abgewartet, weil du genau wußtest, du würdest dein Geschenk erhalten. Kurz ehe Jesus diese Welt verließ, um zu seinem himmlischen Vater zurückzukehren, versprach er den Jüngern, ihnen gleich nach seiner Ankunft, ein Geschenk zu senden. Dies Geschenk sollte der Tröster sein, der Heilige Geist, der ihnen beim Ausstreuen des Evangeliumssamens unter allen Völkern, Nationen, Zungen und Sprachen helfen sollte. Er sprach: „Es ist euch gut, daß ich hingehe, denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch; so ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden." Dann sagte ihnen Jesus, wo sie auf sein Geschenk warten sollten: „Ihr aber sollt in der Stadt Jerusalem bleiben, bis oaß ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe." Ioh. 16, 7; Luk. 24, 49. Daher kehrten die Jünger nach der Himmelfahrt Jesu nach Jerusalem zurück. Kaum waren sie in der Stadt angelangt, so gingen siß an einen Ort, wo sich die Gläubigen zum Gebet versammelt hatten. Das war keine Kirche, es war ein einfaches Obergeschoß in einem gewöhnlichen Hause. Und dort warteten sie auf das Geschenk, das Jesus, ehe er ging, ihnen versprochen hatte. Sie warteten zehn Tage. Während dieser Wartezeit sorgten die Jünger dafür, daß jede Sünde aus ihren Herzen entfernt wurde, indem sie dieselbe bekannten und bereuten. Dazu lobten und priesen sie Gott für die Liebe Jesu. Lies „Das Wirken der Apostel", S. 25. 26. , Das Geschenk, das sie erwarteten, der Heilige Geist, kam in Gestalt von Feuerzungen hernieder und setzte sich auf alle, die da versammelt waren. Apg. 2, 1—3. Jesus sandte ihnen dies Geschenk, damit sie bei der Verkündigung des Evangeliums besseren Erfolg hatten. Und in ihrem Glück, daß Jesus auf diese Weise an sie gedacht hatte, verkündigten sie allen Menschen den Namen Jesu, der kürzlich erst gekreuzigt, begraben, auserstanden und nach kurzer Zeit zu seinem Vater in den Himmel zurückgekehrt war. Lies „Das Wirken der Apostel", S. 28. Zur Zeit der Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Jünger hatten sich» Juden aus aller Herren Ländern in Jerusalem versammelt, um einem jüdischen Feste beizu-wohnen. Sie redeten die verschiedensten Sprachen. Der Heilige Geist aber befähigte die Apostel, in allen diesen Sprachen zu predigen. Die Sprachen sind uns in Apg. 2, 9—12 aufgezählt. Es wurde bald bekannt, was sich mit den Nachfolgern Jesu ereignet hatte, und von nah und fern kamen Leute zum Tempel, um die Jünger von der Wahrheit Jesu zeugen zu hören. Stellt euch einmal vor, wie überrascht sie gewesen sein mögen, als jeder von ihnen das Evangelium in seiner Sprache gepredigt bekam! Sie wußten, daß die Apostel vorher ihre Sprache nicht gekannt hatten, und so war ihnen das Sprachwunder ein Beweis, daß Jesus wirklich der Sohn Gottes war, der seinen Jüngern die Kraft von oben gegeben hatte. (Siehe „Das Wirken der Apostel", S. 30. 31.) Infolge dieser Predigt wurden an einem einzigen Tage Tausende bekehrt, die offen ihren Glauben an Jesum bekannten. In Palästina gibt es einen Frühregen und einen Spätregen. Der Spätregen kommt zu der Zeit, wenn die Ernte reifen soll. Der Prophet Joel spricht an einer Stelle von der Vollendung des Werkes Gottes in den letzten Tagen und gebraucht in Verbindung damit diese Ausdrücke, um die Ausgießung des Heiligen Geistes zu schildern. Die wunderbaren Bekehrungen am Pfingsttage waren nur ein Anfang von dem. was Gott in den letzten Tagen, vor dem Ende der Welt, tun wird. Kurz vor der Wiederkunft Jesu ist eine weitere besondere Ausgießung des Heiligen Geistes verheißen, wodurch das Volk Gottes die Kraft erhalten wird, das Werk des Herrn schnell zu vollenden. Diese Ausgießung des Heiligen Geistes heißt Svätregen. Die Ausgießung des Heiligen Geistes in den Tagen der Apostel war der Frühreyen. Hatte er schon eine wunderbare Wirkung, so wird die des Svätregens noch viel größer sein. Worum sollen wir bitten? Sach. 10, 1. Wie erhalten wir den Spätregen? „Der große Kampf", S. 693. Welches wird die Folge der Ausgießung des Heiligen Geistes infolge des Spätregens sein? Daselbst S. 694. Jeder soll ein Licht in der Finsternis sein. Wenn du durch dies geistliche Licht und die nahe Verbindung mit Jesu Gutes tun sollst, dann muß es im werktätigen Leben sein, wo du mit deinen Mitmenschen in Berührung kommst. Die ganze Erde soll durch Gottes Kinder erleuchtet melden. Er will, daß sie Lichter seien in der sittlichen Finsternis dieser Welt, überall verstreut: auf dem Lande, in Dörfern und Städten, „ein Schauspiel der Welt und den Engeln und den Menschen". Jeder Gläubige soll in seiner Umgebung für Gott wirken. „Im Familienkreis, bei den Nachbarn, am Krankenbett kannst du in unauffälliger Weise etwas aus der Bibel vorlesen und ein Wort für Jesum und die Wahrheit reden. Auf die Weise kann köstlicher Same ausgestreut werden, der nach langer Zeit aufgehen und Früchte tragen wird." Eine kurze Auslegung der Schrift, die Philippus dem reisenden Kämmerer gab, führte zu seiner Bekehrung. Daraus ersehen wir, daß Gott von seinen Gläubigen erwartet, daß sie jede Gelegenheit ergreifen, um den aufrichtigen Herzen, die nach der Erkenntnis des rechten Weges trachten, Licht aus dem Worte Gottes mitzuteilen. Wäre es nicht heilsam, wenn wir uns fragten: Was tue ich, um meinen Nachbarn Aufklärung zu geben über das, was der Erde bevorsteht? Bin ich in meinem Winkel ein treuer Wächter im Dienste Gottes? „Gott erwartet von jedem, dem er das Licht der gegenwärtigen Wahrheit anvertraut hat, einen persönlichen Dienst. Nicht alle können als Missionare in fremde Länder gehen, aber alle können in ihren Familien und in ihrer Nachbarschaft Missionare sein. Auf vielerlei Weise können Gemeindeglieder die Botschaft ihrer Umgebung mitteilen. Am erfolgreichsten ist ein hilfsbereiter, uneigennütziger, christlicher Wandel. Die den Lebenskampf unter erschwerenden Umständen zu Kämpfen haben, können durch kleine Aufmerksamkeiten, die nichts kosten, erfrischt und gestärkt werden." „Es bleibt ein Geheimnis, weshalb nicht Hunderte dort an der Arbeit sind, wo man heute nur einen Boten findet. Der Himmel staunt über die Gleichgültigkeit, die Kälte, die Unachtsamkeit derer, die vorgeben, Kinder Gottes zu sein. Die Wahrheit birgt lebendige Kraft. Geht im Glauben daran und verkündigt sie so, daß alle, die euch hören, den Eindruck gewinnen, daß es euch Herzenssache ist." Möge Gott uns helfen, dort treu zu sein, wo wir stehen, und dann schließlich das Wort zu hören: „Ei, du frommer und getreuer Knecht, . . . gehe ein zu deines Herrn Freude!" Matth. 25, 21. Fünfter Gebetstagsvorlrag. Die Vollendung des Werkes Hottes auf Erden, Von C. K. Meyers. Der Prophet Jesaja sagt, indem er das Werk des Herrn in den letzten Tagen beschreibt: „Denn der Herr wird sich aufmachen wie auf dem Berge Perazim, und zürnen wie im Tal Gibeon, daß er sein Werk vollbringe auf eine fremde Weise, und daß er seine Arbeit tue auf eine seltsame Weise. So lasset nun euer Spotten, auf daß eure Bande nicht härter werden; denn ich habe ein Verderben gehöret, so vom Herrn, Herrn Zebaoth beschlossen ist über alle Welt." Jes. 28, 21. 22. Diese Kraft des lebendigen Gottes ist ein Unterpfand für ein vollendetes Werk auf dieser Erde. Durch die Sünde sind die Menschen tief in Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit gesunken. Der Mensch, der nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen war, ist nach sechstausendjähriger Trennung von Gott in einem beklagenswerten Zustand. Satan hat aus Aberglauben und heidnischen Sitten Ketten geschmiedet, um drei Viertel der menschlichen Familie damit zu binden. Selbst diejenigen, welchen das Evangelium mit seinem zivilisierenden Einfluß als eine Grundlage zum Emporsteigen und zur Bildung diente, haben Gott vergessen. Deshalb ist die Welt sittlich bankerott geworden; sorglos, unbedachtsam geht sie in diesem unzubereiteten Zustand der letzten Stunde entgegen. Die Lage wäre eine hoffnungslose, wenn die Prophezeiung im Worte Gottes uns nicht sagte, daß ein Engel gesehen wurde „fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen und allen Heiden und Geschlechtern und Sprachen und Völkern". Offb. 14, 6. Gott sei Dank für dies Sinnbild lebendiger Kraft — ein Engel, fliegend mitten durch den Himmel. Die gegenwärtige Lage erfordert Gottes Macht in unbegrenztem Maße. Nicht als eine Theorie, sondern aus Erfahrung muß die Predigt reden, um eine Wirkung auf das durch die Sünde verhärtete Geschlecht auszuüben. Tiese, überwältigende Überzeugung muß die Seeeln ergreifen, bis sie es empfinden, daß das Licht hereinscheint und die Befreiung in Jesu bewirkt. Welch einen Zustand unaussprechlicher Not erblicken wir, wenn wir mit Gottes Hilfe versuchen, dem gegenwärtigen Elend entgegenzutreten! Man kann sich nicht lange in den Gedanken über die Not der Welt vertiefen, ohne zu fühlen, daß man sich aufs neue an Gott halten muß. Wie können wir der Welt erfolgreich dienen, wenn unsre Herzen und Hände zu diesem heiligen Dienst nicht gereinigt sind? Jahr für Jahr sollten sowohl Arbeiter als auch Gemeindeglieder Fortschritte im christlichen Wandel machen. „Ein Engel" ist das Sinnbild der Gemeinde. Wie sollten wir demnach als Gemeinschaft zu Gott stehen? Aus den vielen Beweisen, wie Gottes belebender Geist überall an den Herzen der Menschen wirkt, sammeln wir Mut zu neuen Unternehmungen für uns selbst und für andere. Wir müssen uns entschließen, jede Gebetswoche einen Blick über die Welt schweifen zu lassen, um zu sehen, wieviel die Arbeit des Jahres uns dem Ziele näher gebracht hat, Gottes Werk in aller Welt zu vollenden. Während wir diese jährliche Umschau halten, hoffen wir von Herzen, daß unsre Gläubigen daheim ebensoviel davon haben werden, wie die Arbeiter selber davon hatten, deren Wirken von Gott gesegnet wurde. Sie haben große Freude empfunden, denn sie sahen in einem wunderbaren Maße die errettende Gnade Gottes. An Hunderten von Orten hat sie Unwissenheit und Aberglauben beseitigt. Arme, hilflose Seelen, Sklaven böser Leidenschaften und herabwürdigender Laster sind ihrer Ketten ledig geworden und haben die Freiheit in Christo erlangt. Welch ein Sieg! Europa. Wir fingen unsre Arbeit in Europa an. Die römisch- und griechisch-katholische Kirche sowie der Mohammedanismus treten uns in diesem historischen Erdteil entgegen. Eine Reformation aus die andere haben seine Bewohner durchlebt, die von vielen unterdrückt, von andern angenommen wurden; aber eine neue Reformation, die dreifache Botschaft, beendet das Werk, welches die große protestantische Reformation angesangen hat. Man stelle sich vor, daß wir allein in Europa im letzten Jahre einen Reinzuwachs von 6116 Seelen hatten. Dies war mehr, als die ganze Erde aufweisen konnte, als wir vor 51 Jahren unsere auswärtige Arbeit ansingen. Letztes Jahr hatte ich das Vorrecht, diesen Weltteil zu besuchen und konnte selbst sehen, wie wunderbar das Werk sich hier entwickelt hat. In Teilen des alten Rußlands, wo die griechisch-katholische Kirche noch überwiegt, verlangen die Menschen nach der Botschaft und nehmen sie mit willigem Herzen aus. In einer Stadt, wo wir vor ungefähr vier Jahren 30 Gläubige hatten, sind jetzt 500. Man kann sich vorstellen, daß diese Haltung des Volkes die Staatskirche veranlaßt, ihren Zorn gegen die Adventisten auszulassen. Ein Leiter sagt in einem Schreiben: „Es scheint, daß in diesem Lande unserer Arbeit noch ernste Schwierigkeiten bevorstehen. Die entschlossenen Bemühungen des Feindes, unsere Arbeit in diesem Felde zu zerstören, sind offenbar. Wir aber fürchten uns nicht, denn der Herr steht am Steuer, und wir freuen uns, den wunderbaren Sieg seiner Sache zu sehen. Alle diese Erfahrungen machen uns nur entschlossener in der Arbeit für das leidende, von Priestern bedrückte Volk." Sollten wir in dieser Gebetswoche nicht für diese treuen Arbeiter beten, die ihr Leben für Christum aufs Spiel setzen? Selbst unsere Gemeindeglieder nehmen teil daran, die Seelenernte in Europa einzuheimsen. Im letzten Jahre vernahm ich in einer Union-Konferenzsitzung aus dem Bericht des Sekretärs der Innern Mission, daß im verflossenen Jahre die Geschwister in seinem Felde allein 750 Seelen gewonnen hätten. Der Ferne Osten. Asien erwacht erst jetzt von seinem tausendjährigen Schlaf und erschließt sich auch uns in wunderbarer Weise. Vom Fernen Osten wird Fortschritt berichtet. Zur Adventbotschaft bekennen sich heute in unserer Fernöstlichen Abteilung über 15000 Glieder. Wir haben dort mehr als 21000 Sabbatschulbesucher. Gott hat sein Werk in diesem schwierigen Felde wunderbar gesegnet. In der Philippinischen Union wurden von 1909—1912 80 Glieder gewonnen, von 1913—1916 betrug der Zuwachs 846, von 1917—1920 stieg die Zahl der Glieder auf 2177, und von 1921— 1924 vermehrte sie sich auf 5279. Welch ein Beweis, wie Gottes Macht erretten kann? In jener Division sind viele der üblen Gewohnheit des Opiumrauchens ergeben, aber auch solche erlangen durch die Botschaft die Freiheit in Christo. Von einem solchen Siege wird aus Batavia berichtet: Ein junger Chinese daselbst verschwendete, nachdem er reich geworden war, seinen Wohlstand durch Opiumrauchen. Da kam einer unserer Evangelisten mit ihm in Berührung. Der arme Mann wünschte das Evangelium anzunehmen. Nach längerem Forschen und Beten beschloß er eine entschiedene Anstrengung zur Befreiung zu machen. Er ließ unsre Arbeiter kommen und bat sie, gemeinsam für ihn zu beten, daß Gott ihn von der Sucht nach Opium freimachen möchte. Sie taten es, und da er den Verheißungen Gottes unbedingt vertraute, konnte er bald mit freudestrahlendem Angesicht bezeugen, daß der Herr ihn errettet hatte. Er erklärt heute: „Ich habe seitdem kein Opium mehr genossen." Der Arbeiter, der von diesem Sieg berichtet, fügt hinzu: „Ich habe viel über die Erfahrung dieses Mannes nachgedacht. Ich habe mir selbst gesagt, wenn Gott diesen Mann vom Opium befreien konnte, dann kann er auch mich von jeder Sünde erretten." In einem andern Falle brachte ein Chinese seine Bekehrung sinnreich zum Ausdruck. Er ließ die Evangeliumsarbeiter zu sich kommen und führte sie, nachdem man vorher miteinander gebetet und Gottes Wort betrachtet hatte, an den Ort, da er seine Götzen anzubeten pflegte, nahm die Messingschale, in welcher er Weihrauch opferte, schrieb etwas in chinesischen Schriftzeichen aus deren Innenseite und gab sie dem amerikanischen Missionar. Dieser fragte den chinesischen Helfer, der ihn begleitete, nach der Bedeutung dieser Schriftlichen. Sie besagten, jener Bruder gäbe jetzt Jesu sein Herz und brächte dadurch, daß er ihm die Schale überreichte, den Wunsch zum Aus druck, daß er Zeuge dieses Schrittes sei. Der Missionar fügt hinzu: „Dies kleine Erlebnis hat einen tiefen Eindruck auf mich gemacht. Wie treffend war doch der Vergleich? An dem Ort, wo dieser Mann bis dahin seinem Abgott gedient hatte, wünschte er nun Jesu zu huldigen, und anstatt wie bisher Weihrauch zu opfern, weihte er jetzt Gott sein gläubiges Herz." Ein Herz, in welchem Jesus thront, ist die einzige wertvolle Gabe, die wir Gott bringen können. Wenn diese Gabe ihm von unserm Volk während der Gebetswoche gebracht wird, werden unsre Gebete nicht vergebens sein. Süd-Asien. Auch Indien, das schwierige Indien ermutigt uns durch Fortschritt in der Arbeit. Unsre Missionare vermeinen dort eine neue Macht zu erkennen, welche die Herzen bewegt. Einer von ihnen z. B. schreibt recht hoffnungsvoll und berichtet zugleich einige bezeichnende Erfahrungen. An einem Orte kam ein Mann, nachdem er eins unsrer kleinen Bücher gekauft und gelesen hatte, zu dem Entschluß, unsre Kapelle aufzusuchen. Dort teilte er mit, daß er willens sei, seine Beschäftigung aufzugeben, um den Sabbat zu halten, und bat um Rat. Unser Missionar riet ihm, zuerst zu versuchen, den Sabbat in seiner Stellung frei zu bekommen. Er tat es und bekam ihn frei. Der Schreiber des Berichts fügt hinzu: „Wir haben einen ähnlichen Fall in Lahore gehabt: dort sind sechs Seelen getauft worden." Wie sollen wir die Aufgabe in Indien anfassen, wo das Volk dem Kastengeist unterworfen und auf seine heidnische Philosophie stolz ist, aber wenig Verlangen nach Christo hat? Laßt uns unsrer Missionare in Indien im Gebet zu Gott gedenken. Mittel-Amerika. Von Mittel-Amerika haben wir sehr erfreuliche Berichte. Auf Kuba wurden in Havanna, San Domingo und Cruces kürzlich Taufen abgehalten. Dem Bericht war hinzugefügt: „Wir sind im Hinblick auf das Verlangen nach Wahrheit an vielen Orten sehr ermutigt." Von Salvador wird die Taufe von vierzehn Gläubigen nahe der La-Loma-Schule berichtet. In einer kleinen Stadt, wo Versammlungen abgehalten wurden, haben sich vierzig Seelen bereit erklärt, den Sabbat zu halten. Während der ersten Geschäftssitzung der diesjährigen Jahresversammlung auf Trinidad wurden acht neue Gemeinden ausgenommen. Berichte dieser Art — wir haben hier nur einige Beispiele angeführt — laufen fast wöchentlich ein. Süd-Amerika. Süd-Amerika, der Weltteil der Gelegenheiten, ruft. Es verlangt mehr Missionare und mehr Mittel, weil die Seelenernte dort so groß ist. Bruder W. H. Williams, der Sekretär der Süd amerikanischen Abteilung, teilt mit: „Unser Jahresbericht für 1924 ist eben gedruckt; dies war das beste Jahr in der Geschichte unsres Werkes hier. Wir haben gute Fortschritte gemacht." Sie tauften dort 1924 allein in einem Vierteljahr 1770 Seelen. Wir haben jetzt beinahe 15 000 Glieder in Süd-Amerika. Afrika. Bruder W. B. Commin, der Sekretär der Afrikanischen Abteilung, schreibt wie folgt: „In unserer Abteilung halten 10611 Gläubige den Sabbat. Wir freuen uns, daß während der zwölf Monate des Jahres 1924 1101 Seelen unsere Botschaft annahmen und sich taufen ließen, und wir sehen einem schnelleren Anwachsen unserer Gliederzahl in der Zukunft entgegen, weil wir noch 4707 Seelen Unterricht erteilen. Diese Leute werden vor ihrer Aufnahme in die Gemeinde erst in allen Glaubenspunkten völlig unterrichtet. Jeden Sabbatmorgen versammeln sich im Gebiet der Afrikanischen Abteilung beinahe 15 000 Männer, Frauen und Kinder in den Sabbatschulen. So haben wir auf der ganzen Erde einen großen Fortschritt im Werke der Seelengewinnung, wofür wir alle Gott danken sollten. Wir dürfen uns jedoch nicht damit begnügen, in den Feldern, welche wir schon besitzen, Seelen zu gewinnen. Wir brauchen neue Felder, weitere Siege, größere Kraftentfaltung im Dienste des Herrn. Es gibt Höhen, die wir noch erklimmen müssen. Die Vollendung des Werkes Gottes stellt größere Aufgaben und verlangt mehr von uns, als wir bis jetzt bedacht haben. Dies ist jedoch nur möglich durch eine größere Weihe unserer Glieder und Arbeiter. Die unbetretenen Felder sind eine Aufforderung zu größerem Glauben und innigerem Verkehr mit Gott. Sollten wir uns da in dieser Gebetswoche nicht ungeteilt Gott weihen? Weihen wir uns Gott, so wird uns mehr möglich sein, denn viele warten darauf, daß Gott sich ihnen offenbare. „Unter den Erdbewohnern, die über alle Länder zerstreut sind, gibt es noch viele, die ihre Knie nicht vor Baal gebeugt haben. Gleich den Sternen am Himmel, die nur in der Nacht scheinen, werden diese Treuen leuchten, wenn Dunkelheit die Erde bedeckt und dichte Finsternis die Völker umhüllt. Im heidnischen Afrika, in den katholischen Ländern Europas, in China, Indien und auf den Inseln des Meeres sowie in allen dunklen Teilen der Erde hat Gott seine Auserwählten, die inmitten der Finsternis scheinen und der abgefallenen Welt die Macht der Umwandlung im Gehorsam gegen das Gesetz Gottes kundtun. Schon jetzt findet man sie in allen Ländern und unter allen Zungen und Völkern. . . Deshalb. . . sollte jeder ein fleischernes Herz, ein Herz voll zarter Teilnahme besitzen und gleich dem Heilande die Errettung der verlorengehenden Welt herbeisehnen." Sechster Gebetstagsvortrag. Völlige Übergabe, die Grundlage für die Vollendung des Werkes. Von I. L. Shaw. Von Anfang an war die Hoffnung aus die Vollendung des Werkes den Gläubigen dieser Bewegung Ursache der Freude und Ansporn. Tausende haben in ihrer Jugend ihr Leben auf den Opferaltar Gottes gelegt, und viele tausend andere, die im Dienst für den Herrn ergraut sind, haben ihr ganzes Leben lang die Hoffnung genährt, Zeugen der Vollendung der weltweiten Aufgabe zu werden. Mit dem Namen ihres Vaters an ihren Stirnen hoffen sie am gläsernen Meere zu stehen und das neue Lied vom Siege und von einem siegreich vollendeten Werke zu singen. Die von uns verkündigte Botschaft ist nicht volkstümlich; sie bietet keine irdischen Vorteile, auch keinen Gewinn durch Nebeneinkünfte. Dennoch haben viele Gläubige überzeugt und opferwillig ihr Leben und ihr kleines Vermögen für die Botschaft hingegeben. Da sie an die Lehren glauben, die sie als die letzten Botschaften Gottes an eine sündige Welt bezeichnet haben, sind sie bereit, alles, was sie sind und haben, an deren Verbreitung zu wagen. Wie jener Mann, der in dem Acker einen verborgenen Schatz fand, waren viele bereit, alles, was sie besaßen, zu veräußern, um den Acker zu erwerben, und Gott hat dies Opfer und diesen Dienst anerkannt. So ist ein gewaltiges Unternehmen, das bis an die Enden der Erde reicht, entstanden. Anstalten, die die einzelnen Zweige unsres Missionswerkes in vielen Ländern vertreten, gleichen kleinen Lichtern in der Finsternis und liefern allenthalben den Beweis von dem Glauben und Opsersinn ihrer Gründer und Erhalter. Der Glaube an die Botschaft, die Hoffnung aus die Vollendung des Werkes auf Erden und die Bereitschaft, für dies großzügige Unternehmen Leben und Geldmittel einzusetzen, haben uns von einem Erfolg zum andern geführt. Das waren auch die Beweggründe, die Jesus bei seiner Lehrtätigkeit auf Erden leiteten. Er sagte: „Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen des, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk." Ioh. 4, 34. Der Heiland führte seines Vaters Absichten aus. Er schaute vorwärts auf die Vollendung seiner Lebensarbeit und weihte sich jeden Tag aufs neue dem Dienste Gottes, bis er schließlich, als die letzte Stunde gekommen war, im Gebet für seine Jünger zum Vater sprechen konnte: „Ich habe vollendet das Werk, das du mir gegeben hast, daß ich es tun sollte." Ioh. 17, 4. Die Aussicht, die Vollendung seines Werkes, die Rettung der Sünder zu erleben, beseelte den Heiland bis zu dem Tage, da er, in menschlicher Schwachheit am Kreuze hängend, dennoch voll Siegesgewißheit ausrief: „Es ist vollbracht!" Der hohe Preis für die Erlösung des Menschen war bezahlt. Was Jesus begonnen hatte, das vollendete er auch. „Wie er hatte geliebt die Seinen, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende." Ioh. 13, 1. Als er feinen Blick aus Jerusalem gerichtet hatte, ließ er sich durch nichts mehr abwenden. Als er sich zum Opfer am Kreuze verpflichtet hatte, machte er keinen Versuch mehr, dem Kreuze zu entrinnen, obwohl er es gekonnt hätte. Wir sollen seinen Fußtapsen folgen: „Will mir jemand Nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz aus sich und folge mir." Matth. 16, 24. Viele Menschenkinder erleiden Schiffbruch. Viele machen eine guten Anfang, verlieren aber nach und nach den Weg. Andre Belange lenkten ihre Aufmerksamkeit ab, bis sie von dem festen Vorsatz, sich von der Welt zu trennen und Gott zu gehören, abließen. „Es gibt nichts Betrllbenderes", schreibt jemand, „als einen Bau, der unvollendet stehen bleibt; der nie von Nutzen war; nie das war, was er hatte sein sollen; an den keine reinen, heiligen, erhabenden Gedanken anknüpfen; keine Gedanken an durchgekämpfte Schlachten und gewonnene Siege, an Niederlagen, die fo ruhmvoll waren wie Siege. Gott sieht, was wir nicht sehen." Tharah zog von Ur in Chaldäa aus, um nach Kanaan zu ziehen, aber er starb in Haran. Tharah nahm Abraham, seinen Sohn, mit Sara, dem Weibe Abrahams, und Lot, seinen Enkel, und kam bis nach Haran. Er war bereit, die Dattelpalmen und Weinberge Urs zu verlassen. Er war bereit, seinen götzendienerischen Verwandten und Freunden zu entsagen. Er beabsichtigte nach Kanaan zu wandern, aber er ließ sich in Haran nieder. Uns wird gesagt, daß er den Dienst des wahren Gottes mit seinem Götzendienst verband. Tharah ist vielleicht schon kampfes-müde geworden, ehe die Schlacht gewonnen war. Er mag keine Möglichkeit gesehen haben, große Hindernisse zu überwinden, und hat so den vorwärtsschauenden Hoffnungsblick verloren. Vielleicht schien ihm das Unternehmen so groß, das Wagnis und Opfer ungeheuerlich. Auch das Festhalten an irdischen Gütern kann der Grund gewesen sein. Die Bibel berichtet seine unvollendete Lebensausgabe mit den wenigen Worten: „Tharah starb in Haran." 1. Mose 11, 32. Abraham aber, Tharahs Sohn, gelangte nach Kanaan. Kein Hindernis hat ihn aufgehalten, die Gefahren des Weges haben seinen Blick nicht getrübt. Abraham zweifelte nicht an Gottes Verheißungen. Als Gott ihn ausforderte, seinen eigenen Sohn zu opfern, legte Abraham diesen auf den Opferaltar und hätte ihm sicher das Leben genommen, da er glaubte, daß Gott dennoch seine Verheißung wahrmachen und, wenn es nötig wäre, ihm aus Steinen andere Nachkommen erwecken könne. Aus diesem Grunde war Abraham nicht damit zufrieden, sich in Haran niederzulassen, und selbst nachdem er Kanaan erreicht hatte, war er noch bereit, ein Pilgrim und Fremdling zu sein. Er war los vom Irdischen, und die Hoffnung aus die Vollendung seines Lebenswerkes spornte ihn an. „Er wartete auf eine Stadt, die einen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist." Hebr. 11, 10. Die Kinder Israel verließen, anderthalb Millionen stark, Ägypten, um nach dem verheißenen Lande zu ziehen. Sie gingen trocknen Fußes durchs Rote Meer und wurden in der Wüste Zeugen vieler merkwürdiger Wunder. Sie folgten der Feuersäule und erwarteten vertrauensvoll, bald ins verheißene Land zu gelangen, doch bei Kades-Barnea wurden sie schwach. Hier wandelten sich ihre Absichten. Furcht und Unglaube traten an die Stelle des Glaubens und des Mutes. Sie waren nicht von ganzem Herzen bei der Sache. Sie mußten nun weiter durch die Wüste wandern und waren zuzeiten geneigt, nach Ägypten zurückzukehren. Ausgezogen, um nach Kanaan zu gelangen, liehen sie ihr Vorhaben unvollendet und starben alle in der Wüste, außer Josua und Kaleb. Israels Furcht und Ungeduld sand bei ihnen keinen Eingang. Während die zehn Kundschafter von Riesen erzählten, den Söhnen Enaks, Israel den Völkern Kanaans gegenüber mit Heuschrecken verglichen und des Volkes Herz weich machten, sahen Josua und Kaleb die Möglichkeit eines ruhmvollen Sieges, da Gott sich zur Verteidigung seines Volkes anschickte. Ihr Rat war: „Fallet nur nicht ab vom Herrn, und fürchtet euch vor dem Volk dieses Landes nicht; denn wir wollen sie wie Brot fressen. Es ist ihr Schutz von ihnen gewichen; der Herr aber ist mit uns, fürchtet euch nicht vor ihnen." 4. Mose 14, 9. Welch eine Genugtuung war es da für diese beiden Männer, daß sie ihr Werk vollenden dursten! Der Erfolg dieser Männer war daraus zurückzusühren, daß sie den Rat des Herrn sorgfältig befolgten. Es gab keine Befehle, die sie nicht gern ausgeführt hätten. Während Israel murrte, sich beklagte und empörte, wankten diese Männer trotz allen Gefahren des langen Weges nie. Gott stellt ihnen das Zeugnis aus: „Sie sind mir treulich nachgefolgt." 4. Mose 14, 24. Sie hatten beständig Fühlung mit ihrem göttlichen Führer, der ihre Handlungsweise bestimmte; auf diese Weise führten sie stets getreulich seine Absichten aus. Wie das Leben Jesu, so war auch das ihre dem Tun des Willens Gottes und der Vollendung seines Werkes geweiht. Bei der Ausführung seiner höchsten Ausgabe sagt Jesus: „Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen des, der mich gesandt hat." Ioh. 4, 34. Wahre Weihe besteht nicht in einer Hingabe an diese oder jene Art der Arbeit, sondern in einer Ergebung in den Willen des Vaters, in dem Entschluß, nicht das zu tun, was wir wollen, sondern was er von uns fordert. Darin ist Jesus unser Vorbild. Mit Recht schauen wir wie Jesus vorwärts auf die Vollendung des Werkes Gottes und freuen uns der Verbreitung der Botschaft über alle Lande, doch ebenso notwendig ist es, daß wir Gott geweiht sind, seinen Willen wissen und uns danach richten. Die Hoffnung auf die Vollendung des Werkes Gottes hat nur dann einen Sinn, wenn wir Herz und Hand in ihren Dienst stellen. Nur wenn wir Gott ganz gehören, kanfi er sein Werk an unsern Herzen und durch uns im Leben andrer vollenden. Auch in den Heidenländern kann das Werk der Botschaft nur vollendet werden, wenn es zuvor an uns daheim, an unsern Herzen vollendet ist. Das Maß unsrer Weihe und Hingabe hier in der Heimat beeinflußt stark den Fortschritt in andern Ländern. Bekehrten wir uns völlig zu Gott, so hätte dies die schnelle Vollendung des Werkes Gottes auf Erden zur Folge. Das erwarten wir auch bestimmt, denn es heißt: „Er vollendet die Sache und (kürzt sie ab in Gerechtigkeit, denn) der Herr wird eine ab-gekürzte Sache tun aus Erden". Röm. 10, 2b. (E. B.) Es wird uns gesagt: „Wenn die Bekenner Christi sich dieser Pflicht bewußt wären, dann würden heute Tausende in den Heidenländern das Evangelium verkündigen, wo jetzt nur einer zu finden ist. Jeder, der nicht persönlich das Missions-Werk treiben kann, würde es mit seinen Mitteln, seiner herzlichen Teilnahme und seinen Gebeten unterstützen. Auch für die Errettung von Seelen in christlichen Ländern würde mit heiligerem Ernst gearbeitet werden." „Der Weg zu Christo", S. 110. Während sich die Anzahl der Missionsarbeiter seit dem Anfang der Verkündigung dieser Botschaft vor über 30 Jahren beträchtlich vermehrt hat, setzt uns die Botschaft heute dennoch ein Ziel, das weit über die Zahl der Missionare hinausgeht, die gegenwärtig in den Missionsländern arbeiten. Wir haben die Aufgabe, die Wahrheit in jeder Sprache zu verkündigen, und sollten sie nicht vernachlässigen und auch nicht zulassen, daß sie uns abgenommen wird. Vielleicht können wir nicht nach Heidenländern gehen, um für Christus zu arbeiten; wir bleiben vielleicht ganz aus unsern Familienkreis beschränkt, falls da unsre Aufgabe liegt, und doch haben wir alle unsern Platz und sollten unsern Anteil an der Weltausgabe scharf ins Auge fassen und Gott um Hilse bitten, damit wir unsre Pflicht erfüllen können. Wir sind darüber belehrt worden, daß die Pläne und Arbeiten der Menschen mit der Vorsehung Gottes nicht Schritt halten. „An verborgenen Plätzen" der Erde finden wir Menschen „weinen und darum beten, daß sie aus der Schrift Licht bekämen, und der Herr hat seine Engel gesandt, daß sie mit den menschlichen Boten gemeinsam seinen umfassenden Auftrag ausführen, damit alle, die sich nach dem Leben sehnen, die Herrlichkeit Gottes sähen". Gott wünscht keinen geteilten Dienst, er nimmt kein schadhaftes Opfer an. Die Hingabe an unsern Führer sollten wir allem andern voranstellen. Jesus sagt: „So jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger fein." Luk. 14, 26. Er will, daß wir ehrlich die Kosten überschlagen, damit wir hernach nicht versagen. „Wer ist aber unter euch, der einen Turm bauen will, und sitzt nicht zuvor und überschlägt die Kosten, ob er's auch habe hinauszuführen? Auf daß nicht, wo er den Grund gelegt hat und kann's nicht hinausführen, alle, die es sehen, fanMn an sein zu spotten und sagen: Dieser Mensch hob an zu bauen und kann's nicht hinausführen." Luk. 14, 28—30. Wir stehen an einem Werke, das siegen wird, und wir werden mit ihm siegen, wenn wir alles Gott weihen. Er will unsre Herzen haben (Spr. 23, 26) und auch unsre Mittel: Spr. 3, 9; Mark. 10, 21. Wir sind die letzten Arbeiter, die im Weinberge angestellt werden, und alles, was wir auf dieser Welt haben, steht auf dem Spiele. Wir dürfen nicht vom Ausruhen reden. Unsre langausgedehnte Kampffront muß verstärkt werden. Missionar W. H. Anderson schreibt uns aus Afrika: „Im letzten Oktober brach ich gesundheitlich zusammen und mußte zur Erholung und Behandlung eine Heilanstalt aufsuchen. Es war das erste Mal in den 30 Jahren, die ich hier draußen bin, daß ich die Arbeit aufgeben und ruhen mußte. Eine Zeitlang mußte ich damit rechnen, daß ich meinen Missionarsberus aufzugeben und vielleicht auch mein Leben zu lassen haben würde. Doch dank dem Segen Gottes und der guten Pflege und Behandlung, die ich in der Heilanstalt hatte, bin ich wieder im Geschirr und fühle mich ziemlich wohl. Im September möchte ich nach Süd-Angola gehen und mich in diesem Gebiet nach zwei neuen für Missionszwecke geeigneten Plätzen umschauen. Wir müssen uns so bald als möglich in diese neuen Gebiete begeben, denn die andern Missionsgesell-schasten, die in diesem Lande arbeiten, wollen die Regierung veranlassen, das Gebiet unter die verschiedenen Gesellschaften zu verteilen und jeder ihren bestimmten Platz anzuweisen. Haben wir schon überall im ganzen Lande gutgelegene Stationen angelegt, so werden sie uns nicht fortweisen; sind wir aber noch nicht ansässig, so können wir dann nicht mehr hinein." So rufen uns Männer, die ihr Leben für die Arbeit in schwierigen Feldern der Erde eingesetzt haben. Sie besetzen neues Gebiet, bearbeiten neuen Boden und finden dabei Menschen, die auf die Botschaft warten. Nun bitten sie uns, sie in ihren Bemühungen beim Vordringen zu unterstützen. Dazu befiehlt uns der Meister selber, ein Führer ohnegleichen, vorzugehen. Eine Stimme sagt zu uns: „Was können wir noch mehr tun? — Wir können unsre Herzen und unsern Besitz auf den Altar Gottes legen, ihm unsre Söhne und Töchter geben, können Gottes Willen zu unserm eignen machen, Häuser, Ländereien und Geld geben und Geldmittel beschaffen, bis jeder Ruf berücksichtigt ist." Wir sind ein kleines Volk, aber über die Welt verstreut und Dutzende verschiedene Sprachen sprechend. Durch uns kann Gott tausendfältig sein Wort verherrlichen. Wir brauchen nicht in Haran zu bleiben, wir können in Kades-Barnea siegen. In Gottes Namen können wir die Fesseln lösen, die uns binden, und mit einem lauten Ruf, der in jedem Lande vernehmbar ist, uns aufmachen. Im Getümmel einer gewaltigen Schlacht befahl einer der beiden Heerführer, deren Scharen sich gegenüberstanden, zuletzt seinen Soldaten: „Uns bleibt nichts übrig, als bis zu Ende zu Kämpfen. Jede Stellung muß bis aus den letzten Mann gehalten werden. Niemand darf zurückweichen; im Vertrauen auf unser Recht muß jeder, im Rücken gedeckt, seinen Mann stehen. In diesem gefahrvollen Augenblick hängen die Sicherheit unsrer Heimat und die Freiheit der Menschheit gleicherweise von dem Verhalten jedes einzelnen von uns ab." Ihr Verhalten bestimmte den Sieg; so wird es auch mit uns sein. Bald wird das Werk vollendet sein. Bald wird die unüberwindliche Schar, die bis zum Ende durchkämpfte, den Sieg errungen haben. Als Johannes sie erbickte und auf die Frage des Ältesten: „Wer sind diese?" erwiderte: „Herr, du weißt es", da sagte der Älteste zu ihm: „Diese sind's, die gekommen sind aus großer Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes. Darum sind sie vor dem Stuhl Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Stuhl sitzt, wird über ihnen wohnen. Sie wird nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht aus sie fallen die Sonne oder irgendeine Hitze; denn das Lamm mitten im Stuhl wird sie weiden und leiten zu den lebendigen Wasserbrunnen, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen." Offb. 7, 14—17. Liebe Brüder und Schwestern, sollten wir nicht in dieser Gebetswoche vorwärts kommen? Sind wir nicht „lange genug an diesem Berge gewesen" (5. Mose 1, 6)? Deutlich vernehmbar erklingt ein Rufen: die Vorsteher unsrer Missionen im weltweiten Felde winken uns zu! Sollten wir nicht ernstlich und sorgfältig unser Leben durchforschen, um zu entdecken, was uns aufhält? Wieviel mehr können wir tun, wieviel mehr geben, um das Nahen des Tages Christi und des vollen Sieges zu beschleunigen! Siebenter Gebetstagsoortrag. Die Vollendung des Werkes im Heiligtum. Von W. W. Preseott. „Christus ist der Mittelpunkt aller wahren Lehre." Welchen Teil der Grundwahrheit der Erlösung von Sünden durch den Glauben an Jesus Christus wir auch erforschen, soll er uns wirkliche Werte geben, so muß er in seiner Beziehung zu der Person und dem Werke Christi betrachtet werden. Kein Lehrsatz, keine bloß theologische Meinung hat Macht, zu segnen und zu retten. Der lebendige Christus ist der alleinige Erlöser! Der lebendige Christus ist aber der wirkende Christus, denn er lebt allezeit und bittet für uns. Hebr. 7, 25. Auch gibt es fortschreitende Stufen in seinem Werk, die einen bestimmten Zweck verfolgen. „Auch Christus hat einmal für uns gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf daß er uns zu Gott führte." 1. Petr. 3, 18. Dadurch, daß er uns zu Gott bringt, entfernt er das, was uns von Gott scheidet, die Sünde, so daß wir im vollen Sinne des Wortes fähig sind zu sagen: „Unsre Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn, Jesus Christus." 1. Ioh. 1, 3. Wir leben in der Zeit, da die Worte des starken Engels erfüllt werden: „daß Hinsort keine Zeit mehr sein soll; sondern in den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er posaunen wird, soll vollendet werden das Geheimnis Gottes, wie er hat verkündigt seinen Knechten, den Propheten." Osfb. 10, 6. 7. Die besonderen Ereignisse,-die den Abschluß des Evangeliumswerkes unter der siebenten Posaune darstellen, werden deutlich bezeichnet: „Der siebente Engel posaunte. Und es wurden große Stimmen im Himmel, die sprachen: Es sind die Reiche der Welt unsres Herrn und seines Christus geworden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott aus ihren Stühlen saßen, sielen aus ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: Wir danken dir, Herr, allmächtiger Gott, der du bist und wärest, daß du hast angenommen deine große Kraft und herrschest; und die Heiden sind zornig geworden, und es ist gekommen dein Zorn und die Zeit der Toten, zu richten und zu geben den Lohn deinen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und Großen, und zu verderben, die die Erde verderbt haben. Und der Tempel Gottes ward aufgetan im Himmel, und die Lade seines Bundes ward in seinem Tempel gesehen." Offb. 11, 15—19. Laßt uns beachten, was diese Schriftstelle klar ausdrückt: 1. Es ist die Zeit, da die Toten gerichtet werden sollen. 2. Es ist die Zeit, da der Lohn ausgeteilt wird. 3. Es ist die Zeit, da die Gottlosen verderbt werden. 4. Es besteht ein bestimmter Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen und dem Werk, das im Tempel Gottes im Himmel ausgeführt wird. 5. Während der siebente Engel posaunt, ist das Allerheiligste des Tempels im Himmel, wo die Bundeslade steht, der Gegenstand der Aufmerksamkeit. Mit andern Worten: Der Dienst unsres Hohenpriesters im Heiligen des himmlischen Heiligtums hat ausgehört und dafür der im Allerheiligsten droben begonnen. Diese Erwähnung des Allerheiligsten des himmlischen Heiligtums als Schauplatz des Abschlußwerkes unter dem Schall der siebenten Posaune läßt es als angebracht erscheinen, daß wir in kurzen Zügen die Bedeutung des Heiligtumsdienstes im Schatten und Wesen in seiner Beziehung zum Evangelium betrachten. Dabei ist zu beachten, daß Gott, als er in Christus auf den Berg Sinai herabgestiegen war und in überaus eindrucksvoller Weise sein Gesetz verkündigt hatte, sofort die Predigt des Evangeliums durch das irdische Heiligtum und seinen Dienst folgen ließ. Er sägte zu Mose; „Sie sollen mir ein Heiligtum machen, daß ich unter ihnen wohne." 2. Mose 25, 8. So bekundete Gott die Absicht, die Gemeinschaft zwischen ihm und denen, die durch die Sünde von ihm getrennt worden waren, wieder herzustellen. Ein Zweck des Heiligtums war, Gott einen Wohnplatz zu schaffen, damit er seinem Volke als sein Erlöser nahekommen konnte. Auf diese Weise wurde das Hauptereignis des Erlösungsplans vorgebildet: daß die Menschheit Wohnplatz der Gottheit wurde und Gott seinem Volke näherkam. „Das Wort ward Fleisch und wohnte szeltete) unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit." Ioh. 1,14. „In ihm wohnte die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig." Kol. 2, 9. Wie die Vorhänge des Heiligtums der Herrlichkeit Gottes als Schleier dienten, so daß die Anbeter näherkommen und dennoch am Leben bleiben konnten, so verdeckte auch Christus die Herrlichkeit Gottes durch sein Menschtum. Aus diese Weise konnte er unter den Menschen leben und dennoch die Herrlichkeit Gottes zu ihrer Erlösung offenbaren. Das Priestertum aus Erden war eingesetzt worden, damit das Mittlerwerk Christi für uns dargestellt würde. Der vielen Opfer bedurfte es, um so gut als möglich den unvergleichlich hohen Wert des einen „Opfers des Leibes Jesu Christi" (Hebr. 10, 10) zu veranschaulichen, der sich Gott „für uns als Dank- und Sündopfer" (Eph. 5, 2) hingab. Jede Einzelheit des Dienstes im irdischen Heiligtum wies ungewöhnlicher Macht. Allenthalben harren Verlockungen zur Sünde. Die Sitten lockern sich mehr und mehr. Das reine Evangelium Christi ist entstellt oder ganz beiseite gesetzt worden, die Lehre einer Erlösung durch Erziehung nimmt die Stelle der Lehre von der Erlösung durch Wiedergeburt ein, und die Entwicklungsphilosophie ist stark in der Verbreitung begriffen. Sie richtet deu Glauben vieler an die Bibel als das Wort des lebendigen Gottes und an den Christus der Heiligen Schrift als den einzigen Erlöser von Sünden zugrunde. Die Mächte des Bösen nehmen überhand, und Verbrechen schlimmster Art vermehren sich schnell. Auf diese Weise erfüllt sich das Wort des Herrn in 2. Tim. 3,1: „In den letzten Tagen werden greuliche Zeiten kommen." Wir leben fürwahr in einer Zeit besonderer Gefahr. Gott wird jedoch niemals überrascht. Er hat nicht nur die Zeit der Verderbnis vorausgesagt, sondern auch reichlich Maßregeln dagegen getroffen. Allen, die es annehmen wollen, erschließt sich das rettende Evangelium völliger, bietet sich die helfende Kraft reichlicher als je in der Geschichte der Gemeinde dar. So ist die Zeit allgemeiner Verderbnis zugleich eine Zeit besonderer Vorrechte. Laßt uns nun einige Zeiten besonderen Segens während des Evangeliumszeitalters betrachten und aus die Ereignisse achten, die ihnen das Gepräge gaben. Zur Zeit der ersten Ankunft Christi „sahen die Menschen in der Finsternis ein großes Licht". Uber das Erleben der Zeitgenossen urteilte Jesus selber: „Viele Propheten und Gerechte haben begehrt zu sehen, was ihr sehet, und haben's nicht gesehen, und zu hören, was ihr höret, und haben's nicht gehört." Matth. 13, 17. Seinen Jüngern wiederum erklärte er: „Es ist euch gut, 'daß ich hingehe. Denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch; so ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden." Ioh. 16, 7. Die Zeit des Trösters sollte besser sein als die Zeit des Menschensohnes. Dann würde der Christus im Geiste den Gläubigen näher sein als der Christus im Fleische. So schreibt auch der große Heidenapostel von seinem „Verständnis des Geheimnisses Christi, welches nicht kundgetan ist in den vorigen Zeiten den Menschenkindern, wie es nun offenbart ist feinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist". Eph. 3, 4. 5. Die Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingsttage leitete somit einen neuen Zeitabschnitt in der Geschichte des Evangeliums ein. Die Ausgießung des Heiligen Geistes war das Zeichen, daß das Werk Christi aus Erden für uns im Himmel angenommen war und daß er seinen Platz zur Rechten der Majestät als Diener des wahren Heiligtums eingenommen hatte. In diesem erklärte Petrus der an jenem Tage zu Jerusalem versammelten Menge: „Nun er durch die Rechte Gottes erhöht ist und empfangen hat die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater, hat er ausgegossen dies, das ihr sehet und höret." Apg. 2, 33 Dies war gleichsam der Frühregen, dessen Frucht sich in der irgendwie auf das Werk Christi hin. Von bei anderer Bedeutung aber war der Dienst im Allerheiligsten an einem Tage des Jahres: „Am zehnten Tag des siebenten Monats sollt ihr euren Leib kasteien und kein Werk tun . . . denn an diesem Tage geschieht eure Versöhnung, daß ihr gereinigt werdet; von allen euren Sünden werdet ihr gereinigt vor dem Herrn." 3. Mose 16, 29. 30. An diesem Tage, dem Versöhnungstage, ging dec Hohepriester allein in das Allerheiligste und reinigte das Heiligtum und das Volk von all ihrer Unreinigkeit. Dies war ein besonderer, von allen andern unterschiedener Tag; das sollte auch in einem besonderen Verhalten des Volkes zu Gott zum Ausdruck kommen: „Denn wer seinen Leib nicht kasteit an diesem Tage, der soll aus seinem Volk ausgerottet werden." 3. Mose 23, 9. An diesem überaus feierlichen Tage sollte sich das Volk aus besondere Weise am Werke des Hohenpriesters bei der Reinigung des Heiligtums beteiligen. Mit dem Abschluß der jährlichen Runde des vorbildlichen Schattendienstes, der an diesem Tage erfolgte, wurde das Schlußwerk unsres großen Hohenpriesters, die Reinigung des himmlischen Heiligtums, dargestellt. Das wahre Opfer ward gebracht. Der Vorhang des Tempels riß entzwei. Das himmlische Heiligtum hat die Stelle des irdischen eingenommen. „Wir haben einen solchen Hohenpriester, der da sitzt zu der Rechten auf dem Stuhl der Majestät im Himmel und ist ein Pfleger des Heiligen und der wahrhaftigen Hütte, welche^Gott aufgerichtet hat und kein Mensch." „Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heilige, so mit Händen gemacht ist (welches ist ein Gegenbild des wahrhaftigen), sondern in den Himmel selbst, nun zu erscheinen vor dem Angesichte Gottes für uns." Hebr. 8,1. 2; 9, 24—26. So trat Christus also seinen Dienst als Hohepriester im himmlischen'Heiligtum an. Wann wird dieser Dienst aber beendigt sein? Haben wir irgendeine klare Andeutung der Zeit, wann der große Tag der Versöhnung eintritt, damit wir unsrer Pflicht zu der Zeit inne werden, besonders an der Reinigung des Heiligtums und des Volkes durch unsern Hohenpriester Anteil zu nehmen? Jeder Siebenten-Tags-Adventist weiß die Antwort auf diese Frage. Er findet sie in Dan. 8, 13.14: „Wie lange soll doch währen solch Gesicht vom täglichen Opfer und von der Sünde, um welcher willen die Verwüstung geschieht, daß beide, das Heiligtum und das Heer, zertreten werden? Und er antwortete mir: Bis 2300 Abende und Morgen um sind; dann wird das Heiligtum wieder geweiht j,gereinigt*j werden." Dieser lange Zeitraum von 2300 (prophetischen) Tagen oder ebenso vielen Jahren erstreckte sich von 457 v. Chr. bis 1844 n. Chr. Wir leben also jetzt in der Zeit des großen Ver-söhnungstages, der Zeit der Vollendung des Werkes im himmlischen Heiligtum, der Zeit der Reinigung des himmlischen Heiligtums und des Volkes von ihrer Unreinheit. Dies ist eine Zeit besonderer Gefahr und besonderer Vorrechte. Die Flut des Abfalls steigt mit großen Seelenernte zeigte, den 3000 an einem Tage, deren Zahl sich bald aus 50ls0 vermehrte. „Und mit großer Kraft gaben die Apostel Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesu, und war große Gnade bei ihnen allen." Apg. 4, 33. Auf diese Weise führte der Tröster gemäß der Verheißung Christi sein Werk des überzeugens von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht aus. Da aber in Palästina keine Ernte ohne den Spätregen stattfinden konnte, so muß vor dem Ende aller Dinge und als Mittel, dieses Ende herbeizuführen, eine reichlichere und mächtigere Bekundung des Heiligen Geistes eintreten. Hierdurch wird angedeutet, daß der große Tag der Versöhnung an-gesangen hat, und daß Christus, unser Hoherpriester, nun im Begriffe ist, die Reinigung des himmlischen Heiligtums zu vollziehen. Mit dieser Handlung findet sein Priesterdienst für Sünder droben seinen Abschluß. Ist er — was bald geschehen sein wird — beendet, so wird es keine Fürsprache für Sünder mehr geben. Dann wird die Tür der Gnade geschlossen sein. Es ist leicht einzusehen, daß eine enge Beziehung besteht zwischen dem Werke Christi im himmlischen Heiligtum zur Sühnung der Sünden und der Erfahrung der Gläubigen, die den Tempel Gottes auf Erden bilden. Laßt uns dies bedenken. Das Haus Gottes auf Erden ist „die Gemeinde des lebendigen Gottes". „Ihr aber seid der Tempel des lebendigen Gottes: wie denn Gott spricht: ,Jch will unter ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.'" „Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?. . . Der Tempel Gottes ist heilig: der seid ihr." 2. Kor. 6, 16; 1. Kor. 3, 16. 17. Es leuchtet also ein, daß die Reinigung des Heiligtums die Reinigung der Gemeinde auf Erden einschließt. Dies ist der Abschluß. Ist sie vollzogen, so ist das Werk im Heiligtum vollendet, die Sünde ausgetilgt und das Reich der Gerechtigkeit völlig aufgerichtet. Die Zeit ist also da, daß Gottes Volk vollen Gebrauch von seinen Vorrechten in Christus mache und den Sieg über jede Sünde behalte. Dafür ist, trotzdem dann Satan „mit aller Macht und Zeichen und Lügenwundern" arbeitet, Vorkehr getroffen durch den reichlichen Erguß des Heiligen Geistes, der durch den Spätregen vorgebildet ist. Doch das Verhalten jedes einzelnen Gläubigen bestimmt das Maß, in dem ihm diese Vorkehr der Gnade zugute kommt. Wir werden belehrt: „Erbittet von Jehova Regen zur Zeit des Spätregens; Jehova schafft da Wetterstrahlen, und er wird euch Regengüsse geben, Kraut auf dem Felde einem jeden." Sach. 10,1, E. B. „Wie sehr brauchen wir die Gegenwart Gottes! Jeder Evangeliumsarbeiter sollte Gott um die Taufe mit dem Heiligen Geist bitten. Die Gläubigen sollten sich gruppenweise versammlen, Gott um besondere Hilfe zu bitten, um göttliche Weisheit, zurBesprechung,Vorbereitungund Ausführung dessen, was getan werden muß. Besonders bete man dafür, daß der Herr sich seine Diener erwähle und seine Pre diger mit dem Heiligen Geiste taufe." Diese Fülle des Heiligen Geistes muß uns zuteil werden, ehe das Werk im Himmel und aus Erden vollendet werden kann. Es besteht große Gefahr, daß der Geist der Welt in die Gemeinde eindringt und in den Herzen herrscht. Es besteht eine Neigung, von den althergebrachten Richtlinien, die diese Bewegung kennzeichneten, abzugehen und sich den Gebräuchen der Welt in bezug aufLebensweise,Benehmen undKleidung anzugleichen. Wir vermissen in unsren Gemeinden und in unserm Werk die offenkundigen Beweise von der Wesensänderung und der Bekehrung von Sündern, die wir sehen sollten. Was ist dagegen zu tun? — Reue, Bekenntnis, erneute Weihe und Rückkehr zur ersten Liebe. Wir müssen uns der Tatsache bewußt werden, daß wir in der Zeit des großen Versöhnungstages leben, der Zeit der Austilgung der Sünden, da wir alle Sünden, deren wir uns bewußt sind, bekennen und die Macht des Geistes zu täglichem Siege empfangen und in uns herrschen lassen müssen. „Die Mitteilung des Heiligen Geistes ist die Mitteilung des Lebens Christi. Nur solche, die so von Gott gelehrt sind, in denen der Geist am Wirken ist und Christus sein Leben offenbart, können als rechte Vertreter des Heilandes dastehen." Unser größtes Bedürfnis ist eine Erweckung und Erneuerung. Wir leben in der Zeit des Spätregens und des lauten Rufes dieser Botschaft. Der Herr wartet darauf, uns seine Gnade zu erweisen und bittet nur, daß wir ihm Gelegenheit geben, in und durch uns zu wirken. „Wir sollen um die Mitteilung des Geistes als Heilmittel für sündenkranke Herzen beten. Die Gemeinde muß sich bekehren, und warum sollten wir als Vertreter der Gemeinde uns nicht vor dem Throne der Gnade niederwerfen und mit zerbrochenem Herzen und betrübtem Geiste ernstlich darum flehen, daß der Heilige Geist aus der Höhe auf uns ausgegossen werde?" Am großen Versöhnungstage vor alters, wenn das Volk Gottes zu erwarten hatte, daß seine Sünden von ihm genommen wurden, erwartete Gott von ihm, daß es der Bedeutung des Tages in besonderer Weise Rechnung trug. So sollte es auch heute sein. Ein jeder sollte seine Sünden bekennen, sein Unrecht wieder gutmachen und den Sieg über jede ihm bekannte Sünde erringen. Diese Erfahrung ist allen erreichbar, die willig sind, der Welt abzusagen, sich von ganzem Herzen zu Gott zu kehren und unter allen Umständen die Kraft des Heiligen Geistes zu einem heiligen Leben anzueignen. Die Zeit für die Vollendung des Werkes Gottes im Himmel und auf Erden ist gekommen. Jahrhundertelang hat unser teurer Herr und Meister die Stunde des schließlichen Sieges vorbereitet, da das Reich dieser Welt sein Reich werden und die Sünde daraus vertilgt sein wird. Dann wird man vernehmen, was einst Johannes „hörte wie eine Stimme einer großen Schar und wie eine Stimme großer Wasser und wie eine Stimme starker Donner, die sprachen: Halleluja! denn der allmächtige Gott hat das Reich eingenommen." Offb. 19, ö. Achter Gebetstagsvortrag. Kraft zur Vollendung des Werkes Gottes durch den Spälregen. Von O. Montgomery. Vor seinem Abschied von der Welt, vor der Vollendung seines Werkes auf Erden als Lehrer und Prophet wollte Christus noch seine Jünger mit seinem Nachfolger bekanntmachen. Zugleich wollte er sie trösten mit dem Hinweis darauf, welch wunderbare Vorkehr für die Seinen getroffen war. Sie sollten erkennen, daß er sie nicht allein, nicht hils-und schutzlos in dieser Welt der Sünde zurückließ. „Ich will euch nicht Waisen lassen: ich komme zu euch." „Ich will den Vater bitten, und er soll euch einen andern Tröster geben, daß er bei euch bleibe ewiglich, den Geist der Wahrheit. . . denn er bleibt bei euch und wird in euch sein." Ioh. 14, 18. 16. 17. „Es ist euch gut, daß ich hingehe. Denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch: so ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden." „Wenn aber der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, den Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird zeugen von mir." Ioh. 16, 7; 15, 26. Beachten wir, mit welchem Nachdruck der Heiland verheißt, daß er „kommen" werde, und daß der Vater und er selber den Tröster „senden" würde! So suchte Jesus die Seinen offenbar unmiß--verständlich mit seiner Absicht vertraut zu machen, daß er nach seinem Abschiede von ihnen als Mensch in der Gestalt des Heiligen Geistes zu den Seinen zurückkehren, in ihren Herzen Wohnung machen und für immer bei ihnen bleiben würde. Er spricht von dem Heiligen Geist, als ob er es selbst wäre, und verheißt: „Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen." Ioh. 14, 23. Ferner deutete er den Seinen an, daß der Heilige Geist von ihm nehmen und seinen Kindern hier aus Erden zeigen oder vermitteln werde, was Jesus selber ihnen nicht offenbaren oder verschaffen konnte, solange er hier unter den Menschen weilte. Er sagte: „Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von sich selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen." „Von dem meinen wird er's nehmen und euch verkündigen." Ioh. 16, 13. 14. Nun sollte der Heilige Geist, der von Anfang in der Welt gewesen war, als Nachfolger Christi vom Vater in die Welt gesandt werden. Hier sollte er fortan ein Amt versehen, eine Stellung einnehmen, die er bis dahin noch nicht innegehabt hatte. Er sollte als Tröster, als Statthalter Christi, unsres Herrn, herniederkommen und als Stellvertreter des auferstandenen Herrn und Heilandes in solchem Maße Kraft von oben vermitteln, wie er es, solange das Opfer Jesu noch nicht vom Vater angenommen und er selber noch nicht verherrlicht war, nicht hatte tun können. Von der Zeit lesen wir: „Der Heilige Geist war noch nicht da, denn Jesus war noch nicht verklärt (verherrlicht)." Ioh. 7, 39. Ehe Jesus zur Erde herabkam, war er eins mit dem Vater. Gottes Allmacht war ihm eigen, Herrlichkeit ohnegleichen bildete sein Gewand. Er war der Schöpfer, der Mitbeherrscher der gesamten Schöpfung. Dies alles tat er von sich. Seine Stellung bei Gott verlieh er. Seiner Macht begab er sich. Seine Herrlichkeit legte er ab. Er „entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleichwie ein andrer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz." Phil. 2, 7. 8. In seiner Niedrigkeit sühnte er die überaus hohe Schuld der Menschheit. Er leerte den bittren Kelch bis auf die Neige, litt die Seelennot Verlorener und schmeckte den Tod, das Erbe aller Menschen. Dennoch konnte Christus das Werk der Erlösung hier auf Erden nicht vollenden. Dazu mußte er, nachdem er auf Erden das Äußerste getan: sich selbst geopfert, sein Blut vergossen und den Tod besiegt hatte, diess Welt verlassen und sein Werk vor dem Gnadenstuhl im Himmel sortsetzen. Während er nun dort als unser großer Hohepriester, unser Anwalt und Mittler dient, arbeitet an seiner Statt, als sein besonderer Vertreter hier auf Erden der „Tröster", der Heilige Geist, an den Menschenherzen. Er macht wirksam, was der Welterlöser durch sein Verdienst erwirkt hat. Als Christus am Auferstehungsmorgen gen Himmel fuhr, wurde ihm „alle Gewalt im Himmel und auf Erden" verliehen. So wurde der Fürst des Lebens aufs neue mit seiner ewigen Macht belehnt, aufs neue in all die unvergleichlich große Herrlichkeit gekleidet, die er hatte, ehe die Welt war. Ja, seine Herrlichkeit und Macht waren jetzt, falls dies möglich war, noch größer als ehedem; denn er kam jetzt als Heiland der Verlorenen und als Bezwinger des Todes. Doch er kehrte noch einmal zu seinen Nachfolgern in dieser Welt der Sünde zurück, damit er ihnen etwas von seiner Macht und Herrlichkeit mitteilte. Auf einsamer Bergeshöhe in Galiläa erwarteten ihn die Jünger. Er würde gewißlich kommen. Die Frauen hatten ja ausgesagt, daß er auferstanden sei. Und er hatte ihnen doch selbst diesen Platz gewiesen. „Und da sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; etliche aber zweifelten. Und Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden." Nicht eher hatte er ihnen seinen großen Auftrag erteilen und zu ihm sagen können: „Darum gehet hin." Matth. 28, 17—19. Doch die Jünger waren nicht zu der Ausführung dieses Auftrages zu bewegen. Sie waren hierzu noch nicht bereit, da der Heilige Geist noch nicht über sie gekommen war. So sagte Jesus: „Ihr aber sollt in der Stadt Jerusalem bleiben, bis daß ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe." „Ihr sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesem Tage." Luk. 24, 49; Apg. 1, 5. Etwa 40 Tage nach jener Zusammenkunft in Galiläa waren sie abermals mit Jesu zusammen, diesmal aus dem ülberge. Da redete Jesus mit ihnen und sprach: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, welcher aus euch kommen wird." „Und da er solches gesagt, ward er ausgehoben zusehends, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg." Apg. 1, 8. 9. „Christi Himmelfahrt war das Zeichen, daß seine Nachfolger den verheißenen Segen empfangen sollten, und darauf mußten sie warten, ehe sie ihr Werk unternahmen. Als Christus zu dem himmlischen Tore eingegangen war, empfing er unter der Anbetung der Engel den Thron. Als die feierliche Handlung seiner Einsetzung beendet war, kam der Heilige Geist in reicher Fülle auf die Jünger herab, und Christus wurde in der Tat mit der Klarheit verklärt, die er bei dem Vater von Ewigkeit her hatte. Die Ausgießung des Geistes am Pfingstfest war die Mitteilung des Himmels, daß die feierliche Einsetzung des Erlösers geschehen war. Seinem Versprechen gemäß hatte er den Heiligen Geist vom Himmel gesandt als Zeichen, daß er als Priester und König alle Gewalt im Himmel und aus Erden erhalten habe und der Gesalbte über sein Volk sei." „Das Wirken der Apostel", S. 27. 28. Der Tröster war gekommen. Der Heilige Geist hatte sein Amt angetreten, sein Werk als Statthalter des Sohnes Gottes begonnen. Da Christus nunmehr als Herr zur Rechten Gottes erhöht war, empfing er Gaben für seine Gemeinde und konnte ihr deshalb auch mehr gewähren, als da er im Fleische war. Der Heilige Geist wiederum, der Tröster, hatte jetzt mehr zu vermitteln. „Das Schwert des Geistes, frisch geschärft mit Kraft und eingetaucht in die Blitze des Himmels, machte sich Bahn durch den Unglauben. Tausende wurden an einem Tage bekehrt." Das. S. 27. Wir sehen in der Ausgießung des Heiligen Geistes und seiner Einführung als Tröster in die christliche Gemeinde am Pfingsttage unter außerordentlichen Bekundungen göttlicher Kraft und Herrlichkeit das Fallen des Frühregens. Vermöge der ihr zuteil gewordenen Kraft des Heiligen Geistes zog die Urgemeinde aus, „sieghaft und daß sie siegte". Ähnlich, nur in viel stärkerem Maße, wird in den letzten Tagen der Geschichte dieser Erde, wenn die Gemeinde sich zum letzten Kampfe mit den Scharen der Finsternis anschickt, der Heilige Geist über die auf ihn wartenden Gotteskinder in Gestalt des Spätregens ausgegossen werden. So wird Pfingsten in erhöhtem Maße wiederkehren. Diesen Gedanken drückt der Prophet Joel in einer seiner Verheißungen aus mit den Worten: „Er gibt euch den Frühregen nach rechtem Maße, er läßt euch Regen herabkommen: Frühregen und Spätregen wie zuvor (oder zuerst, im ersten Monat)." Joel 2, 23, E. B. So soll nicht nur der Frühregen, sondern auch der Spätregen aus Gottes Volk herabkommen. Sacharja meint dasselbe mit seiner Aufforderung an die Gemeinde, um die Kraft des Geistes zu bitten: „Erbittet von Jehovah Regen zur Zeit des Spätregens." Sach. 10, 1, E. B. Wir nehmen nicht an, daß der Spätregen etwas anderes bringen werde, als Pfingsten brachte; wir glauben nicht, daß der Heilige Geist ein neues Amt übernimmt, eine andre Verrichtung beginnen wird als nach der Himmelfahrt Jesu. Wir werden es mit demselben teuren Tröster zu tun haben, der bei uns immerdar bleiben soll. Der Heilige Geist aber bekleidet heute noch dasselbe Amt und verrichtet noch denselben Dienst, den er beim Weggang Jesu übernahm und den er bis ans Ende der Tage fortsetzen wird. Während Christus als unser großer Hoher-priester und Mittler sein Schlußwerk für die Menschheit droben in der Herrlichkeit begann, begann der Heilige Geist hier unten auf Erden fein Schlußwerk an den Herzen der Menschenkinder. Die Glieder der Gemeinde der übrigen, welche bis an die ent-fentesten Enden der Erde die letzte Einladung der Gnade zur Annahme des Heils und die letzte Warnung vor dem kommenden Zorn verkündigten, sind nur Werkzeuge, willige Diener des Heiligen Geistes zur Vollendung seines Schlußwerkes auf Erden. Die Botschaft von der baldigen Wiederkunft unsres Herrn in Herrlichkeit, Majestät und Kraft zur Erlösung seines Volkes, die heute „allen Heiden und Geschlechtern und Sprachen und Völkern" gepredigt wird, soll in der Erweisung und in der Kraft des Heiligen Geistes ergehen. Die Ausdrücke „Frühregen" und „Spütregen" oeziehen sich natürlich besonders auf das Wirken des Geistes während des christlichen Zeitalters. Die Psingsttaufe mit dem Heiligen Geiste im Beginn des Evangeliumszeitlaufs läßt sich als „Frühregen" bezeichnen. Die Ausgießung des Geistes heute, in diesen letzten Tagen vor dem Reifwerden der Ernte der Erde, zur Vorbereitung der Gemeinde auf das Kommen des Bräutigams, des Herrn der Herrlichkeit, ist dann der „Spätregen". Die Ausdrücke „Frühregen" und „Spätregen" können auch zur Bezeichnung verschiedener Stufen der christlichen Erfahrung des einzelnen dienen. Die ersten Bekundungen vom Wirken der Gnade an einem Menschen: Sündenerkenntnis, Reue, Bekenntnis und Annahme Christi als Heiland, kann inan in dem Falle als den „Frühregen" im Leben des einzelnen bezeichnen. Unter der weiteren Einwirkung des Geistes wachsen wir dann an Ihm, unserm lebendigen Haupt. Doch wehe, „viele haben im hoher: Maße versäumt, den Frühregen zu empfangen. So sind die verloren gegangen. Sie erwarten nun, daß der Spät-Segnungen, die Gott ihnen zugedacht hatte, ihnen regen ihrem Mangel abhelsen werde, und wollen, sobald die Gnade in ihrer reichsten Fülle gewährt werden wird, ihre Herzen austun, um sie zu empfangen. Damit aber begehen sie einen schrecklichen Fehler." Nur von solchen, die reine Herzen und reine Hände haben, nimmt der Geist Besitz. Soll der Geist in uns wohnen, so müssen wir unsre Herzen von allem Unreinen entleeren und reinigen. Ehe sich der „Spätregen" in das Leben eines Menschen ergießen kann, muß der „Frühregen" des Geistes sein Werk am Herzen vollbracht haben. „Wir dürfen die Gnade, die uns im Frühregen dargeboten wird, nicht ausschlagen. Nur wer dem empfangenen Licht entsprechend lebt, wird größeres Licht empfangen. Machen wir nicht täglich Fortschritte in der Betätigung der christlichen Tugenden, so werden wir auch nicht das Wirken des Heiligen Geistes im Spätregen erfahren. Während er vielleicht rings um uns her über Menschen kommt, mögen wir selber ihn weder wahrnehmen noch empfangen. Zu keiner Zeit können wir in unsrer Erfahrung des Beistandes entbehren, der uns befähigte, die ersten Schritte zu tun. Wir brauchen die Segnungen des Frühregens bis ans Ende. Doch sie genügen nicht. Während wir uns der Segnungen des Frühregens freuen, dürfen wir nicht vergessen, daß die Ernte ohne den Spätregen, durch den die Ähren voll werden und das Getreide reif wird, nicht für die Sichel bereit ist und die Arbeit des Säemanns vergebens gewesen wäre. Wir brauchen Gottes Gnade nicht nur im Anfang, sondern auch bei jedem weiteren Schritt, und schließlich muß sie das Werk vollenden." Gott hat das Adventvolk während der vergangenen Jahrzehnte mannigfaltig gesegnet. Es hat Wunderbares geleistet. Durch großzügige Unternehmungen hat es die Botschaft immer weiter verbreitet und immer mehr zur Geltung gebracht. Wir haben den Zeltplatz gleichsam erweitert, die Zeltbahnen vergrößert, die Seile verlängert, so daß sie heute bis an die entferntesten Winkel der Erde reichen, und dort die Zeltpflöcke fest eingerammt. So erstreckt sich die Gemeinde mit ihren gesegneten Einrichtungen und ihrem wohltätigen Dienst an neugeborenen Seelen nicht nur über die Großstädte der Erde, sondern auch bis ins Dorf der Eingeborenen und zum Stamm im Busch. Schon sind Menschen aller Rassen, Nationen, Sprachen und aller Hautfarben durch ein Band der Eintracht und der Gemeinschaft in Christo zu einem großen Gemeinwesen vereinigt. Menschen vieler Rassen und grundverschiedener Veranlagung, deren Eigenschaften und Überzeugungen weit auseinandergehen, haben durch die Gnade eine so große Umwandlung erfahren, daß sie jetzt einträchtig Seite an Seite im Dienst der Liebe stehen, um Menschen zu retten und das Kommen des Reiches zu beschleunigen. Wunderbar ist die Organisation, die wir erreicht haben. Sie steht wohl hinter keiner anderen in der Welt zurück. Zugleich haben wir an vielen Orten große und auch kleine Anstalten errichtet, immerwährend Neuerungen eingesührt, viele tausende Männer und Frauen für den Dienst des Herrn unterrichtet und ausgebildet und an ihnen mit der Zeit ein kleines Heer von Arbeitern gewonnen, die in den verschiedenen Zweigen des Werkes trefflich geschult sind. Fähige und tüchtige Leiter stehen ihnen vor. So ist nach menschlichem Voraussehen alles bereit zu einem mächtigen Vorstoß. Die Gemeinde braucht heute zur Erfüllung ihrer verantwortungsvollen, großen Aufgabe nicht noch mehr oder größere Anstalten oder Maschinen, keine weiteren Neuerungen, keine neue Organisation, auch keine besseren Pläne. Wir sind eher in Gefahr, uns zu viel auf dies alles zu verlassen. Die Gemeinde braucht heute vielmehr die Taufe mit dem Heiligen Geiste in der Fülle und der Kraft des Spätregens. Das aber kann nur jeder für sich selber erleben; denn er „wird in euch sein". (Ioh. 14, 17.) Der Heilige Geist weilt nicht in Druckpressen oder medizinischen Ausrüstungen oder sonstigen Ausstattungen oder auch in ganzen Anstalten, sondern in fleischernen Herzen. Er kann sich deshalb unsrer Anstalten und unsrer Hilfsmittel daheim wie draußen überhaupt nur in dem Maße bedienen, wie er die Herzen, die Köpfe und Hände derer besitzt und beherrscht, die in unsern Anstalten arbeiten oder sonst irgendwie im Werke tätig sind. Der Spätregen wird weder über Familien noch über Gemeinden kommen, auch nicht über Vereinigungen oder über Anstalten an sich, sondern über den einzelnen Gläubigen, der reines Herzens und aller Sünde ledig ist. Nur der wird ihn empfangen, der täglich mit Gott wandelt und verkehrt und Sieger über die Sünde ist. Wohnt Hott in mir, so bin ich stark. Wohnt Gott in mir, so bin ich stark Und kann der Wett nicht unterliegen: Denn seine Kraft durchströmt mein Mark, Und wie er will, so muß sich's fügen. Die Welt kann dem nicht widerstehn, Der sie heißt werden und vergehn. Wohnt Gott in mir, so bin ich kühn, Mein Leben ruht in ihm verborgen, Und in Gefahr bau' ich auf ihn Und werf' auf ihn all meine Sorgen; Sein Arm mein Schild, sein Wort mein Schwert, Wo ist ein Held gleich mir bewehrt? Wohnt Gott in mir, so bin ich frei Und werde keinem Hoch mich beugen, Und werde ohne Furcht und Scheu Freimütig für die Wahrheit zeugen. Bleib' ich doch frei, ob man mich legt In Kerker und in Ketten schlägt. Wohnt Gott in mir, so bin ich reich Und darf vor keinem Mangel beben; Denn wer ist meinem Herren gleich, Dem alle Welten untergeben? Bon Segen träufet jeder Pfad, Den ich auf sein Geheiß betrat. Wohnt Gott in mir, so bin ich froh, In meinem Herzen wohnet Frieden, Und ob der Erde Lust mich floh Und ihre Freuden mich gemieden: Ich trag' in mir mein Glück und Heil, Gott selber ist mein Freudenteil. Julius Sturm.