) I Mitteilungen der Vorderasiatisch-Aegyptischen Gesellschaft (E. V.) 1924,2 29. Jahrgang Forschinigen zur alten Geschichte Vorderasiens von Dr. Julius Lewy Privatdojsent an der University GieBen Leipzig J. C. Hinrichs’sche Buchhandhing 1925 Vorbemerkung. Unter den Tontafelschatzen des Britischen Museums ist kiirzlich ein 75 Zeilen langer neubabylonischer Text aufgefunden worden, der in der bekannten Anordnung und Darstellungsweise babylonischer Chroniken die kriegerischen Ereignisse des 10.—17. Regierungs-jahres Nabopolassars, des Begriinders des neubabylonischen Reiches behandelt Herr C. J. Gadd. der gliickliche Entdecker dieses Textes, sah in ihm vor allem einen ersten ausfiihrlichen und authentischen Bericht uber die entscheidenden Jahre des Verzweiflungskampfes, den die letzten Assyrerkbnige gegen Babylonier und Meder fuhrten, und hat ihn der Allgemeinheit dementsprechend unter dem Titel „The Fall of Nineveh" vorgelegt. Die Bedeutung des Fundes beruht jedoch nicht allein darin, daB wir viele neue und z. T. sehr iiber -raschende Einzelheiten der Geschichte Babyloniens und Assyriens, Agyptens und Judas, der Meder und der Skythen kennen lernen; die Zusammenhange, in die der neue Text zum ersten Male Ein-blick gewahrt, lassen vielmehr auch erneute Priifung samtlicher schon friiher bekannten babylonischen, griechischen und hebraischen Nachrichten iiber die groBen Umwalzungen, die Vorderasien in der kurzen Epoche des neubabylonischen Reiches erfuhr, dringend ge-boten erscheinen. Die Probleme, die die Chronik G(add) damit stellt, greifen so vielfach iiber die gewohnten Grenzen des assy-riologischen und semitistischen Arbeitsgebietes hinaus, daB end-giiltige Losungen teilweise erst von der Zusammenarbeit der Ver-treter der einzelnen Sondergebiete zu erwarten sind. Die folgenden Untersuchungen, die naturgemaB nicht frei von Hypothesen sein konnen, mogen daher in erster Reihe als Vorarbeiten angesehen werden. Die Beigabe des transkribierten und iibersetzten Textes der Chronik G und eines kurzen sprachlichen Kommentars empfahl sich, weil die erste Bearbeitung Gadds Versehen aufweist, die leicht zu falschen historischen Folgerungen veranlassen konnen. GieBen, im Juni 1924. Julius Lewy. Inhaltsiibersicht. Seito Vorbemerkung.......................................................... V Abktirzungen.........................................................VII Die Einwanderung der Kimmerier und Skythen nach Kappadokien und die Feldziige der Babylonier, Meder und Skythen gegen SinsariSkun von Assyrien in den Jahren 616—612..................................1 Die Aufteilung Vorderasiens durch den Frieden von 584 und Herodots Kenntnisse der medischen Geschichte................................14 Das Datum der Schlacht bei Megiddo und die neubabylonisch-jiidischen Synchronismen des Alten Testaments.................................20 Die sogenannte Schlacht von Karkemis und Nebukadnezars erster Feld-zug nach Syrien und Palastina im Jahre 606 ....................... 28 Der Feldzug Nebukadnezars gegen Juda in den Jahren 602—601 ... 37 Die Entsetzung des Jechonja b. Jojakim und die Thronbesteigung seines Bruders Zedekia im Jahre 597 .................................... 42 Der Feldzug der skythischen Bundesgenossen Nebukadnezars nach Syrien und Palastina in den Jahren 592 —591 ....................... 51 .Juda in den Kriegsjahren 609—586 ................................... 56 Die keilschriftlicheu Berichte uber den letzten babylonisch-assyrischen Krieg..............................................................68 1. Die Chronik G (Transkription und Ubersetzung)..................68 2. Kolumne II der Stele Nabonids (desgl.).........................80 Kommentar zur Chronik G und zu Koi. II der Stele Nabonids .... 82 Quellenregister.......................................................87 Verzeichnis der wichtigsten der besprochenen akkadischen und hebraischen Ausdriicke.........................................................90 AL CH Chronik G Chronik P CT HWB JSOR KAH II KAT’ KAV KBo KUB MT MV AG OLZ RA RE VAB VR ZA N.F. ZAW ZDMG N.F. Delitzsch Delitzsch HB Abkurzuugen. == F. Delitzsch, Assyrische Lesestiicke. 4. Auflage, Leipzig 1900; 5. Aufl., Leipzig 1912. = Codex Hammurapi. = Babylonian Chronicle No. 21901 in the British Museum, vgl. unter Gadd. = Chronik Pinches, Brit. Mus. 82, 7—4, 38. = Cuneiform Texts from Babylonian Tablets in the British Museum. = F. Delitzsch, Assyrisches Handwbrterbuch, Leipzig 1896. = Journal of the Society of Oriental Research, edited by Samuel A. B. Mercer. = 0. Schroeder, Keilschrifttexte aus Assur historischen Inhalts. Zweites Heft, Leipzig 1922. = Die Keilinschriften und das Alte Testament [von E. Schrader, 3. Auflage] von H. Zimmem und H. Winckler, Berlin 1903. = 0. Schroeder, Keilschrifttexte aus Assur verschiedenen Inhalts. Leipzig 1920. = Keilschrifttexte aus Boghazkoi. = Keilschrifturkunden aus Boghazkoi. = Masoretischer Text des Alten Testaments. — Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft. = Orientalistische Literaturzeitung. = Revue d’Assyriologie. = Paulys RealenzyklopSdie der klassischen Altertumswissen-schaft. Neue Bearbeitung, herausg. von W. Kroll und K. Witte. = Vorderasiatische Bibliothek. = H. C. Rawlinson, The cuneiform Inscriptions of Western Asia Vol. V. = Zeitschrift fiir Assyriologie. Neue Folge. = Zeitschrift fiir die alttestamentliche Wissenschaft. = Zeitschrift der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft. Neue Folge. = F. Delitzsch, Die Babylonische Chronik. Leipzig 1906. = F. Delitzsch, Die Lese- und Schreibfehler im Alten Testament. Ein Hilfsbuch, Berlin und Leipzig 1920. VIII Gadd Gesenius ” = Kittel s Klauber = Knudtzon Lewy SATK = Lewy UAG I PraSek Schnabel Streck Thureau-Dangin Weidner Wellhausen Winckler AOF Winckler ATU Abkiirzungen. C. J. Gadd, The fall of Nineveh. The newly discovered Babylonian Chronicle No. 21901 in the British Museum. London 1923. W. Gesenius’ Hebraische Grammatik. 28. Auflage von E. Kautzsch. Leipzig 1909. R- Kittel. Geschichte des Volkes Israel. II. Band, 5. Aufl., Gotha 1922. E. G. Klauber, Politisch-religifise Texte aus der Sargoniden-zeit. Leipzig 1913. J. A. Knudtzon, Assyrische Gebete an den Sonnengott. Leipzig 1893. J. Lewy, Studien zu den altassyrischen Texten ans Kappa-dokien. Berlin 1922. J. Lewy, Untersuchungen zur Akkadischen Grammatik I. Berlin 1921. J. V. PraSek, Geschichte der Meder und Perser. Gotha 1906. P. Schnabel, Berossos und die babylonisch-hellenistische Literatur. Leipzig und Berlin 1923. M. Streck, Assurbanipal (= VAB7, Teil 1—3). Leipzig 1916. F. Thureau-Dangin, Une relation de la huitieme campagne de Sargon. Paris 1912. E. F. Weidner, Politische Dokumente aus Kleinasien (= Boghazkdistudien Heft 8 und 9). Leipzig 1923. J. Wellhausen, Israelitische und jiidische Geschichte. 7. Ausgabe, Berlin 1914. H. Winckler, Altorientalische Forschungen. 1. Reihe, Leipzig 1893—1897. 2. Reihe, Leipzig 1898—1900. 3. Reihe, Leipzig 1902. H. Winckler, Alttestamentliche Untersuchungen. Leipzig 1892. Die Einwanderung der Kimmerier und Skythen nach Kappa-dokien und die Feldziige der Babylonier, Meder und Skythen gegen Sinsariskun von Assyrien in den Jahren 616—612. Seitdem der Sky the IJgoTo&vr/^ den Herodot in seinem Be-richt uber den assyrischen Feldzug des Kyaxares als Vater des skythischen Besiegers der Meder nennt, von Winckler AOF I 488 mit dem Iskuzakbnig Bartatua identifiziert worden ist, dessen Werbung um eine assyrische Prinzessin uns Asarhaddon iiberliefert, werden die bei Herodot mehrfach erwahnten Konflikte der Skythen mit den Medern allgemein als Folge eines assyrisch-skythischen Biindnisses gedeutet1. Diese Kombination lag um so naher, als der einzige vor der Auffindung der Chronik G bekannt gewordene neubabylonische Text, der die Vernichtung assyrischer Stadte durch einen iibermachtigen Feind erwahnt, die Stele Nabonids aus Hillah, der assyrisch-skythischen Liga eine andere der Babylonier und Meder gegeniiberzustellen schien; denn wenn der den persisch-medischen Krieg des Kyros gegen Astyages be-riihrende Nabonidzylinder VR 64 den Istumegu->JoTvayr]<; als ,,Konig der Umman-Manda“ bezeichnete, war es das Gegebene, in dem in der Stele Helfer eines babylonischen Konigs genannten „Kdnig der Umman-Manda“ den Meder Kyaxares der klassischen (iberlieferung zu sehen1 2 * *. Demgegeniiber zeigt nun die neue Chronik G, dab auber dem Babylonier Nabopolassar sowohl 1 Vgl. die Ausfiihrungen von Winckler a. a. 0.; Prasek I 145; Streck I 375; 413 und anderen. Eine erheblichere Verschiedenheit der Meinungen besteht in neuerer Zeit eigentlich nur iiber die zeitliche Ansetzung der ans Herodot I 103 herausgelesenen Unternehmung des Protothyassohnes MaSvyg zur Errettung Assyriens vor Kyaxares. 2 Vgl. besonders Streck I 417; 437 s, wo auch die altere Literatur ge- nannt ist. MVAeG 1924, 2: Lewy, Vorderasien. 1 2 J. Lewy: Forschungen zur alten Geschichte Vorderasiens. ein rKonig der Umman-Mandau, als auch der ,.Mederu Uma-kiitar-Kim^aoT/Q zu gleicher Zeit gegen den bisher fur den letzten Assyrerkbnig geltenden Sin-'sar-ikkun-XoQaxoQ zu Felde zogen. Die Verhaltnisse, die so bald nach Assurbanipals Tode die dauernde Vernichtung Assyriens herbeifiihrten und an seiner Statt in kaum siebenzig Jahren drei fast unmittelbar aufeinander-folgende Reichsgriindungen grbBten Umfanges bewirkten, sind also schon bei Beginn der politischen Umgestaltung Vorderasiens viel verwickelter gewesen als bisher vermutet worden ist: Die oft behandelte, aber an ihrer historisch bedeutsamsten Stelle stets falsch gelesene Widmung Assurbanipals an Marduk, die Strong 1893 herausgegeben hat \ enthalt (Vs. 20 ff.) folgende Angabe iiber die Umman-Manda: „20Und den Dugdammi Kbnig der Umman-Manda hast du (Marduk) am Ufer des Meeres geschlagen1 2 |...........’]. 21Damit er keinen Frevel veriibe, sich am Gebiete meines Landes nicht versiindige, [hattest du4 ihn| einen Eij d bei dir schwbren lassen. Er hatte aber dein gbttliches Gebot5 *] 22miBachtetB, keine Angst gehabt und deinen gewich-tigen Namen, den die Igigi [preisen, nicht gefiirchtet]. 23Damit deine Herrschaft verherrlicht werde und deine gbttliche Macht 1 Journ. Asiat. 9. Ser. I 365 ff. vgl. auch Craig, Rei. Texts I Taf. 10ft.; Interpretation des oben im Texte behandelten Passus besonders bei Winckler AOF I 492 und neuerdings bei Lehmann-Haupt Klio XVII 120 f., der sich zwar schon gegen die Ubersetzung Strecks (11 276ff.) gewendet, aber doch u. a. auch dessen ganz unmiigliche Ergiinzung der Z. 14 zu be [-el (sic) kibrat irbitti] akzeptiert hat (statt sar kistatiAl' ia . . . .]). 2 Es ist e-lis ti-amat tam-has zu lesen; elis steht wie Synchron. Gesch. II 17 (e-lii "^‘Akkadi) statt ina eli (zur Bedeutung s. HWB 63a sub 2); ti-amat ist gerade bei Assurbanipal bfter zu belegende Schreibung auch des Genitivs, s. die Stellen bei Streck III 632. Durch diese Lesung „erledigen sich auch die Bemerkungen“ von Streck II 280“ gegen Winckler und Messer-schmidt. 3 Am Zeilenende diirfte ein kurzer Ausdruck fttr „sterben“ oder „tbten“ gestanden haben. 4 Die Erganzung eines Verbums in zweiter Person, wie sie der Kontext nahelegt, ist tatsachlich unbedenklich; vgl. z. B. den (unten S. 6f. charakte-risierten) Text CT 35, 44 f., in dem Assurbanipal die Eroberung Elams und die Enthauptung Teummans dem Gotte selbst zuschreibt (s. die Verba Rs. 5ft.: tak-sii-ud.......tak-kis qaqqad-su). 5 Lies in Anlehnung an K 2852 + K 9662 (verbff. v. Winckler AOF II 28ff.) Z. 23: [amat ilutika] i-miS. Die Einwanderung und Konsolidierung der Kimmerier in Kappadokien. 3 [vergroBert werde], 24 hast du im Einklang mit deiner gottlichen Botschaft, die du wie folgt sandtest: Avyda/u; 2 an einer assyrischen Seekiiste, welche nach den ganzen Verhaltnissen des 7. Jahrhunderts nur die Kiistenebene bei Tarsus sein kann3, geschlagen wurde, und bestatigt damit die Angabe Strabos (I 3, 21) iiber den Untergang Lygdamis’ in Kilikien aufs genaueste. Weiter beweist die Stelle — auch bei Nichtberiicksichtigung der nicht ganz sicheren Erganzung der Zeile 25 —, daB die Kimmerier, die sich in Lydien bekanntlich nicht festsetzen konnten, ostlich des Halys mindestens voriibergehend zu staatlicher Konsolidierung zu gelangen ver-mochten; denn Assurbanipal hat ihr zufolge mit Dugdammi nicht nur einen Staatsvertrag, der feste Grenzen voraussetzt, abge-schlossen, sondern ubertragt auch auf den Kimmerier die Be-zeichnung wUmman-Manda“, welche gerade fur den ostlich des Halys gelegenen Teil Kleinasiens, insbesondere auch Kappadokien schon Jahrhunderte zuvor gut bezeugt ist: die „hethitischen Ge-setze“ nennen gelegentlich der Erwahnung alter Privilegien be-stimmter Bevblkerungsgruppen die Manda-Krieger (Ummanmes Ma-an-dd) neben den Kriegern der Stadte Tamalkija und Zdlpa, diese aber, die nicht nur in den Bogliazkbjtexten, sondern auch schon in den altassyrischen Kiiltepe-Tafeln genannt werden, miissen gleich den anderen im hethitischen Gesetz aufgezahlten Stadten in Kappadokien und den angrenzenden Teilen von Armenien 1 W incklers Lesung der Z. 25 — sa a-na maSkani (= TE) ni-su ik-ku-uu ist angesichts des ahnlichen Passus in Z. 14 der Bilinguis von Topzaua — ina maska-m-Su astakanan — kaum anzuzweifeln. 2 Die Form AvySafiu kann, falls man nicht die von Weidner 8* gegebene Erkliirung annehmen will, mit Lehmann-Haupt RE XI 1, 424 (Art. Kimmerier § 48) als dissimiliert angesehen werden, vgl. dazu unten 8.17 '. Die dem griechischen *dvy8am{ genau entsprechende Lesung Dugdammi (statt Wincklers und Strecks Tugdammi) scheint angebracht, da der Lautwert duk des Zeichens tuk (AL5 Nr. 319) durchaus normal ist, vgl. z. B. Asurn. Ann. Il 111. 3 Zur Geographic Kleinasiens in spatassyrischer Zeit s. Streck I 350f. 4 J. Lewy: Forschungen zur alten Geschichte Vorderasiens. lokalisiert werden Hierzu stimmt aber unmittelbar, daB die fast gleichzeitig mit den Kimmeriern ansassig gewordenen Arme-nier ganz Kappadokien jahrhundertelang als Gamirk „Kimmerier“ bezeichnet haben1 2 3. Wiederum in das gleiche Gebiet bstlich des Halys weist schlieBlich die bekannte Notiz Asarhaddons (Prisma A und C II 6 ff.) uber seinen Kampf mit einem Kimmerierfiihrer Teuspa, da dessen Niederlage in enger Verbindung mit Erfolgen Asarhaddons in Uilakku und Tabal — also in der Gegend von Mazaka — be-richtet wird 8. Aus dieser Stelle ergibt sich gleichzeitig, wie lange vor Lygdamis’ Tod4 5 die Kimmerier die Halysgrenze erreichten; denn einerseits erhalt Teuspa weder den Titel eines Konigs (wie spater Dugdammi) noch auch nur denjenigen eines Stadtherrn (wie z. B. die gefangenen Kimmerierfiihrer, die Gyges an Assur-banipal sandte), andererseits weist die Fassung der Stelle aus-driicklich auf die Volkerverschiebung hin: „der Mandakrieger Teuspa aus Kimmerien, dessen Heimat fern ist“ 6 *. 1 S. die Nachweise bei Lewy OLZ 1923, 541 f., vgl. z. T. auch die unten 8. 5* zitierte Abhandlung Forrers. 2 S. Marquart, Unters. z. Gesch. von Eran II112; Lehmann-Haupt RE XI 1, 421, wo auch die Angaben Ezecbiels und der Volkertafel zitiert sind, deren Voraussetzung natiirlich ebenfalls eine gewisse Konsolidierung der Kimmerier ist. 3 Wenn Lehmann-Haupt RE XI 1, 409 (§ 22) annimmt, HubuS-na, wo Teuspa geschlagen wurde, sei von dem oft genanntenHuftw^-fcui im Gebiete des oberen Zab nicht zu trennen, so ist das sprachlich richtig, beweist aber nichts fiir die Identitat der Orte, da Gleichheit bzw. Verwandtschaft alter Ortsnamen (und nicht nur dieser) in alien hier in Frage kommenden Gebieten Vorderasiens haufig ist, s. vorlaufig Le wy ZA N F. 1 (35) 144ff. Vgl. vielmehr „hethitischesu Hubisna K Bo 11 Rs. 50 u. b. Die neueren Textausgaben — AL 4 141; AL 6 139; CT 34, 48 — widerlegen auBerdem die von Lehmann-Haupt in diesem Zusammenhange (a. a. 0. § 21) verwertete Behauptung Wincklers und der ihm folgenden, nach denen Koi. IV 2 der „Baby-lonischen Chronik“ von einem vor dem 5. Jahre Asarhaddons erfolgten Einfall der Kimmerier in die assyrischen Kernlande berichtet haben sollte. 4 Um 630, s. unten 8. 74. 5 Wo diese Heimat war, bzw. daB sich Kimmerier, Mannaer und Meder ;vielleicht auch in Parsua Perser?) damals in der Nahe des durch die Texte Sargons bekannten Landes Saparda sudostlich des Urmiasees konsolidiert batten und unter „Kastariti“ eine Art politischer Einheit bildeten, lehren die gleichzeitigen Anfragen Asarhaddons an Samas, s. besonders Knudtzon Nr. 1; 2; 6; 11*; Klauber Nr. 1; 4; 7; 8. In Kastariti (bekanntlich = Ksatrita, Blsutun Die Einwanderung der Skythen nach Kappadokien. 5 Dem unter kimmerischer Fiihrung erfolgenden ersten Vor-stoB der „iranischen“ Volker nach Kappadokien, als dessen Wiederholung die spatere Ausdehnung des Mederreiches an den Halys aufgefaBt werden kann (und von den Medern tatsachlich auch aufgefaBt worden ist1), folgte ein Nachrucken der Skythen unter Mady(a)s, dem nach dem Zeugnis der Alten die Kimmerier erlagen: insbesondere nennt Strabo a. a. 0. als gelaufiges Beispiel der Verdrangung einer ansassigen Bevolkerung bzw. der Ver-pflanzung eines Volkes durch seinen Fiihrer die Vertreibung der Treren unter Kobos — welche Strabo mit den Kimmeriern mehr oder weniger gleichsetzt — durch den Skythen Madys. Die Nach-richt ist um so glaubhafter, als ihre ganze Fassung Sicherheit der Uberlieferung voraussetzt und gleich der unmittelbar vorangehenden Nachricht uber Lygdamis mit den keilinschriftlichen Zeugnissen im Einklang steht. Die Ablbsung der Kimmerier durch Madyas’ VorstoB nach Westen brachte zunachst ohne weiteres mit sich, daB in den Nach-richten der akkadisch sprechenden Volker die Bezeichnung „Um-man-Manda“ nunmehr auf die Skythen iibertragen wurde; denn dieser Name bezeichnet weniger die sprachliche Zugehbrigkeit zu den Ostindogermanen arischen Dialektes2, als insbesondere die Er-reichung der Halysgrenze und das sich darin bekundende Streben § 24) kann ich wie schon hier, u. a. auch gegen Prasek I 140, bemerkt sei, nur einen Titel, keinen Personennamen sehen; denn 1) bedeutet KSatrita »der mit Herrschaft versehene« (s. Bartholomae, Altiranisches Wbrterbuch 547 und die dort angefiihrte Literatur, zur Bildung auf ita „versehen mitu vgl. noch [fiir das Indisehe] Kielhorn, Grammatik d. Sanskritsprache, Berlin 1888 8. 201 Ziff. 7 und [fiir das Iranische] Geiger-Kuhn, GrundriB I 8. 107 § 202), 2) Variiert Bls. §31 — besonders deutlich in der babyl. Version — die Worte des § 24 (»ich bin Ksatrita, aus des Kyaxares Geschlecht«) durch »ieh bin der K6nig von Medien«. Vgl. schlieBlich auch die verwandteu Stellen der §§ 33 und 52. 1 8. unten 8. 19. 2 Die Angabe Forrers ZDMG N.F. 1 (76) 249, Nabonid nenne auch den Perser Kyros „K6nig des Mandavolkes“, ist unrichtig. Auf die iibrigen Ausfiihrungen Forrers, der, soweit ich sehe, als erster die Mandakrieger der hethitischen Gesetzestexte zu dem Mandakrieger Teuspa gestellt hat, braucht hier nicht naher eingegangen zu werden; es sei aber ausdriicklich bemerkt, daB das von mir ZA N.F. 2(36) 261 beigebrachte Material wahrschein-lich maeht, daB der Name Manda urspriinglich die speziell kleinasiatisch-„hethitische“ Form des verbreiteteren Mada (woven dann no, MrjSos usw.) ist. 6 J. Lewy: Forechungen zur alten Geschichte Vorderasiens. nach der Hegemonic uber die Gebirgsvolker der ava) so charakterisiert denn z. B. Kyros in seiner Proklamation an die Babylonier alle seine friiheren Erfolge mit dem einen kurzen Satz „das Land Gutium, die Gesaintheit der Umman-Manda lieB er (Marduk) sich zu seinen (des Kyros) FiiBen beugen“ *. Vor allem aber mufite die in westlicher Richtung gehende Verschiebung der Skythen von den friiheren — wohl auch erst seit wenigen Jahrzehnten eingenommenen — Sitzen in der Nahe des Urmiasees, wo sie zur Zeit Asarhaddons unter einem Bartatua konsolidiert waren, zur Folge haben, daB sie jegliches Interesse an guten Be-ziehungen zu Assyrien verloren 1 2, ja daB sie wie vorher die Kimmerier, in deren neue westliche Wohnsitze sie jetzt nachriickten, fortan die assyrische Nordwestgrenze stark gefahrdeten, natiirlich ohne deshalb Bundesgenossen des den Kimmeriern sehr nahe-stehenden Kyaxares3 zu werden. Dieser standigen Bedrohung der Nordwestgrenze Assyriens durch „Umman-Manda“, die angesichts des Druckes der jeweils hinter ihnen stehenden Volker jederzeit geneigt sein muBten, iiber die Tauruskette nach Kilikien und von dort weiter nach Osten oder Siiden vorzubrechen, wandten die stets nach Befreiung vom assyrischen Joch strebenden Babylonier sehr bald ihre Aufmerk-samkeit zu: „Und die Akkader, die mit Feinden [.........], lassen dem Umman-Manda, dem barbarischen Feinde sagen |...............J, bege[hen] standig, was dir ein groBer Greuel ist“ 4, klagt Assur- 1 S. Kyros-Zyl. 13. 2 Die Annahme, daB Bartatuas Werbung urn eine assyrische Priuzessin ein fiir die gesamte Entwicklung der nachsten Jahrzehnte geradezu ausschlag-gebend gewordenes skythisch-assyrisches Biindnis eingeleitet babe (so nach den Anregnngen von Winckler AOF I 487ff. besonders auch Streck I 375), entbehrt deshalb der Sicherheit, weil das Sonnenorakel Klauber Nr. 16 haupt-sbchlich von «ehrlichen freundschaftlichen Worten der Versdhnung [sa su-lum-tni-e; fiir sulummu s. unten S. 83]» spricht und daher damit zu rechnen ist, daB die Verschwagerung der Fiirstenhauser wie meistens wohl einen FriedensschluB, aber kein Schutz- und Trutzbiindnis bekraftigen sollte. 3 Zu den Beziehungen der Kimmerier zu den Medern (und Persern) vgl. ohen S. 45 * * und besonders unten S. 19. 4 K 3408 (CT 35, 44f.) Rs. 12ff.: u Akkada-a-a Sd itti nakruti11 sab/p-[......] a-na Umman-nian-da nakru ig-su u-sad-ba-b[u..................] ik-kib-ka rabda ka a-a-an i-te-ni-[pu-Sii.....]. Man beachte, daB der Aus- druck amcinakru ig-su bei Assurbanipal sonst nur zur Cbarakterisierung der Die Gefahrdung Assyriens durch die „Umman-Manda“. 7 banipal eindringlich um Hilfe flehend am Schlusse einer sipirtu an dAtiur asib F[hursaggalkurkurra], d. h. in einem Schreiben an Assur als den National- und Kriegsgott den die assyrischen Konige brieflich iiber den Verlauf ihrer Feldziige zu unterrichten pflegten \ schon vor Beginn des Krieges mit Samas-sum-ukin 2. Damals noch gelang es Assurbanipal, einen Zweifrontenkrieg gegen die „Umman-Manda” im Nordwesten und die Akkader und ihre Verbiindeten im Siidosten zu vermeiden: die Kimmerier wandten sich nicht gegen Assurbanipal, sondern gegen den mit Samas-sum-ukm verbiindeten Gyges von Lydien; zweifellos auf Veranlassung Assurbanipals. Er erzahlt ja Rm II Iliff., wie er um Gyges’ Tod zu den Gottern flehte, und die Kimmerier darauf auch prompt in Lydien einfielen, bis Ardys, king genug, den Zu-sammenhang der Dinge zu durchschauen, in Niniwe demiitig um andere Weisungen an die Kimmerierfiirsten nachsuchte 3 Aber wie oben gezeigt, dauerte es kaum ein Vierteljahrhundert, bis sich Dugdammi, der nunmehr den Kbnigstitel fiihrte, iiber alle friiheren Abmachungen mit Assurbanipal hinwegsetzte und in assyrisches Gebiet vorstieB. Assurbanipal hatte diesmal den Riicken frei und Dugdammi wurde noch in Kilikien vernichtet; aus dem ganzen Charakter der Weihung an Marduk ist indessen zu ersehen, in welcher Sorge der alternde Assurbanipal gewesen war, ehe er die Siegesnachricht erhielt4. Wie sich die Ver- Kimmerier verwandt wird, so Ann. B II 93; Zyl. F b 12 (Streck III 835) Gi-mir-a-a amrlnakru ig-su. Auch das beweist natiirlich wieder, daB in der Zeit Assurbanipals Umman-Manda ganz speziell = Kimmerier ist (gegen Lehmann-Haupt. Klio XVII 121 und RE XI 1, 417). 1 S. Ungnad OLZ 1918, 72f. 2 K 3408 (CT 35, 44 f.) ist chronologisch dadurch bestimmt, daB in ihm als solche Unternehmungen, die durch Assurs Hilfe erfolgreich beendet sind, nur die bekannteu Feldziige gegen Dunanu, Teumman und die Mannaer (iu dieser Reihenfolge) aufgefiihrt werden konnten. 3 Wenn Assurbanipal die Kimmerier auf seine Feinde hetzte, war das natiirlich etwas ganz anderes als wie wenn Samassumukln solche „Greuel“ beging; aber selbstverstiindlich hiitet sich Assurbanipal, sein Verfahren mit klaren Worten zu erzahlen. Das ist sehr lehrreich, s. unten 8. 19 *. 4 Die Chronologic des Endes des Dugdammi (kurz vor Assurbanipals Tod) folgt viel weniger aus den Ausfiihrungen von Lehmann-Haupt Klio XVII 121 f, die auf unrichtigen Voraussetzungen bernhen (s. oben 8. 2 *), als aus 8 J. Lewy: Forschungen zur alten Geachichte Vorderasiens. haltnisse nur wenig spater unter Sinsariskun-^apaxo; gestalteten, lehrt zunachst der gute Kern des uber den Polyhistor auf Berossos zuriickgehenden Berichtes des Abydenos (bei Eusebius, ed. Schoene 35, 28 ft), dessen Ortsangabe „vom Meere herw jetzt ohne weiteres klar wird: „Nach ihnen beherrschte die Assyrer Sarakus, welcher auf die Nachricht hin, dab ein Heer gleich Heuscbrecken vom Meere her angreifen wiirde, den Feldherrn Bupolassaros [= Nabopolassar] eilends nach Babylon schickte. Dieser faflte den Ent-schluB, sich zu erheben (und verlobte die Amuhea, Tochter des Mederfiirsten Asdahak seinem Sohne Nabukodrosor) und brach sogleich auf und eilte Ninus [Zusatz: d. i. die Stadt Niniwe] an-zugreifenM Die niiheren Umstande dieses Abfalles Nabopolassars — und damit auch der Zeitpunkt, in welchem die Ablbsung der Kim-merier durch die Skythen die Nordwestgrenze Assyriens emeut zu gefahrden begann und besondere AbwehrmaBnahmen erforderte — sind in § 1 der Chronik G iiberliefert (vgl. den Text und die Ubersetzung unten S. 68 ff.). Ihr zufolge mobilisierte Nabopolassar der Inschrift selbst: Z. 14 ff. stellt sich Assurbanipal als denjenigen vor, der in fernen Tagen (ina unit ulluti) auf Befehl eines Gottes — wahr-scheinlich Assurs — und zur Siihnung der dem Gotte zugefiigten Beleidigung eutsandt worden sei, um Elam endgiiltig zu vernichten; das bezieht sich gewiB auf den bekannten 5. Krieg mit Elam und die Zerstbrung von Susa um 640. Ein spaterer Zng gegen Elam war nicht mehr notwendig. — Dug-dammi hat vor seiner Niederlage sehr wahrscheinlich Tarsus und Anchiale zerstoren kbnnen; denn Assurbanipal sagt ausdriicklich, er sei am Ufer des Meeres geschlagen worden (s. oben 8. 2), andererseits behaupten die bekannten klassischen Nachrichten (die Nachweise zuletzt beiWeifibach RE 2. Reihe I, 2 Art. Sardanapal §§ 7; 21), Tarsus und Anchiale seien von Assurbanipal-l'aanai.}.os gegrundet, hiermit kann aber nur eine Neugrhndung gemeint sein, da beide Stadte alter sind. 1 Die neue Ubersetzung des armenischen Eusebius von Karst (8. 18, 17fi.) bietet statt Petermanns quod exercitus locustarum instar (numerosus) e mari exiens impetum faceret, vielmehr „ein aus ge-mischten Scharen zusammengerottetes Heervolk vom Meere herauf gegen ihn angestiirmt komme“. Sollte diese fiir mich unkontrollierbare Ubersetzung das Richtige bieten, so wiirden unter den „gemischten Scharen" mbglicherweise Kimmerier + Treren unter Kobos (Strabo a. a. 0.) -f- Skythen unter Madyas zu verstehen sein. — Der oben im Texte in ( ) eingeschlossene Passus ist m. E. eine Erweiterung des Berossos dnrch Polyhistor, wie sie auch sonst nachgewiesen ist, s. zuletzt Schnabel 147ff. Wohin die in ihm enthaltene gute Nachricht gehort, kann erst unten 8. 17 gezeigt werden. Nabopolassars Angrifi im Jahre 616. 9 im Ijjar des 10. Jahres seines babylonischen Kbnigtumes, d. h. im Fruhjahr 616 in Akkad und zog Euphrat-aufwarts in der Richtung auf Gablinu/i1, wo sich verschiedene Kontingente des assyrischen Heeres, darunter auch ein mannaischesa, im August versammeln sollten. Der Marsch Nabopolassars dorthin erfolgte zweifellos noch im Namen seines assyrischen Oberherren Sinsariskun; denn die aramaischen Bezirke im ehemals akkadisch-assyrischen Grenz-gebiet am Mittellauf des Euphrat, die ihm nach seinem Verrat alsbald entgegentraten, huldigten ihm in der iiblichen Weise durch Geschenke. Vor Gablinu warf sich Nabopolassar jedoch am 12. Ab zum Kbnig von Akkad auf; die iiberraschten Assyrer und die sofort alarmierten Mannaer wurden geschlagen bzw. gefangen. die Stadt Gablinu selbst noch am gleichen Tage besetzt8. Von dem im Innern des assyrischen Reiches gewonnenen Stiitzpunkt aus entsandte der neue Konig von Akkad u. a. sogleich eine Truppenabteilung nach der Stadt Balihu, also in der Richtung auf Harran und die (Nord-)Westgrenze Assyriens. Falls das, wie vielleicht vermutet werden darf, in Erwartung eines so-fortigen Einbruches und erfolgreichen Vormarsches der Skythen geschehen sein sollte, so war diese Hoffnung auf Vereinigung der babylonischen Truppen mit den Skythen triigerisch. Nabopolassar stand allein, wahrend Sinsariskun sogar durch agyptische Truppen unterstiitzt wurde, obwohl Psammetich I. einst selbst die assy-rische Herrschaft abgeschiittelt und den Aufstand der Babylonier unter Samassumukin begiinstigt hatte1 2 3 4 * *. 1 Die Stadt GIKab-li-ni (kaum DITafjlini) wird m. W. sonst nicht er-wahnt. Da sie zwischen Rindanu und Ballfyu (vielleicht = Tell Gigle, s. Forrer, Provinzeint. 24) liegen muB, wird sie in dem Hiigelland (vgl. etwa die an Gablini anklingenden Namen h^al.gvr] usw. ?) westlich von Der ez-Zbr zu suchen sein. 2 Damit entfallt die Vermutung Strecks (I 357; 375), der zufolge der mann&ische Vasallenstaat von den Skythen vernichtet worden sein sollte. 3 Der Bericht der Chronik G uber die Empdrung Nabopolassars ist von einer geradezu klassischen und fiir den Stil der Chroniken charakteristischen Kurze, durch die sich Gadd (S. 3 Abs. 2; 8. 4) denn auch vollig irrefiihren lieB. Der Empdrung selbst sind nur die drei Worte ana muhhisunu iSqi gewidmet; aber der Emporer hieB vorher Nabu-apla-usur (Z. 1 und 3): fortan wird er far Akkadi genannt. 4 Die Voraussetzung der agyptischen Unterstutzung war — vielleicht schon unter Assurbanipal — die Anerkennung der alten agyptischen Anspriiche auf Palastina und Syrien, s. unten 8. 32 f. 10 J. Lewy: Forschungen zur alten Geschichte Vorderasiens. So blieb dem ersten VorstoB nicht nur jeder weitere Erfolg versagt, Nabopolassar mufite sich vielmehr schon im September noch vor dem Anmarsch assyrisch-agyptischer Truppen zuriick-ziehen, da die zu Sinsariskun haltenden Aramaerbezirke Hindanu und Suhi seine Riickzugslinie ernstlicb gefahrdeten. Gliicklicher verlief ein Angriff, den Nabopolassar noch im Winter 616/5 gegen das — gleich jenen Aramaergebieten seit Jahrhunderten immer von neuem strittig gewesene — bstliche Grenzland, die Arrapa-chitis untemahm; hier warden die Assyrer unter starken Ver-lusten auf den Zab zuriickgeworfen. Andererseits scheiterte der im Juni folgende Versuch der Babylonier, die Festung Assur nach kurzer Belagerung im Sturme zu nehmen. Sinsariskun ent-setzte nicht nur die Stadt, sondern schloB auch die Truppen, die Nabopolassar auf seinem eiligen Riickzuge in das die StraCe nach Akkad sperrende Fort von Takrit geworfen hatte, ein. Die Sturme der Assyrer auf Takrit wurden von den Babyloniern zwar abgeschlagen, aber im ganzen verlief der Feldzug, obwohl offensiv gefiihrt, ahnlich wie die friiheren babylonisch-assyrischen Kriege; eine dauernde Besetzung der seit alters von Assyrern be-siedelten Gebiete am Tigris erwies sich wiederum als unmoglich. Indessen hat Nabopolassar diese auch gar nicht ernstlich be-absichtigt: fiir das niichste Jahr 614 wurde kein neuer Angriffs-feldzug vorbereitet *, und auch die charakteristische, zweifellos alteste der auf erfolgreiche Kriege anspielenden Bauinschriften Nabopolassars laBt vermuten, daB sein Streben urspriinglich einzig und allein auf die Befreiung Babyloniens, nicht aber auf Er-oberungskriege gerichtet war: „der Assyrer, der seit fernen Tagen aller Volker Herr geworden war und die Bevolkerung in seinem schweren Joche hatte leiden lassen — ich, der Schwache .. . . schied ihren FuB vom Lande Akkad, liefi ihr Joch hinwerfen“ 2. 1 Ware dies der Fall gewesen, so wiirde § 3 der Chronik das iibliche „der Konig von Akkad bot sein Heer auf“ enthalten inussen, vgl. einerseits die Berichte iiber die Jahre 616 und 615; 613; 612; 611; 610 und 608 (?) (§§ 1 nnd 2; 4—7 und Fangzeile), andererseits die weitere Ausnahme im Jahre 609 (§ 8), in welchem Nabopolassar aus verstandlichen Griinden (s. unten 8. 22 f.) keinen Feldzug vorbereitet hatte, dann aber ebenfalls ohne Aushebung „zu Hilfe eilt“ — also wie in § 3 Zeile 28 —, weil seine Garnison in Harran von Assur-uballit plotzlich bedroht wurde. 2 Es ist sehr beachtenswert, daB die erste grbBere Bautatigkeit Nabopolassars, von der wir erfahren, der endlichen Vollendung des von einem Kyaxares’ Angriff im Jahre 615. 11 Daher diirfte es erst das unvorhergesehene Eingreifen der Meder gewesen sein, das Nabopolassar sehr bald veranlafite, zuniichst eine Verstandigung mit dem kiinftigen medischen Erben Sinsaris-kuns zu suchen, und da sich diese binnen kurzem als unerreich-bar erwies, nunmehr den Babyloniern einen mbglichst groBen Teil des zusammenbrechenden Assyrerreiches zu erkiimpfen. Der Krieg der Meder gegen die durch die Skythengefahr und den Verlust Akkads in ihrer Widerstandskraft bereits ge-schwachten Assyrer entstand namlich entgegen der bisherigen An-nahme nicht im Einvernehmen mit Nabopolassar: Die Zeile 23 der Chronik G, welche unmittelbar nach dem Bericht uber die Kampfe der Babylonier und Assyrer vor Assur und Takrit zum ersten Male die Meder erwahnt, bezeugt trotz ihrer starken Be-schiidigung mit Sicherheit, dab diese eine Stadt (vielleicht Arraphi) angriffen, als sie im November 615 in die Arrapachitis hinab-stiegen. Da nun Nabopolassar die von jeher zu Akkad gezahlte Arrapachitis kaum dreiviertel Jahre zuvor erobert und auch nicht wieder verloren hatte — die Chronik G pflegt auch iiber baby-lonische MiBerfolge ehrlich zu berichten —, bedeutet das den Kampf der Meder gegen Nabopolassar. Und in vollster Uber-einstimmung hiermit wird denn auch im Bericht iiber das folgende .Jahr in den fast unversehrt erhaltenen Zeilen 26ff. gesagt, daB sich Kyaxares und Nabopolassar ausgesbhnt haben, als sie im Sommer 614 auf den Triimmern der jetzt von den Medern angegriffenen und erstiirmten Festung Assur einander begegneten. Hieraus bzw. aus der somit bewiesenen volligen Wert-losigkeit der ktesianischen Uberlieferung folgt noch friihereu Konig begonnenen Tempels des Kriegsgottes diente. Unter assyrischer Oberherrschaft war dieser Bau, iiber dessen Sinn kein Zweifel sein konnte, jedenfalls undenkbar. — Zu den Griinden, die schon WeiBbach, Babyl. Miszellen 22 f. fiir eine verhaltnismaBig friihe Datierung der Inschrift BE 14940 und Dupl. geltend machte, kommt jetzt vollig entscheidend hinzu, daB die anderen Inschriften, in welchen sich Nabopolassar in so scharfem Kontrast zu BE 14940 [vgl. Z. 4 und besonders Z. 10 „(Nabopolassar), der Kleine, der unter den Volkern nicht beachtet wurde“] Kbnig von Sumer und Akkad und Vernichter des Subarers nennt, erst urn oder nach 607 entstanden sein konnen; denn es ist ganz zweifellos, daB der „Subarer“ Assur-uballit II. ist (der sich in Harran „zum Zwecke des Konigtums iiber Assur“ auf den Thron setzte, s. Chronik G § 5 ff.), und nicht etwa Sinsariskun, dessen wahren Uberwinder Uwiatetar-Kyaxares jedermann kannte. 12 J Lewy: Forscbungen zar alten Geschichte Vorderasiens. nicht, daB Kyaxares von Anfang an als offener Gegner sowohl der Assyrer wie der Babylonier auftrat. Wahrscheinlich ist viel-mehr. daB die Meder, ahnlich wie es Ktesias (bei Diodor II 24 ff.) u. a. von den Medern und Baktrern behauptet1, tatsachlich noch SinsariAkun zur Heeresfolge verpflichtet waren, und daB Kyaxares zuniichst als assyrischer Vasall kampfte und erst spater, wenn auch verhaltnismaBig achnell, den Abfall Nabopolassars nachahmte; denn 1. sind die Manniier, die in friiheren Zeiten stets in enger Verbindung mit den Medern bzw. mit den diesen besonders nahe-stehenden Kiinmeriern erscheinen, noch 616 im assyrischen Heere vertreten ’, 2. ist Kyaxares, als er in den Krieg eintrat, noch nicht un-abhangig gewesen; wahrend niimlich seinem Sohne Astyages nach dem lydisch-medischen Kriege von 590—585, bei dessen Beendi-gung Nebukadnezar den Medern den Besitz von Assyrien zuer-kannte8, sogar in Texten seines Gegners* Nabonid der Konigs-titel zuerkannt wird, bleibt dieser dem Kyaxares in der Chronik G versagt, und daB das weder aus Ungenauigkeit noch aus einer Kyaxares feindlichen Tendenz des Chronisten geschieht, geht daraus hervor, daB die bekannte Emporung des Pra"arti*-&QaoQTT]<; gegen Darius unter Berufung auf ilunakitra- Kva^aQt]? erfolgte, dieser war eben der Begrunder medischer Unabhangigkeit und Hegemonie 3. muB der (von der Chronik G ganz unvermittelt und eigent-lich als einziges Ereignis des Jahres 614 berichtete) medische Angriff auf Niniwe, Tarbisu und Assur den Assyrern iiber-raschend gekommen sein; zu einer Zeit, da Nabopolassar weit entfernt in Akkad stand und — wie auch der weitere Verlauf des Krieges zeigt — die assyrischen Reserven noch nicht ver-braucht sein konnten, waren sie sonst doch wohl in der Lage gewesen, wie Niniwe selbst so auch Assur, wenn nicht endgiiltig, so doch langer zu halten. Nabopolassar scheint also erst unter dem Eindruck des Ge- 1 2 * 1 Wenn Ktesias infolge seiner Vertrautheit mit den allgemeinen Verhalt-nissen des Alten Orients gleichsam zuf&llig einmal das Richtige trifit, so andert das an der prinzipiellen Bewertung seiner Nachrichten nichts. 2 Chronik G Z. 5. 3 8. unten S. 15 ff. 4 S. nnten 8. 19 l. 5 Vgl. Darius, Blsutnn § 24 und dazu oben 8. 4 s. Nabopolassars und Madyas’ Angrifie in den Jahren 613 und 612. 13 schehens von 614 seinerseits ein formelies Biindnis mit Kyaxares angestrebt zu haben; wenigstens zog er, obwohl er, wie be-reits erwahnt, in diesem Jahre keinen Angriffsfeldzug vorbereitet hatte und iiberrascht war, den Medern sofort „zu Hilfe“. Der Kampf um Assur war jedoch bereits entschieden, und wenn es auch zur gegenseitigen Aussohnung der beiden Gegner Sinsaris-kuns kam, so zeigt doch die ganze weitere Entwicklung, daB Kyaxares grundsatzlich jede auch nur voriibergehende Beriicksichtigung babylonischer Wiinsche oder Hoffnungen ablehnte und ausschlieBlich das Ziel eines eigenen, Assyrien ablbsenden Mederreiches verfolgte. Nabopolassar verhielt sich dementsprechend und begann nach Kyaxares Riickkehr nach Medien, die jedenfalls der Fortfiihrung der in Assur erbeuteten Schatze und vor allem der Sammlung neuer Truppen diente, im Mai 613 die Eroberung der assyrischen Stiitzpunkte im Euphrat-Grenzland, dessen aramiiische Bevolke-rung ihm jedoch wiederum Widerstand leistete. Die Inselstadt Rahilu fiel sogleich, aber das von jeher stark befestigte ‘Ana trotzte der Belagerung und wurde schlieBlich von Sinsariskun entsetzt. So hatte es Nabopolassar viel weniger seinen eigenen kriegerischen Erfolgen als der StoBkraft der jetzt endlich nach Assyrien vorbrechenden Scharen der Skythen zu danken, wenn er zu Beginn seines nachsten Feldzuges im Friihsommer 612 die Verbindung mit dem ,,Kdnig der Umman-Manda“ herstellen konnte. Uber die naheren Umstande und insbesondere uber den Ort des Zusammentreffens Nabopolassars mit den Skythen liifit zwar die Chronik G im unklaren, zumal sie hier wiederum ge-rade an wichtigster Stelle Beschadigungen aufweist, aber der bis-her unrichtig auf die Zerstbrung Niniwes bezogene Passus der Stele Nabonids aus Hillah (Koi. II), der die bald folgenden und im letzten Grunde bereits durch die Ereignisse des Jahres 612 veranlaBten Feldziige Nabopolassars gegen Harran verherrlicht, bezeugt, daB der Skythenkonig — Madyas, wenn wir Herodot sogleich heranziehen — sich Nabopolassar als Bundesgenosse unterordnete, und liiBt weiter vermuten. daB die Vereinigung des babylonischen und skythischen Heeres, so wie es Nabopolassar schon 616 erwartet haben mochte, ungefiihr am Mittellauf des Euphrats erfolgte l. 1 Vgl. die Ubersetzung von Koi 11 der Stele unten 8. 80f. 14 J- Lewy: Forschungen zur alten Geschichte Vorderasiens. AL> jetzt etwa ini Mai 612 auch Kyaxares von neuem in Assyrien erschien, verhielt sich Nabopolassar zunachst abwartend. Kyaxares zog — vermutlich von der Arrapachitis her uber Kalhi, das er zerstort haben wird — unbehindert am Tigris entlang nach Niniwe und erstiirmte die Stadt nach vergeblichen An-griffen im Juni und Juli, schlieBlich im August. Nunmehr, als mit Niniwes vollkommener Zerstbrung und dem Ende Sinsariskuns jede schnelle Wiederherstellpng des Assyrerreiches unmbglich scheinen muBte, intervenierte Nabopolassar. Die Art seines Vor-gehens bleibt im einzelnen unklar1, aber die hier an den Zeilen-enden stark beschadigte Chronik G laBt wenigstens erkennen, daB Truppen der Verbiindeten Kyaxares etwa 200 km weit bis Nisibin verfolgten, als er am 20. Elul (= 18. September julianisch) sich anschickte, Assyrien zu verlassen. DaB Kyaxares Abmarsch nach Medien in dieser Richtung erfolgte, ist sehr auffallig und laBt kaum eine andere Erkliirung zu, als daB ihm Nabopolassar den Durchzug durch die Arrapachitis verwehrte. Daher verdient Herodot vollen Glauben, wenn er (I 103) berichtet, ein Angriff der Skythen habe Kyaxares, als er bei Niniwe lagerte, des Erfolges seiner Siege iiber die Assyrer beraubt; denn nur bei der Annahme einer schweren Niederiage der Meder wird begreiflich, warum sich Kyaxares in den naclisten Jahren des nun folgen-den babylonisch-skythischen Krieges gegen Assur-uballit und die ihm verbiindeten Agypter von Assyrien fernhielt1 2 *. Die Aufteilung Vorderasiens durch deu Frieden von 584 und Herodots Kenntnisse der inedischen Geschichte. An den Bericht iiber Kyaxares’ groBe Erfolge in Assyrien und die unmittelbar darauf folgende Niederlage der Meder durch die Skythen schlieBt Herodot (I 104 ff.) seinen bekannten Exkurs iiber die Wanderung der Skythen, ihren ZusammenstoB mit 1 Die Reste von Z. 46 der Chronik erlauben die Vermutung, daB Nabopolassar darauf hinwies, daB sich ein Angehoriger des assyrischen Kbnigs-hauses unter seinen Schutz gestellt habe. Denkbar ware auch, daB die Zerstbrung der Tempel Nabopolassar einen Vorwand zum Eingreifen lieferte. 2 Wenn Herodot die Mitwirkung der Babylonier unerwahnt laBt, so ist ihm daraus kein Vorwurf zu machen. Was Nabopolassar erreichte, verdankte er den Skythen; ohne diese war er nicht einmal Assur-uballit gewachsen. Die Aufteilung Vorderasiens durch den Frieden von 584. 15 Psammetich II.1 und die Art ihrer auf achtundzwanzig Jahre angegebenen Herrschaft iiber Asien. Bevor Herodot dann zur Geschichte der medischen Kbnige zuriickkehrt. berichtet er kurz von einer Beseitigung der meisten Skythenfiihrer durch Kyaxares und kniipft daran die viel diskutierte Bemerkung: xat ovrco dveocooavTO ttjv agyrp' Mrjdoi xat EnsxgaTEOv twv tieq kcll tiqoxeqov xai trjv te Ntvov Ethov (to? de eD.ov ev eteqoioi Aoyoiot diflnwo) xat tov<; 'Aoovqlovq vtioxeiqiqvc; ETioirjoavro rrh/v tt/; Bafivkoviqs Eine weit verbreitete Annahme betrachtet das in dieser Notiz enthaltene Versprechen als unerfiillt bzw. die betreffenden xoyoi als verloren (oder niemals geschrieben). Die Heranziehung des in der Chronik G gebotenen Datums der Zerstbrung Niniwes bzw. der Niederlage des Kyaxares beweist indessen, daB das Ereignis, auf das hier angespielt ist, von Herodot selbst an anderer Stelle seines Werkes beriihrt wird, so daB hier moglicherweise nur eine Fliichtigkeit in der Zusammenstellung oder Bearbeitung der von Herodot gesammelten Uberlieferungen vorliegt: Halt man die Angabe Herodots iiber die Dauer der Skythen-herrschaft, die an anderer Stelle mit Bestimmtheit wiederkehrt2, nicht ohne weiteres fiir unglaubwiirdig — das ist aber nach den Er-gebnissen der voranstehenden Untersuchung kaum mehr erlaubt —, so muB aus ihr gefolgert werden, daB die Meder Assyrien im Jahre 584/3 besetzt haben8. In diese Zeit gehbrt nun der AbschluB des medisch-lydischen Friedens (Her I 74), der durch fremde Vermittlung zustande kam, und der, wenn er auch nicht gerade durch die Sonnenfinsternis vom 28. Mai 585 veranlaBt sein wird4, durch diese chronologisch auf die Zeit kurz nach der Thronbesteigung des Astyages fest-gelegt ist; denn Astyages regierte nach Her I 130 J- Nabonid-Kyros 1 So, nicht Psammetich I., s. unten S. 51 ff. 2 IV 1; auBerdem liegen diese 28 Jahre offenkundig noch ein drittes Mal vor in der Angabe I 130 iiber die Gesamtdauer der medischen Herrschaft iiber die iw> ‘4/ws notafiov die trotz der Bemerkung von Ed. Meyer, Forsch. z. Alt. Gesch. I 1612 leider immer wieder falsch aufgefaBt wird. 3 So, da die Raumung Assyriens durch Kyaxares in den September 612 fallt (vgl. oben S. 14). 4 Prasek I 163 iiberschatzt den Eindruck dieses Ereignisses; wahrschein-lich liegt hier nichts als Koinbination Herodots bzw. seiner Quelle vor. 16 J. Lewy: Forachungen zur alten Geschichte Vorderasiens. Cbronik II Iff. von 585/4—550/49*. Die einfache Vergleichung der verschiedenen dutch die keilinschriftliche Uberlieferung er-ganzten Zeitangaben Herodots zeigt also, daB die Thronbesteigung des Astyages, der medisch-lydische FriedensschluB und die Wieder-erlangung des einst von Kyaxares gewonnenen, docb sofort wieder verlorenen assyrischen Besitzes in einem inneren Zusammenhang gestanden haben durften, und dies allein erklart endlich die Kyaxares und Astyages gewidmeten Worte der bei Aischylos erhaltenen altesten griecbischen Uberlieferung (Pers. 765 ff.): „Medos war der erste, des Heeres Fuhrer; der andere, jenes Sohn, vollendete das Werk; denn edle Geistestriebe lenkten seinen Sinn“. Auf solche Weise kann ja nur die im wesentlichen friedliche Sicherung des von Kyaxares mit dem Schwert Er-strebten charakterisiert werden1 2. Des weiteren laBt der durch die Cbronik G ermoglichte Ein- ’ blick in das friihere Verhaltnis Babyions zu Medien vermuten, daB die friedliche Besetzung Assyriens durch Astyages, der durch VR 64 auch wirklich als Gebieter uber Harran erwiesen ist, nur nach einer Verstandigung mit Nebukadnezar mbglich war. Diese hat denn auch tatsachlich stattgefunden: nach Herodot erfolgte der Ab-schluB des medisch-lydischen Friedens unter Mitwirkung des Syennesis und des Babyloniers Aa^vvrjwq Aber Josia zog sich vor ihm nicht zuriick, sondern dadurch, daB er mit ihm kampfte, wollte er frei werden8 und (so) hbrte er nicht auf die Worte Nechos2 und riickte an, um mit ihm in der Ebene Megiddo zu kampfen. Da schossen die Schiitzen auf ihn..........“ [es folgen Angaben iiber die totliche Verwundung Josias, seine Uberfiihrung nach Jerusalem und die Begrabnis-feierlichkeiten sowie der ubliche Verweis auf das Buch der Kbnige von Israel und Juda]. ,,Da nahm die Landbevblkerung den Jehoahas, einen Sohn des Josia, und machte ihn zum Kbnig an seines Vaters Stelle zu 1 vusnSo n'3 ist eine durchaus angemessene Bezeichnung fur rmein standiges Heerlager", meine „Front“, vgl. u. a. die Verwendung des Determi-nativs bit seri „Steppenhaus“ vor assyr. kustaru „Zelt“ und bit duri „Mauer-haus“ = ,,Festung“. Hierzu stimmt, daB auch der Verfasser oder Redaktor von 2 Reg 23, 33 an ein festes Hauptquartier des Pharao gedacht hat, das er allerdings irrtiimlich (unter dem Einflusse von 2 Reg 25, 6) nach Ribla verlegt. 2 Dafi die Gruppe c'hSno h-.n grammatisch so zu fassen ist, sollte nicht zweifelhaft sein! Einen Hinweis darauf bietet ubrigens der Text selbst dutch die sofort folgende Randglosse D'.nfa *bo, die nur wie gewiibnlich (zahlreiche Belege bei Delitzsch HB 149ff.) an falscher Stelle in den Text geraten und dort natiirlich anszuscheiden ist. 3 Der Vorzug der obigen minimalen Anderung des unmbglichen tfBnnn zu gegeniiber den weitgehenden bisherigen Emendationsversuchen (in den Versionen und bei Winckler KAT 3 277) liegt anf der Hand. Wir wissen ja jetzt, dafi Necho nicht als neuer Eroberer, sondern im Namen der Assyrer ins Land kam, also einen dnrchaus berechtigten Anspruch auf unge- hinderten Durchmarsch hatte, da Josia nominell von ihm abhangig war. (Vgl. auch unten S. 32 f.) 22 J. Lewy: Forschungen zur al ten Geschichte Vorderasiens. Jerusalem. Dreiundzwanzig Jahre war Jehoahas alt, als er Konig wurde und drei Monate war er Konig zu Jerusalem1. Da ent-fernte ihn der Konig von Agypten zu Jerusalem1 und legte dem Lande 100 Talente Silber und ein Talent Gold als Kontribution auf. Und der /Konig von Agypten machte seinen Bruder Eljakim zum Konig uber Juda und Jerusalem und anderte seinen Namen in Jehojakim und seinen Bruder Joahas nahm Necho (mit) und verbrachte ihn nach Agypten/4 Die Tatsachen, die dieser durchaus einheitliche, in sich wider-spruchlose Bericht iiberliefert, kbnnen etwa folgendermaBen zu-sammengefaBt werden: Bei einem Eilmarsch zum Euphrat stiefi Necho auf Widerstand Josias, stellte ihm ein Ultimatum und erzwang, als dieses nicht angenommen wurde, den Durchmarsch mittels der Schlacht. Alle weiteren MaBnahmen iiberlieB er der Zukunft; ein ihm nicht genehmer und nicht zur Thronfolge be-rufener Sohn Josias konnte daher den Thron besteigen und 3 Monate regieren, ehe ihn der Pharao absetzte und nach Agypten deportierte. Des weiteren wird damit die besondere Situation gekenn-zeichnet, in welcher Juda in den seit Jahren tobenden Krieg der GroBmachte eintrat. Auf der einen Seite erachtet der Urenkel eines Hiskia den Augenblick fiir gekommen, in dem er endlich — selbst auf die Gefahr einer Niederlage hin — in den Kampf ein-greifen muB, um mit dem Dank des Siegers auf den Schlacht-feldem Assyriens auch seinem kleinen Lande die Unabhangigkeit zu erringen. Auf der anderen ist Necho gezwungen, ohne Aufent-halt und unter Zuriickstellung aller anderen Aufgaben zunachst an den Euphrat zu eilen, kann dann aber schon nach wenigen Monaten das Versaumte nachholen und seine Riickkehr nach Agypten zu wirksamen StrafmaBnahmen gegen Juda benutzen. Welche der in der Chronik G vom assyrischen Hauptkriegs-schauplatze berichteten Lagen als die Voraussetzung solcher Sonderentwicklung in Juda angesehen werden muB, kann nun nicht zweifelhaft sein. GemaB Abschnitt 7 und 8 der Chronik G ist Konig Assur-uballit Ende 610 in einer so schwierigen Lage, daB er die letzte ihm gebliebene Hauptstadt Harran ohne Widerstand 1 Die nachdriickliche Wiederholung von oteiva ist Polemik des Chronisteu gegen den — oben S. 211 erwahnten — Irrtum von 2 Reg 23, 33. Das Datum der Schlacht bei Megiddo. 23 raumt und sich hinter den Euphrat1 zuriickzieht. Nabopolassar halt den Krieg daher fiir entschieden oder sieht der Zukunft doch mindestens mit groBer Zuversicht entgegen; denn er iiber-tragt alles Weitere schwachen Besatzungstruppen und entlaBt die verbundeten Skythen. Zum ersten Male seit Jahren wird der Winter- bzw. Frith] ahrsauf enthalt in Babylon nicht zur Vorbe-reitung des Sommerfeldzuges benutzt3. Da erscheinen etwa im Juli 609 (Tammuz) so erhebliche agyptische Krafte, daB Assur-uballit den Krieg wieder aufnehmen kann. Der mit dem Ubergang uber den Euphrat1 eingeleitete VorstoB kommt so iiber-raschend und wird so energisch fortgesetzt, daB er ungefahr Ende August, noch ehe Nabopolassar Hilfe bringen konnte, zur Einnahme von Harran fiihrt. Wenn die agyptische Hilfe somit um die Jahres-wende 610/609 noch so fern war, daB Assur-uballits Lage fiir aussichtslos gelten konnte, der vom baby-lonischen Chronisten ausdriicklich auf das Nabopolassar vollig iiberraschende Eintreffen groBer agyptischer Verstarkungen zuriickgefiihrte Gegen-stoB aber bereits im Juli begann, so muB die Schlacht bei Megiddo, in der die Agypter den Durchmarsch dutch Juda erzwangen, im Frith]ahr und zwar friihestens Ende Mai 609 stattgefunden haben. Unter den zwei — selbstverstandlichen — Voraussetzungen, daB die jeweils iiberlieferte absolute Regierungsdauer der einzelnen jiidischen Kbnige richtig ist, und daB die Juden, wo immer sie nach Kbnigsjahren rechnen, bei einem wahrend des laufenden Kbnigsjahres stattfindenden Thronwechsel in der Zahlung oder Benennung des bereits begonnenen Jahres keine nachtragliche Anderung eintreten lieBen, ergibt sich von diesem festen Datum aus folgende Liste, in die sich auch die vom AT gebotenen neubabylonisch-judischen Synchronismen liicken-los einordnen lassen: 1 Der Name des Flusses, dessen Uberschreitung dutch ASsur-uballit und die Agypter die Chronik G berichtet, ist zwar abgebrochen, aber die Ergdnzung ist angesichts der geographischen Lage von Harran und im Hinblick auf die vorangehenden und folgeuden Ereignisse vollig sicher. 2 S. auch oben 8. 10l. 24 J- Lewy: Forschungen zur alten Geschichte Vorderasiens. 639—609 Josia 1. offizielles Jahr Josias = 639/8 [buches (2 Reg 22,3) 18. „ „ „ 622/1 Auffindung des Gesetz- 31. „ „ „ 609/8 Schlacht bei Megiddo, s. oben. 609 Sallum (Joahas) 3 Monate, s. sofort 609—598 Jojakim 11. (23. „ „ Jojakims 608/7 „ „ 605/4 = Akzessionsjahr Nebukadnezars(Jer . 25, 1) s. sofort „ Jojakims 602/1 (Jer 52,28, s. unten S. 37 ff.) „ „ 601/0 (2 Reg 24,10 ff. Jer 52, 29, s. unten S. 37 ff.) „ „ 598/7 Tod Jojakims (2 Reg 24,6) s. sofort 586/5 [Jer52,30, s. unten S. 37 ff.]) I- „ (5. „ (37. „ n Y) 77 598—597 Jechonja (Jojachin) Jojachins 597 3 Monate 10 Tage, s. sofort „ 593/2 [Ez 1, If., s. sofort]) „ 561/0 = 1. offizielles J. AwllMarduks[2 Reg 25, 27], s. sofort) 597—586 Zedekia 10. „ Zedekias 77 77 77 77 77 77 596/5 591/0 588/7 587/6 586/5 6. „ (Ez 8, 1, s. unten S. 651 2) Belagerung Jerusalems (2 Reg 25, 1) = 18. J. Nebukad-nezars (Jer 32, 1) = 19. J. Nebukad-nezars (2 Reg 25, 8) — 23. J. Jojakims (Jer 52,30), s. unten S. 37 ff. = 12. J. Jojachins (Ez 33, 21), s. sofort. Postdatierende Rechnung nach Kfinigsjahren auch in Juda. 25 Zur Begriindung der Einzelheiten dieser Tabelle geniigt es folgendes zu bemerken: I. Sallums (Joahas') Regierung hat sich keinesfalls bis in das Jahr 608 erstreckt, da er unmittelbar nach der Schlacht von Megiddo, also spatestens Anfang Juli 609 auf den Thron kam und nur 3 Monate vergingen, bis ihn Necho sofort nach Erfiillung seiner wichtigsten Aufgabc, d. h. nach Ankunft der agyptischen Truppen bei Assur-uballit beseitigte. War Sallum somit bei Be-ginn des nachsten offiziellen Konigsjahres am 1. Nisan 6081 nicht mehr Konig, so fallt ihm gemaB den Prinzipien der Rechnung nach Konigsjahren2 kein nach ihm benanntes oder gezahltes Jahr zu. II. Jechonja-Jojachin muB dagegen ein nach ihm benanntes i gezahltes) Jahr zuerkannt werden, weil 1) nur in diesem Faile der Synchronismus 37. Jahr Jojachins = 1. offizielles Jahr des Awll-jMarduk (2 Reg 25, 27) [= 561/0] zutrifft3 4, 2) die mit ihm deportierten Exulanten (Ezechiel) nach einer Ara Jojachin (und nicht Jojakim! *) rechnen, was in der Theorie nur dann moglich, in der Praxis nur dann empfehlenswert sein konnte, wenn es schon ein offizielles „Jahr nachdem Jojachin Konig geworden war“b gab, 1 DaB das hebraische Kbnigsjahr (wie das babylonische) am 1. Nisan begann, bezeugt die Mifcna (hjvh wi nsoo) ausdriicklich, vgl. Schur er, Gesch.6 I 33’. 2 Ed. Meyers Ausfiihrungen hieriiber (Forsch. II 440 ff.) sind im folgen-den als bekannt vorausgesetzt. 3 Auffalligerweise hat Winckler ATU 80f. verkannt, daB hier aus-driicklich vom 1. offiziellen Jahr A wll Marduks («^d rw), d. h. eben Nisan 561 bis Addar 560 die Rede ist, obwohl gerade W. selbst, ebd. 90* erkannt hat, daB die dem 1. offiziellen Jahr vorangehende Zeit des rRegierungsantrittes“ (vom Tode des Vorgangers bis zum nfichsten Neujahrsfest), der babyl. reS sarruti, an welchen Winckler fiir 2 Reg 25, 27 dachte, im Hebraischen in wfirtlicher Ubersetzung durch mate n'trm oder naSoo n'trm widergegeben wird. (Unrichtig ist auch Wincklers Bemerkung 80s, daB die letzte der von StraBmaier publizierten Urkunden Nebukadnezars vom vierten Monat 561 datiert sei. Gemeint ist vielmehr eine Urkunde vom 27. Tammuz des am 1. Nisan 562 begonnenen 43. Jahres Nebukadnezars.) 4 Nach einer Ara Jojakim rechneten tatsachlich diejenigen Exulanten, die schon unter diesem Konig deportiert waren, s. unten S. 38. 5 Ein Terminus jw „Jahr, nachdem NN Kbnig geworden waru (= „Jahr, daNN offiziell Konig wurde“), wie er aus der eben Anm. 3 be- 26 J. Lewy: Forachungen zur alten Geschichte Vorderasiens. 3) gemaB 2 Chron 36, 8 ff. die faktische Thronbesteigung Jojachins (Vers 8) bereits ungefahr ein Jahr zuriicklag, als Nebu-kadnezars Befehl zum Verlassen der Stadt eintraf (Vers 10) \ so daB mit den 3 Monaten (3 Monaten 10 Tagen), die ihm 2 Reg 24, 8 (2 Chr 36, 9; Josephus Arch. X 98) zugeschrieben werden, nur seine offizielle Regierungszeit vom 1. Nisan bis zum Tammuz 597, nicht aber die vorangegangenen letzten Monate des Jahres 598 bis zum Addar 597 gemeint sind1 2 3 * * * *. Zu diesen drei entscheidenden Griinden kommt ubrigens stark unterstiitzend noch hinzu, daB auf diese Weise die bekannten chronologischen Schwierigkeiten bei Ezechiel behoben werden. Denn wenn somit 11. Jahr Zedekias — 12. Jahr Jechonjas ist, so sind die 6 Monate, die in diesem Faile laut Ez 33, 21 zwischen dem Fall Jerusalems und dem Eintreffen der Nachricht hiervon bei Ezechiel vergehen, nicht zu beanstanden, und wenn somit 5. Jahr Jechonjas = 593/2 ist, so ist der viel diskutierte Synchronismus Ez 1, If. 5. Jahr Jojachins = 30. Jahr einer nicht ge-nannten, aber nach alter Tradition auf die Auffindung des Ge-setzbuches zu beziehenden Ara so genau und ungezwungen wie nur rabglich8. sprocbenen Stelle 2 Reg 25, 27 zu folgern ist, ist wiederuin wortliche hebraische Widergabe des in Babylonien seit dem 3. Jahrtausend nachweisbaren — be-kanntlich stets postdatierend gemeinten — mu NN lugal „Jahr da NN Kdnig (wurde)“. Auch ohne den sofort zu zitierenden Bericht der Chronik liber Jechonja-Jojachin wiirde hieraus init Sicherheit zu folgern sein, daB im AT, in dessen historischen Biichern die Angaben uber Alter und Regierungsdauer der einzelnen Kbnige gewohnlich durch prazisiert werden, prinzipiell postdatierend gerechnet wird, bzw. daB die dem 1. offizielleu Jahre eines neuen Herrschers vorangegangenen Monate bei Additionen zur Regierung seines Vorgangers gerechnet werden. (Bei Usurpatoren gilt diese Regel natiir-lich nicht ohne weiteres [vgl. Ed. Meyer a. a. 0. 442]; deren „Konig sein“ beginnt unter Umstauden nicht mit dem ersten in ihre Regierung fallenden Nisan, sondern mit dem Augenblicke ihrer 8 a Ibu ng zum Kilnige.) 1 Fur die Einzelheiten vgl. noch unten 8. 45 ff. In dem sonst phan-tastischen Bericht des Josephus (Arch. X 99 ff.) kehren die beiden ersten Worte von 2 Chr 36, 10 (-rrn DXPift „und libers Jahr urn dieselbe Zeit“) in dem Satze ois (d. h. den angeblich bald nach dem faktischen Regierungsantritt des Jechonja-Jojachin beschworenen Abmachungen) o$ eviavrov f/ iumu richtig wieder. 2 Jojakim starb also nach Friihlingsbeginn und spatestens etwa im Juli 598. 3 Fur diejenigen Datierungen des Buches Ezechiel, in welchen die Ara-bezeichnung p'v -‘non nna1? bzw. fehlt, s. unten S. 652. Die neubabylonisch-jiidischen Synchronismen des AT. 27 III. Wie die drei von Jer 32, 1 und 2 Reg 25, 8ff. — Jer 52, 12 ff. aufgestellten jiidisch-neubabylonischen Synchronismen 10. J. Zedekias [= 58716] = 18. J. Nebukadnezars 11. „ „ /= 586/5] = 19. „ 37. „ Jojachins [— 561/0] = 1. „ Aicil-Marduks von der babylonischen Chronologie vollkommen bestatigt werden, so besteht auch der dariiber hinaus von Jer 25, 1 gebotene Syn-chronismus 4. J. Jojakims [= 605/4] = n’Jimn nwn durchaus zu Recht. Es geht namlich nicht an, hier, wie ausnahmslos geschieht, „erstes Jahr Nebukadnezars“ zu iibersetzen bzw. die Schwierigkeit des arcak, el^i^vov n’Jtmniwn mitGiesebrecht und D u h m 1 durch Annahme eines Abschreiberversehens einfach beiseite zu schieben, zumal auch rwx'in TOH dem Sprachgebrauche widersprechen wiirde, vgl. 2 Chr 36, 22; Dan 9, 1. DasAdjek-tivum ’Jtt’X’i, das eine im Hebr. zwar recht seltene, aber doch be-legbare Bild ting aufweist2, ist vielmehr deutlich zu dem terminus technicus rwxn (s. dazu oben S. 258) zu stellen. mtJWin ist also durch „Jahr in dem NN die Herrschaft iibernahm“, „Akzessionsjahr des NN“ wiederzugeben, und die Stelle, die in der alexandrinischen Bibeliibersetzung fehlt, konstatiert zutreffend „4. [offizielles] Jahr Jojakims [=605/4] = Akzessionsjahr [Nebukadnezars"8. IV. Die (richtige) Gleichung 1. [bffzielles] Jahr Jojachins [=597/6]=8. J. Nebukadnezars ist vom Verfasser von 2 Reg 24, 12 nicht beabsichtigt und muB dalier in der Liste der vom AT gebotenen Synchronismen ge-strichen werden, s. unten S. 39 ff. 1 In den Kommentaren z. St. 2 Zur Verbindung der Endungen an > on -|- u vgl. Brockelmaun, GrundriB I 400. 3 Josephus, der sonst scheinbaren Widerspriichen zwischen Jeremia, Konigsbuch und Chronik bzw. einer dieser nahestehenden Quelle meist recht hilflos gegeniibersteht und oft falsch kombiniert, hat diesen Synchronismus gekannt und richtig verstanden, s. seinen Bericht iiber Jojakim Arch. X 84: etos 8’avTov Trji flaci'teuts e/orros tijv Bu^v)mvu»v als Exulanten ins Exil, auch alle Schmiede und Schlosser, nichts blieb zuriick auBer den geringen Leuten vom Lande“. Dieser Bericht steht heute innerhalb eines Jojachin gewidmeten Abschnittes des Kbnigsbuches, wird daher auch von der modernen Forschung statt auf Jojakim, auf Jojachin-Jechonja bezogen und zum groBeren Teile (von Vers 13 ab) als — spate — Dublette zur Erzahlung von der Exilierung dieses Kbnigs aufgefaBt (s. die Kommentare z. St.). Die herkbmmliche Quellenscheidung, die an die Verse 10 und 11 und den als Einheit gefaBten Vers 12 die Verse 15 und 16 anschlieBen will, ist indessen unrichtig; denn 1) kann in einem und demselben Bericht kaum gesagt werden: (Vers 11) der Konig von Babel kam in die Stadt; (Vers 12*) der Konig von Juda begab sich zu ihm hinaus, 2) ist es zum mindesten recht unwahrscheinlich, daB der jii-dische Berichterstatter die Gefangennahme des jiidischen Kbnigs nach Kbnigsjahren Nebukadnezars von Babel datiert hatte ft, 1 S. den Nachweis unten 8. 41. 2 So nach LXX. 3 Statt by liest LXX Sa! 4 Fehlt in LXX. 5 Selbst bei Zedekia, fiir den der Verfasser des Kfiuigsbuches nicht mehr wie fiir Jojakim auf das offizielle Buch der Tagesereignisse der KOnige von Juda verweist, wird stets nach jiidischen KSnigsjahren gerechnet, und in den Synchronismen des Buches Jeremia steht das jfidische Datum voran. 40 J- Lewy: Forschungen zur alten Geschichte Vorderasiens. 3) verlangt nra „von dortu am Anfang von Vers 13, daB eine Ortsbezeichnung rin die Stadt*‘ oder ahnlich vorausging; dies ist aber nur der Fall, wenn Vers 12 a, so wie oben geschehen ist, eliminiert wird. Neben den von 2 Reg 24, 8ff. selbst dargebotenen inneren Kriterien steht ferner vollig entscheidend noch das unverdachtige Zeugnis des Chronisten, das mit klaren Worten sagt, daB Nebu-kadnezar personlich wohl gegen Jojakim, nicht aber gegen Jojachin-Jechonja gezogen ist, s. 2 Chr 36, 6ff.: „gegen ihn zog Nebukad-nezar zu Felde und legte ihn in eheme Fesseln, um ihn darin nach Babel gehen zu lassenUnd von den ehernen Geraten des Jhwhtempels verbrachte Nebukadnezar (einen Teil) nach Babel. Und die iibrige Geschichte Jehojakims und seine GreueL die er beging, und was bei ihm vorkam, das ist ja im Buche der Konige von Israel und Juda aufgezeichnet. Und Kbnig wurde sein Sohn Jojachin an seiner Stelle. 181 2 Jahre war Jojachin alt, als er Kbnig wurde, und 3 Monate und 10 Tage regierte er zu Jerusalem und er tat, was Jhwh miBfallt. Und iibers Jahr um die-selbe Zeit3 sandte der Kbnig Nebukadnezar hin und lieB ihn nach Babel bringen mitsamt kostbaren Geraten des Jhwhtempels und erhob den Zedekia seinen Bruder4 zum Kbnig iiber Juda und Jerusalem*4 s * *. Der Verfasser des Buches Daniel, der (1, 1—3) die jiidischen Pagen Nebukadnezars infolge einer unter Jojakim erfolgten Er 1 Aus diesen Worten kann natiirlich nicht gefolgert werden, daB Jojakim wirklich nach Babel gebracht worden ware, vgl. auch unten 8. 61. 2 So ist mit 2 Reg 24, 8 zu lesen: s. unten S. 43 s. 3 Diese ungefahre Zeitangabe bezieht sich auf die faktische Thronbe-steigung im Sommer 598, nicht aber auf den Beginn des 1. oftiziellen Re-gierungsjahres: s. oben S. 25 f. 4 So ist mit dem MT gegen die Versionen zu lesen; s. unten S. 42ff. 5 Nach dem Wortlaut der Chronik hat sich also Nebukadnezar Jojachin-Jechonja gegeniiber begniigt, ihn zur Verantwortung zu sich zu zitieren. In Ubereinstimmung hiermit fehlt auch im Buche Jeremia jeder Hinweis auf eine Belagerung Jerusalems unter Jechonja, wie man ihn an Stellen wie 22, 24 ff. durchaus erwarten diirfte. Ganz im Gegenteil wird — wie 2 Reg 24, 12 — auch hier (Jer 29. 2) lediglich der terminus technicus ns' = akkadisch asu „heranskommen“ i. 8. von „sich zur Verfugung stellen11 gebraucht (so schon im Gesetze Hammurapis V 61 und noch in den historischen Inschriften des neuassyrischen Reiches [vgl. hierzu teilweise Ed. Meyer a. a. 0. 1091). Die Zusatzquelle Jer 52, 28—30. 41 oberung Jerusalems nach Sinear gelangen laBt, verdient somit nicht den Tadel, den man ihm in reichem MaBe zuteil werden lieB1; der Vorwurf, Jojakim mit Jojachin verwechselt zu haben, trifft vielmehr einen Abschreiber oder Redaktor des Kbnigsbuches. Obgleich es wohl ein vergebliches Beginnen ware, die Ursachen dieser Verwechslung im einzelnen erkennen zu wollen2, so darf doch vermutet werden, daB sie dadurch sehr erleichtert wurde, daB das Jahr der Exilierung Jojachins gerade das 8. Jahr Nebukadnezars war. Ganz ahnlich diirften die Zusatze und mry in Jer 52, 29 dadurch verursacht sein, daB im Jeremiabuche das 18. Jahr Nebukadnezars erwahnt war. Bemerkenswerterweise ist hier der zweite dieser Zusatze verhaltnismaBig jung: noch Josephus hat hier, wie bereits erwahnt, nur -|KXT1213^ IWIF DJSQ gelesen; sonst ware er nicht auf den Gedanken gekommen, die 10000 Exu-lanten des 8. Jahres Nebukadnezars (lies Jojakims!), von denen 2 Reg 24, 14 wissen wollte, in seiner Archaologie (X 101) in 10832 zu verwandeln, indem er die Zahlen von 2 Reg 24, 14 und Jer 52, 29 einfach addierte. III. Da der oben interpretierte Bericht 2 Reg 24, 10—11; 12b—14 deutlich ausspricht, daB dem Faile Jerusalems im 8. Jahre Jojakims = 601/0 eine Belagerung voranging, ist es einerseits durchaus glaubhaft, daB die in der Zusatzquelle Jer 52, 28 ff. an erster Stelle genannte Deportation nur Judaer betraf: wie in den anderen Kriegen, z. B. zur Zeit Sanheribs, hielt sich die Haupt-stadt langer als die Landstadte. Andererseits erfahren wir, daB diese erste Unternehmung gegen Juda, die von dem Feldzuge des Jahres 606 durchaus zu trennen ist8 * * *, im Jahre 602/1 bereits be- 1 8. Wincklers Anffassung KAT3 279. 2 Als Fehlerquelle kommt z. B. die groBe Ahnlichkeit der ersten Worte von 2 Reg 24, 12 a und 13 in Frage. 3 Man beachte den wichtigen Unterschied der Terminologie von 2 Reg 24, 1 (nsN^siaj ran) und 2 Chr 36, 6 (•wwwwj nty vfy)! Der erstere Aus-druck, der auch 2 Reg 23, 29; 2 Chr 35, 20 bei dem nicht gegen Josia selbst gerichteten Feldzng Nechos verwendet wird, korrespondiert der oben 8. 35 3 zitierten Nachricht des Josephus iiber die Unterwerfuug Syriens naoei rije 'lovSaia?^ der zweite besagt ausdriicklich, daB es sich um ein unmittelbar gegen Jojakim gerichtetes Unternebmen handelt. Der von den LXX rezipierte Text der Chronik hat das — trotz sonstiger Fehler — noch richtig empfunden. wenn er 2 Reg 24. 1—4 zwischen 2 Chr 36, 5 und 6 einschiebt. 42 J Lewy: Forschungen zur alten Geschichte Vorderasiens. gonnen hatte und somit wenigstens zwei Jahre in Anspruch nahm. Die Erinnerung an diesen Feldzug kann iibrigens erst verhaltnis-maBig spilt ganz verloren gegangen sein; denn noch Josephus, Arch. X 87 weiB von einer Unterwerfung unter Nebukadnezar im 8. Jahre Jojakims, das er, wie bereits oben S. 273 bemerkt, vollkommen richtig mit dem 4. Jahre Nebukadnezars gleichsetzt. Die Entsetzung des Jechonja b. Jojakim und die Thron-besteigung seines Bruders Zedekia im Jahre 597. Fur die beiden Kriege, die Nebukadnezar in den Jahren 602 bis 601 gegen Jojakim (s. den Nachweis oben S. 37 ff.) und in den Jahren 588—586 gegen Zedekia von Juda gefuhrt hat, geben die alttestamentlichen Quellen ausdriicklich einen Grund an: die Verweigerung des schuldigen Tributes1. Es wird daher als auf-fallig bezeichnet werden durfen, daB anliifilich von Nebukadnezars Einschreiten gegen Jojachin-Jechonja im Sommer 597 — also kaum 4 Jahre nach Beendigung des Feldzuges von 602—601 — verschwiegen wird, was Nebukadnezar veranlaBte, den jungen Konig nach ungefahr einjiihriger Regierung durch Zedekia zu er-setzen. Konnte man bisher annehmen, die Strafe, die der Baby-lonier dem inzwischen verstorbenen Jojakim fur die 2 Reg 24. 1 berichtete Tributverweigerung zugedacht hatte, habe erst den un-schuldigen Jojachin getroffen, so wird dies jetzt angesichts der oben S. 39 f. begonnenen Quellenscheidung und Interpretation von 2 Reg 24, 10 ff. unmoglich. Nebukadnezars auffallige MaBregel, die 37 Jahre spater von seinem Nachfolger in gewissen Grenzen riickgangig gemacht wurde, muB daher andere Ursachen gehabt haben. I. Wie sonst mehrfach widerspricht der oben 8. 40 wider-gegebene Bericht 2 Chr 36, 6—10 den Nachrichten des Konigs-buches uber Jojakim und Jojachin-Jechonja zuletzt noch durch die Angabe „und er (Nebukadnezar) machte seinen Bruder Zedekia zum Kbnig uber Juda und Jerusalem4*: an Stelle von vnx bietet das Konigsbuch bekanntlich Wahrend nun 2 Reg 24, 17 f. weiter — anscheinend ganz folgerichtig — behauptet, Zede- 1 2 Reg 24, 1; 24, 20; 2 Chr. 36, 13 mit Verwendnng des terminus technicus no, fiir dessen spezielle Bedeutnng besonders der Gedankengang von Ezra 4, 12 f. zu beachten ist. Kbnig Zedekia Bruder des Jechonja. 43 kias Mutter sei jene Hamutal bat Jeremia aus Libna gewesen, die 2 Reg 23, 31 (und 2 Chr 36, 2 in der Rezension der LXX) :ils Mutter des Joahas-Sallum b. Josia genannt war, laBt 2 Chr 36,11 selbst in der verschiedentlich nach den Angaben des Konigs-buches erweiterten Rezension der LXX 1 jede derartige Angabe iiber die Mutter des Zedekia fort. Die Verschiedenheit der beiden Quellen geht somit zu weit, als daB man sich mit der iiblichen Annahme, der zufolge vnx „ungenau“ statt V2X 'FIX [= d&lyor tov naTQog aviov bei den LXX] stehen oder „Versehen“ des Chronisten sein soil2, beruhigen kann. II. Nach beiden Quellen ist das Geburtsjahr des Jojakim b. Josia 609 -f- 25 = 634, dasjenige des Joahas-Sallum b. Josia 609 -f- 23 — 632, dasjenige des Zedekia 597 -f- 21 = 618, und dasjenige des Jojachin-Jechonja b. Jojakim ist nach 2 Reg 24. 8 598 -J- 18 — 6163. Zedekia trennt somit von Sallum ein Altersunterschied von 14 Jahren, von Jechonja ein solcher von 2 Jahren. Hiernach diirfte Konig Zedekia eher der altere Bruder als ein spatgeborener Oheim des Jechonja gewesen sein. III. Die von den bisher angezogenen Quellen unabhangige Liste 1 Chr 3 kennt (Vers 15) vier Sohne Josias, deren Aufzah-lung ausnahmsweise, also absichtlich, ihrem Alter entsprechend erfolgt: Johanan, Jehojakim, Zedekia, Sallum. Unmittelbar an-schlieBend nennt die Liste als „Sbhne Jojakims: Jechonja sein Sohn, Zedekia sein Sohn“. Da demzufolge Zedekia b. Josia alter und nicht fast eine Generation4 jiinger als Sallum gewesen ist, 1 Ein auf das Konigsbuch zuriickgehendes Phis hat LXX z. B. 2 Chr 36, 2; 36, 5; 36, 5—6 (s. oben 8. 413). 2 8. z. B. die Kommentare Kittels (8. 178) und Benzingers (8. 134). 3 DaB die Angabe der Chronik, Jojachin-Jechonja sei mit 8 Jahren zur Regierung gekommen, einem alien Scbreiberversehen entspringt, ist wohl zweifellos. Sowohl das Vorgehen Nebukadnezars wie die Ausdrueksweise der Quellen (insbesondere Jer und Ez; s. die Stellen unten 8. 46f.) setzen vor-aus, daB J. erwachsen war. 4 Ammon wurde im Alter von 16 Jahren Vater des Josia, dieser im Alter von 14 Jahren Vater des Jojakim, dieser im Alter von 18 Jahren Vater des Jojachin-Jechonja, so daB in diesem Zusammenhange die Dauer einer Generation mit etwa 16 Jahren nicht zu niedrig angesetzt ist; vgl. auch die Berechnungen von Kamphausen, Chronologic der hebraischen Kbnige 38f., wo sich der Verfasser jedoch bei der Bestimmung von Zedekias Alter erheb-lich geirrt hat. Konig Zedekia Bruder des Jechonja. 45 44 J Lewy: Forschungen zur alten Geschichte Vorderasiens. verbietet diese Quelle geradezu, den Konig Zedekia als leiblichen Bruder des Sallum b. Josia und Oheim des Jechonja zu betrach-ten, wie das auf Grund der iiblichen Interpretation von 2 Reg 24, 17 geschieht. Umgekehrt gebietet sie 2 Chr 36, 10 zu folgen und in Konig Zedekia einen Sohn Jojakims und Bruder des Jo-jachin-Jechonja zu sehen. IV. Die alexandrinischen ( bersetzer des Kbnigsbuches haben 2 Reg 24, 17 anders als die Modernen aufgefaBt: sie iibersetzen rnnn m rroro rx ^2 iSo durch xat EfiaotlsvoEv fiaGikevs Bafivkovoq rov Maftdav vlov avxov dvr avrov, d. h. sie legen der Verwandtschaftsbezeichnung Tin, auf die sich die herkbmmliche MiB-achtung des Zeugnisses von 2 Chr 36, 10 stiitzt, die Bedeutung „Sohni< bei. Zweifellos auf Grund alter Tradition; denn wenn die modernen hebraischen Wbrterbiicher diese Bedeutung nicht mehr verzeichnen, so beweist doch das akkadische Equivalent dadu, daB (im Unterschied vom aramaischen dado) hebraisches Itt mindestens in alterer Zeit vor dem Eindringen des Aramaischen sehr wohl ,.Sohnil, speziell „Lieblingssohn“ bedeutet haben kann1. Verdient das Zeugnis der LXX somit ganz besondere Beachtung, so fiihrt es vbllig unabhangig von den oben S. 38 ff. geltend gemachten Griinden zu dem gleichen SchluB, daB der grbBte Teil des Berichtes 2 Reg 24, 8—17 sich urspriinglich nicht auf Jojachin-Jechonja, sondern auf Jojakim bezogen hat: der Verfasser von 2 Reg 24, 17 kann ja dem 18jahrigen Jojachin keinen 21jahrigen Sohn zugeschrieben haben, und angesichts des oben unter Ill zitierten Zeugnisses von 1 Chr 3, 16 kann sich das Possessivsuffix von m genau wie diejenigen von 2 Reg 24, 12b wiederum nur auf Jojakim beziehen. Der ursprungliche Bericht des Kbnigsbuches, der Parallel-bericht 2 Chr 36, 9—10 des MT und der Stammbaum der Dawi-diden 1 Chr 3 bekunden demzufolge iibereinstimmend, daB der letzte vorexilische Konig von Juda ein Sohn Jojakims und (alterer) Bruder des Jojachin-Jechonja gewesen ist. Eine uns nicht naher bekannte Quelle, die Josephus vorgelegen hat, erganzt diese Nach-richt noch durch die Angabe, Zedekia und Jojachin seien Sbhne 1 Beziiglich der verhaltnismatlig sehr engen lexikalischen Verwandt-sch&ft des Hebraischen mit dem Akkadischen sei hier nur auf Bauer-Leander, Grammatik I 7 verwiesen ein er Mutter gewesen, s. Arch. X 103: dvjv etcuv /xev sixooi xat Evoq one ttjv aQ%r]V nageXafev /iev ‘Icouxel- fiov rov abskqjov avrov tcdv <5f dtxaiMv xat tov teovroQ vttsqotittiq *. * * * V. Die Quellen zur Geschichte des Jojachin-Jechonja sind somit 1) die historischen Berichte 2 Chr 36, 8—11 und „Und die iibrige Geschichte Jehojakims und seine Greuel, die er beging, und was bei ihm { vorkam, das ist ja im Buche der Kbnige von Israel und Juda auf-gezeichnet. Und Konig wurde sein Sohn Jechonja2 an seiner Stelle. 183 Jahre war Jechonja2 alt, als er Konig wurde, und 3 Monate und 10 Tage regierte er zu Jerusalem und er tat was Jhwh miBfallt. Und iibers Jahr um dieselbe Zeit sandte der Konig Nebukadnezar hin und liefi ihn nach Babel bringen mitsamt kostbaren Geraten des Jhwhtempels und machte seinen Bruder Zedekia zum Konig iiber Juda und Jerusalem. 21 Jahre war Zedekia alt, als er Konig wurde, und 11 Jahre regierte er zu Jerusalem. 2 Reg 24, 5-6 (8—9, 12a, 15), 17-18 „Und die iibrige Geschichte Jehojakims und alles was er tat, das ist ja im Buche der Tages-ereignisse der Kbnige von Juda aufgezeichnet. Und Jehojakim legte sich zu seinen Vatern und Konig wurde sein Sohn Jeho-jachin an seiner Stelle. ([Nach-trag:] 818 Jahre war Jehojachin alt, als er Konig wurde und 3 Monate regierte er zu Jerusalem, und seine Mutter hiefi Nehusta bat 'Elnatan aus Jerusalem. “Und er tat was Jhwh miBfallt, ganz wie sein Vater ge-tan hatte.) ([Zusatz:] 12a Und Jehojachin Konig von Juda stellte sich dem Konig von Babel zur Verfiigung4, er und seine Mutter und seine Hofbeamten und seine Kammerer, 15a und der lieB den Jehojachin nach Babel ins Exil 1 Wie die alexandriuische Ubersetzung des Kbnigsbuches umscbreibt bekanntlich auch Josephus sowohl Jojakim wie Jojachin gleichniaBig (lurch Dennoch ist ziemlich sicher, daB die von Josephus benutzte Quelle hier Jojachin-Jechonja meint: Arch. X 83 nnd 100 zeigen, dafi sich die Kennzeichnung „von gleicher Mutter, aber von schlechterem Charakter" nur auf zwei Bruder Jojachin und Zedekia b. Jojakim, nicht aber auf die 1 Chr 3, 15 genannten Bruder Jojakim und Zedekia b. Josia bezogen haben kann. 2 So lies im Einklang mit 1 Chr 3, 16 mit den LXX und vgl dazu unten S. 47. 3 So nach 2 Reg 24, 8; vgl. oben S. 43s. 4 S. oben S. 40 \ 46 J. Lewy: Forschungen zur alien Geschichte Vorderasiens. Die Quellen zur Geschichte Jechonjas. 47 I gehen. [Zweiter Zusatz:18 b auch die Konigin - Mutter und die Frauen des Konigs und seine Kammerer und die Vornehmen des Landes lieB er als Exulanten von Jerusalem nach Babel gehen.]) | 17 Aber der Konig von Babel machte seinen Lieblingssohn Mat-tanja an seiner Stelle zum Konig und anderte seinen Namen in Zedekia um. 18 21 Jahre war Zedekia alt, als er Konig wurde und 11 Jahre regierte er zu Jerusalem ([spater Zusatz:] und seine Mutter hieB Hamutal bat Jeremia aus Libna).“ 2) drei AuBerungen Jeremias und Ezechiels uber Jechonja und zwar Jer 22, 24—26 „So wahr ich lebe, ist der Spruch Jhwhs, selbst wenn Kon-jahu b. Jehojakim Konig von Juda Siegelring an meiner rechten Hand ware, ich risse dich doch von dort hinweg! und gebe dich in die Hand derer, die dir nach dem Leben trachten, vor denen dir grant ([Glossen:] [und] in die Hand des Nebukadnezar Konigs von Babel und in die Hand der Chaldaer). Und schleudere dich und deine Mutter, die dich geboren, in das (andere *) Land, in dem ihr nicht geboren wurdet. Und dort werdet ihr sterben? 1 2 3 Jer 22, 28-30 ,,War dieser Mann ([Glosse:] Konjahu) denn ein verachtetes ([Glosse:] weggeschmettertes) Gebilde? oder ein Gerat, an dem man kein Gefallen hatte? Warum wurde er denn fortgeschleudert und in das Land geworfen, das er nicht kannte?! Land, Land Land! Hore das Wort Jhwhs: Buche8 diesen Mann als einen Verlorenen [folgen zwei Glossen zur Erklarung des seltenen ’T"iy: a) = ; b) (mit Korrektur trx fiir 131) = !) Israels". Abschnitt 1 und 2 ist hier, z. T. gegen die iiblichen Erklarungen anf Joahas-Sallum (Vers 1—5) und Jojakim (Vers 6—9) zu beziehen. (Die Liiwin ist [gegen H. Schmidt a. a. 0. 422*] der Staat Juda in seiner bis zum Jahre 601 ungebrochenen Kraft; Vers 9 bezieht sich auf Jojakims Ge-fangennahme im Jahre 601 [s. oben 8. 38ff.; mit Schmidt a. a. 0. 423 ist hier die — irrige — Glosse rnc» 533 -j5o 5n zu streichen].) 3 Nach dem verlorenen Kriege von 602—601 ist Juda nur noch ein Weinstock, den der Dichter jedoch als noch vollkommen lebensfahig ansieht. 4 Des Weinstocks 5 Der Wipfeltrieb. 6 Es folgt ein 4., auf Zedekia zu beziehender Abschnitt: „Jetzt war sie in der Wiiste gepflanzt, in diirres QVariante:] durstiges) Land. Da ging Feuer vom Triebe aus [= Zedekias AufstandJ; ihre Zweige ([Variante:] ihre Frucht) verzehrte es, und es blieb an ihr kein mfichtiger Trieb als Herrscher-szepter". 7 Vgl. den unten S. 57 f. behandelten analogen Fall bei der Thronbe-steigung des Joahas-Sallum. Charakteristischerweise weicht die Chronik. die im Unterschiede vom Konigsbuche ausgesprochen Zedekia-feindlich ist, hierin urspriinglich vom KSnigsbuche ab und nennt — wenigstens in der von den LXX rezipierten Rezension — Jojachin mit seinem Thronnamen Jechonja. 8 Anderer Art und unabhangig hiervou ist der oben 8. 39 f. ausgeschie- 48 J- Lewy: Forechungen zur alten Geschichte Vorderasiens. ist er dennoch die ergiebigere Quelle. Denn wahrend der Chronist iiber die im Kbnigsbuche nachgetragene Notiz 2 Reg 24, 8a hinaus nur noch zur Rekonstruktion der jiidischen Chronologic beitragt1 und die nicht sehr glaubhafte Notiz iiber eine zweite Konfiskation von Tempelschatzen bringt2, ist vor allem dem Kbnigsbuche zu entnehmen, daB nach dem friihen Tode des 36jahrigen Jojakim unter Fiihrung der alten Kbnigin am Hole eine Bewegung entstand, durch die der altere und vielleicht von Jojakim zum Nach-folger ausersehene Mattanja b. Jojakim beiseite geschoben wurde8 Ob diese Erhebung des Jojachin eine wirklicbe Usurpation darstellt, bleibt fraglich. Wie in den von akkadischen Semiten bewohnten Landern Vorderasiens wurde bekanntlich auch in Juda die Thronfolge durchaus nicht immer nach dem Recht der Erst-geburt geregelt, und es ist denkbar, daB der zweifellos schwachere Mattanja angesichts der Stimmung am Hofe und im Volke mehr oder weniger freiwillig zuriicktrat. Sehr auffallig ist nur, daB Mattanja-Zedekia im Jeremiabuche auBer in dem nachweislich sp'aten Verse 1,34 und in der von einem Bearbeiter herriihrenden Uberschrift 37, 1 niemals ein Patronymikum fiihrt, wahrend bei Josia, Jojakim, Sallum und Jechonja der Vatersnamen regelmaBig beigesetzt wird, so daB der Eindruck entsteht, als sei er in nach-exilischer Zeit sorgfaltig getilgt worden, um mit der Erinnerung an die Genealogie Zedekias jeden Zweifel an der vollen Legiti-mitat der Nachkommen Jechonjas zu beseitigen5. dene Bericht iiber die Einnahme Jerusalems im 8. Jahre Jojakims, der einen vbllig selbstandigen alten Nachtrag — vgl. seine Einleitung s'nn np — zu dem iiber Jojakim Berichteten (23, 36—24, 1-f- 7 5 — 6 a) darstellt. 1 S. oben S. 26. 2 Im Vergleich zu 2 Chr. 36, 6 sieht das harte mn' n*3 mon '5s cy von Vers 10 sehr nach einem Nachtrag aus, wie er unter dem EinfluB der alten MiBverstandnisse des Konigsbuches nur zu leicht entstehen konnte; vgl. auch noch Jer 28, 3. 3 Wenn die Spateren (Josephus Arch. X 97) behaupten, Jojakim sei keines friedlichen Todes gestorben, so stehen sie wohl ausschlieBlich unter dem Eindruck von Jer 22, 18 ff. Der alte Bericht des Konigsbuches iiber Jojakim schlieBt mit dem iiblichen rn3« oy D’p’i.-i’ sstri und die bei den LXX erhaltene Rezension der Chronik zeigt, daB darauf sogar noch die spezielle Angabe nty pa nap'i folgte. 4 S. hierzu oben 8. 31 *. 5 DaB man dabei die Namensgleichheit eines Bruders und des Sohnes Die Regierung und Entsetzung Jechonjas. 49 VII. Nebukadnezar wird es freilich gleichgiiltig gewesen sein, wer auf Jojakim folgte; fiir ihn war das Wesentliche, ob der jiidische Tribut regelmaBig eintraf oder nicht. Als Schutzer bedrohter Legitimitat sind die Herren Vorderasiens stets nur dann aufgetreten, wenn ein Thronwechsel im Zeichen der Auf-lehnung gegen den Oberherren erfolgt war. GewiB wird Jojachins Auftreten nach auBen hin den Eindruck eines Wiederauflebens der eben erst unterdriickten jiidischen Unabhangigkeitsbestrebungen hervorgerufen haben: bereits sein Thronname Jechonja „Be-schiitzer sei Jahu“ 1 bedeutete ein Programm, das weiter ging als das dann von Nebukadnezar gutgeheiBene des Mattanja2. Aber zu einer Verletzung der im Frieden von 601 geschlossenen Ver-trage, die Mattanja-Zedekia erneuert hat8, war es allem Anscheine nach noch nicht gekommen, als Nebukadnezar eingriff. Hierfiir spricht einmal, daB die spatere Begnadigung Jechonjas durch Awil-Marduk keiner Amnestie und keinem Willkiirakt entsprungen ist4, vor allem aber die Stellung Jeremias und Ezechiels zu Jechonja. Beide iiben sonst an den jiidischen Kbnigen schonungs-los Kritik und tadeln jeden Vertragsbruch, der unter auBerem oder innerem Drucke begangen wurde, ganz offen6. In diesem Faile dagegen hat Ezechiel, der s e 1 b s t zu den damals Exilierten gehbrte, nur Worte der Klage, und Jeremia ist zwar Gegner der Bewegung, die Jechonja auf den Thron erhob, weil er das Heil nur in einer gleichfbrmigen, nach auBen hin indifferenten Entwicklung des Landes sah und die Thronbesteigung des Jechonja deshalb fiir gefahrlich hielt, aber direkter Feind Jechonjas ist er nicht gewesen, wie besonders die Einleitung seines zweiten, schon Jojakims benutzte, lag ja nahe genug, und ohne den Stammbaum der Dawi-diden 1 Chr 3 ware es wirklich unmdglich die wahre Sachlage zu erkennen. 1 Kps, wie Jedonja von der Kpi. 2 Vgl. Mattanjas Thronnamen $idqi-jahu, der nur zum Ausdnick bringt, daB der Jhwhkult Staatskult bleiben soli; s. unten S. 63. 3 2 Chr 36, 13; Ez 17, 12 ff. 4 Sie erfolgte nicht „sofort nach der Thronbesteigung“ Awil-Marduks, wie Winckler verschiedentlich (z. B. AOF II 206) geauBert hat, sondern voile ll/» Jahre nach der faktischen Thronbesteigung, die zwischen den 9. 5. und 26. 6. des 43. Jahres Nebukadnezars (562/1) fallt; s. den Nachweis oben 8. 25. Man wird also anzunehmen haben, daB der Begnadigung ein ordentliches Verfahren mit genauer Untersnchung des Sachverhaltes voranging. 5 Jer 34, 8ff.; Ez 17, 12 ff. MVAeG 1924, 2: Lewy, Vorderasien. t 50 J- Lewy: Forschungen zur alten Geschichte Vorderasiens. in die Zeit Zedekias gehorigen Spruches zeigt, mit dem er alien Hoffnungen auf eine Riickkehr Jechonjas ein Ende machen will. Die Exulanten selbst sind von ihrer Unschuld offenbar so fest iiberzeugt gewesen, daB sie die Erlaubnis zur Riickkehr jeden Tag erwarteten und sich iiber den Rat Jeremias, sich in Babylonien eine neue Heimat zu griinden, in Jerusalem beschwerten (Jer 29, 24 ff. ’). Vin. Wenn demgemafi Nebukadnezars Vorgehen gegen Jojachin wesentlich anderer Art als seine Kriege gegen Jojakim und Zedekia gewesen ist, so ist es weder absichtliches Verschwei-gen noch Zufall, daB von den historischen Biichern des AT die Ursachen von Nebukadnezars Eingriff im Jahre 597 nicht ange-geben werden. Sie waren ganz oder groBenteils auBerhalb Judas entstanden und so brauchten sie in der von den Verfassem unserer Quellen beabsichtigten Darstellung der jiidischen Geschichte nicht genannt zu werden2 Dennoch verdanken wir ihre Kenntnis 1 Die vollkommene Echtheit von Jer 29. 24 ff. ist nicht zu bezweifeln! Bei der Interpretation des tadellosen Textes, in dem nur in Vers 25 b n'lecn zu verbinden ist, ist freilich zu beachten, daG in diesem hebrfii-schen Brief dieFormalien des alteren akkadischen Brief stiles wortgetreu wiederkehren: Vers 24 enthii.lt somit die Adresse in Form eines Befehles an den Boten [akkadisch: ana X qibima „zu X sprich“], Vers 25 a den Namen des dutch den Boten sprechenden Absenders der Botschaft [akkadisch: Y umma „Y (hat) folgendermaBen (= hebraisch -hon1?) (gesagt)“j, wobei hier Jhwh selbst als Absender gedacht ist [vgl. etwa die „Gottesbriefe“ assyrischer Kdnige und s. dazn Ungnad OLZ 1918, 72ff.J; Vers 25 b—28 enthalt den AnlaB der Botschaft, die durch die Rekapitnlierung des friiheren Schreibens des X (= Sema'ja) als Antwortschreiben charakterisiert wird [das hebr. ist wiederum genaue Wiedergabe eines akkad. aHirn]. Vers 3l> briugt — mit echt jeremianischem ton1? h'bt Sn rnn* nm w — den logischen und grammatischen Nachsatz zu dem Vers 25b begonnenen Satze mit new fir: „deshalb erging Jhwhs Wort an Jeremia folgendermaBen: »sende (Botschaft) an die Gola: so spricht Jhwh in betreff des Sema jahu ,weil euch Sema'ja ge-weissagt hat‘»“ usw. Der MT ist also — trotz der modernen Kommentare — vollkommen in Ordnung und fast frei von Zusatzen, nur in Vers 29 kommt ein sehr alter Erklarer zu Wort, der begreiflich machen will, wieso Jeremia von dem nicht an ihn selbst gerichteten Schreiben des Sema'ja Kenntnis ge-habt habe. Wie oft im Jeremiabuche hat hier die LXX durchweg Verschlech-terungen gegeniiber dem MT. 2 Vgl. die charakteristische Kurze von 2 Chr 35, 20 (oben S. 21). Auch die babylonischen Chroniken der gleichen Zeit verzichten auf Angabe der kausalen Zusammenhange, wo immer Ursache und Folge nicht ganz unmittel-bar zusammengehoren. Die Entsetzung des Jechonja. 51 groBenteils dem AT; einerseits hat niimlich Jeremia sogleich nach der Thronbesteigung Zedekias eine schwere Niederlage Elams prophezeit ’. Andererseits beweisen die durch die Chronik G ver-standlich gewordenen Angaben Herodots iiber den Umfang des medischen Reiches vor und nach dem Jahre 584a, daB Winckler AOF III 315 ff. im Rechte war, wenn er aus dem Vorkommen neubabylonischer Kbnigsinschriften in Susa schlofi, Nebukadnezar habe die Anerkennung seiner Oberhoheit iiber Elam beansprucht und durchgesetzt. Beides wird jetzt dahin zu kombinieren sein, daB das unter einheimischen Konigen stehende3 Elam 597 den Tribut verweigerte und Nebukadnezar es fur geraten hielt, in Juda einzugreifen, noch bevor die Nachricht von seinen Schwierig-keiten in Elam die westlichen Tributarstaaten veranlassen konnte, diese Gelegenheit zu einem Aufstande zu benutzen. Das ist um so wahrscheinlicher, als Nebukadnezar es auch sonst stets ge-schickt vermieden hat, ohne Riickendeckung vorzugehen; so hat er sich z. B. gegen Tyrus und Agypten erst gewendet, nachdem die alten seit 612 bestehenden medisch-babylonischen Streitfragen durch den Vertrag von 584 geregelt waren. Der Feldzug der skythischen Bundesgenossen Nebukadnezars nach Syrien und Paliistina in den Jahren 592—591. Die Notiz Herodots (I 105) iiber einen zur Zeit eines Psam-rnetich drohenden VorstoB der Sky then nach Agypten wird ganz allgemein auf die Zeit Psammetichs I. bezogen4. Hiergegen und gegen die z. T. sehr weitgehenden Folgerungen, die, wie sonst, auch in den modernen Darstellungen der vorexilischen Geschichte Judas und in den Kommentaren zu Jeremia hieran gekniipft werden, im einzelnen zu polemisieren, diirfte sich eriibrigen: ein Blick in den Absatz 5 der babylonischen Chronik G lehrt, daB die Sky then in den Tieflandsgebieten Vorderasiens erst um 612 er-schienen sind und daB die 28jahrige „Herrschaft“ der Skythen 1 Jer 49, 34 ff.; zur Frage der Echtheit vgl. Co mill z. 8t. und die Aus-fiihrungen oben 8. 29 ff. 2 Herodot I 106, wozu oben 8. 15 ff. zu vergleichen ist. 3 S. Ungnad OLZ 1907, 621 f. 4 8. z. B. Prasek I 144; Breasted-Ranke, Gesch. Agyptens2 429; Lehmann-Haupt, Israel 134. 4* 52 J- Lewy: Forachungen zur alten Geschichte Vorderasiens. . fiber die avio yloir: (Her 1106; IV 1) ein Bundesverhaltnis zwischen Babyloniern und Skythen bedeutet, das im Jahre 584 beendet wurde, als in dem unter Nebukadnezars Mitwirkung zwischen Astyages und Alyattes geschlossenen Frieden Assyrien den Medern zufiel *. MuB somit der Kriegszug, der die Skythen bis siidlich von Askalon gelangen lieB, in die kurze Regierungszeit Psamme-tichs IL (593—588) fallen, so bleibt doch zunachst noch fraglich, welcher Platz und welche Bedeutung ihm in der Geschichte Syriens und Palastinas zugewiesen werden muB: I. Der zweite und letzte Aufstand Judas gegen die Babylo-nier, der im Jahre 586 mit der Zerstbrung Jerusalems endete, ist den alttestamentlichen Quellen zufolge nur von Hofrac-%rpt»^ von Agypten und dem Ammoniterkbnig Ba'lis unterstutzt worden, s. Jer 37, 6ff.; 44, 30; 40, 14 und besonders auch Ez 21, 24—26. Edom und Moab, Tyrus und Sidon standen abseits; wenigstens setzen die in das Buch Ezechiel aufgenommenen Drohreden gegen die nachsten Nachbam Judas (Ez 25—32) und auch die sonstige Uberlieferung, insbesondere etwa der Psalm 137, voraus, daB diese Staaten sich vom Aufstande Judas fern hielten und seinen Unter-gang teils gleichgiiltig, teils mit einem gewissen Frohlocken mit ansahen, vgl. z. B. Ez 25, 8: „weil Moab und Se'ir sagten: die Angaben von Jer 52, 28 ff. zweifellos zuverlassiger sind als die runden Zahlen von 2 Reg 24, 14 bzw. 16. (Aus den Angaben, die Ezra und Nehemja iiber die Zahl der aus Babylonien Zuriickgewanderten machen, laBt sich der Umfang der von Nebukadnezar vorgenommenen Deportationen nicht ennessen, da mit der Mdglichkeit gerechnet werden mull, daB es schon vor Nebukadnezar so gut wie in Agypten in Babylonien eine Diaspora gab, die sich an der Rtickwanderung beteiligte.) 1 Jer 38, 22 setzt voraus, daB mindestens die weiblichen Angehorigen des Kdnigshauses nichts von der Anlehnung an Agypten wissen wollten. Da-zu stimmt, daB die „Tochter des Konigs“ 586 nicht als Beute behandelt warden, sondern nach Jer 41, 10; 43, 6 bei Gedalja verbleiben durften. 2 Nicht: „meine Gerechtigkeit ist Jhwhu! Namen wie pix-'sSo; Di5®'3N (neben Dibpss); usw. usw. enthalten nicht das Prono-minalsuffix i, sondern ein anderes i, das im altesten Semitischen bei Verbindung eines Regens mit einem im Genitiv folgenden Rektum weit verbreitet ist. So im Kanaanaischen der Amarnatafeln Gi-ti-ri-mu-ni-ma statt pan ns, so im alteren Akkadischen, insbesondere stets im Assyrischen, belti ekallim statt des „normalen Status constmctus“ belat ekallim; ummi Hani neben umm Hani usf., aber ebenso anscheinend such in dem von Thureau-Dangin ver-offentlichten aramaischen Keilschrifttexte Vs. 22 pi-lanu ba-ri pi-la-’ „NN Sohn des NN“. An dieser Stelle sei hierzu nur noch bemerkt, daB das Hebraische and das Akkadische der „amoritischen“ Dynastie von Babel bei Nachbarschaft gewisser Konsonanten statt i vielmehr « aufweisen konnen, so hebr. nSriro usw., akkadisch mu-tu li-ib-bi-Si CH VII r 12 a. 6. Wie man sieht, wird jede Behandlung der sog. litterae compaginis des Hebraischen oder „wirklicher und vermeintlicher Reste ursemitischer Kasusendungen“ (so Bauer-Leander a. a. 0. I § 65), die das Akkadische unberiicksichtigt laBt, notwendig unzureichend sein. 64 J- Lewy: Forschungen tor alten Geschichte Vorderasiens. Der von der Priesterschaft unterstiitzte Versuch, ihn zum AnschluB an die von neuem gebildete Koalition Edom, Moab, Ammoniter, Tyrus und Sidon zu bewegen, mifilang. Jeremia wirkte ungehindert und erfolgreich und konnte sich der Vermittlung der jetzt regelmaBig nach Babel gehenden Gesandtschaften bedienen, als er den Exulanten diejenige Ergebung in das Schicksal anempfahl, durch die allein sie in Babylonien eine Heimat finden konnten. Die Exulanten betrachteten diesen Rat freilich als ein unerhbrtes Ansinnen und verlangten, daB man gegen Jeremia einschritte. Dazu reichte die Macht der Unabhangigkeitspartei, an deren Spitze der Oberpriester Seraja und andere Angehdrige der Hierarchic wohl schon damals standen, indessen vorlaufig nicht aus. Auf die Nachrichten uber andauernde Schwierigkeiten Nebukadnezars in anderen Reichsteilen hin hatten die Nachbarstaaten Judas den Aufstand auch ohne die Unterstiitzung Zedekias ge-wagt. Das Strafgericht, das sie darauf in den Jahren 592—591 durch einen Feldzug der skythischen Bundesgenossen Nebukadnezars traf, war zwar furchtbar. Aber die Skythen zogen nicht nur wie einst Nebukadnezar ab, ohne den Boden Agyptens be-treten zu haben, sondern wurden sogar kurz darauf von dem Zer-stbrer Assurs und Niniwes vemichtend geschlagen, und es war zu hoffen, daB sich Kyaxares jetzt gegen Babel wenden wiirde: „Scharfet die Pfeile, fiillet die Kocher! Erweckt hat Jhwh den Geist des Mederkonigs, so daB sein Trachten gegen Babel gerich-tet ist, um es zu verderben!“ heiBt es in den dem Buche Jeremia angehangten Prophetenspriichen dieser Zeit1. AuBer den Medern schienen auch die Agypter endlich zum Kriege gegen Nebukadnezar entschlossen. Hatte Necho 602 seine Verbiindeten schmahlich im Stiche gelassen, so bewies Psamme-tich IL jetzt im Sommer 590 durch einen Zug nach Palastina, daB 1 Jer 51, 11. Mit den LXX ist no -‘jo zu lesen, aber die Stelle mit Duhm auf Kyros zu deuten und an 2 Chr 36, 22f. zu erinnern, ist ganz unmbglich; denn auch die hebraischen Quellen lassen nie aufier acht, daB sich der Medien-feindliche Kyros nach seiner erfolgreichen Emporung gegen Asty-ages aus hier nicht zu erorternden Griinden Kdnig der Persia (babyl. far Par-su Nabonid-Kyros Chronik Vs. II b, 15) nannte. Ue iSovi nopj r.t mn* nopj ’3 ist eine Glossenhiiufung, deren Entstehung besonders 50, 28 zeigt, wo die LXX noch nicht so stark glossiert ist wie der MT. Juda in den Kriegsjahren 609—586. 65 er die 606 vereinbarten Grenzen nicht mehr anerkenne und eine Wiederholung des skythischen Feldzuges, der ihn unvorbereitet getroffen hatte, nicht zulassen wiirde1. Unter solchen Umstanden wurde der Glaube an die unmittel-bar bevorstehende Befreiung von der babylonischen Herrschaft auch von denjenigen geteilt, die von der Uniiberwindlichkeit Nebukadnezars iiberzeugt, bisher jeden Aufstand widerraten hatten: an der allgemeinen Verehrung agyptischer Gotter, welche nach der Mitte des 6. Jahres Zedekias2 (= 591/90) ergangene Ausspriiche Ezechiels fast noch mehr geiBeln als Zedekias Biindnisverhand-lungen mit Agypten, nimmt jetzt auch ein Sohn Safans teil3; ja sogar Jeremias warnende Stimme scheint fur den Augenblick ver-stummt zu sein. Erst viel spater klagt er: „Da sprach ich: each Herr Jhwh! fiirwahr griindlich tauschtest du dieses Volk mit dem Worte ,Heil wird euch zuteil!‘ Riihrt doch das Schwert bis an ihr Leben!>“4. Die Stimmungen der Klage oder auch der vollsten Verzweif-lung, die in diesem und manchem anderen Wort des Vblkerpro-pheten - z. B. 4, 19ff.; 4, 22ff.; 4, 29f.; 4, 31 f.; 6, Iff.; 6, 22 ff. — gewaltigsten Ausdruck gefunden haben, sind zu Unrecht auf „die Zeit des drohenden Skytheneinfalles“ bezogen worden; dieser hat Juda, wie gezeigt, nicht betroffen. Ihr Hintergrund sind vielmehr die Ereignisse der Jahre 589 und 588: wider alles Erwarten zog Psammetich nicht nach Palastina, sondern nach Nubien6, zog Kyaxares nicht gegen Nebukadnezar, sondern gegen Alyattes. Infolgedessen stand nicht Babel, sondern Jerusalem das 1 Vgl. oben S. 55. 2 Im Buche Ezechiel stehen zwei fiir die Geschichte des Buches bedeutsame Datierungsarten nebeneinander: die von Ezechiel verwendete nach Jahren des Jojachin-Jechonja, die durch die Ara-bezeichnung ps'i’ “tai rnM bzw. kenntlich ist und oben 8. 25 f. be-handelt wurde (so 1, 2; 33, 21 und 40, 1), und eine andere, die benicksichtigt, dafi J echon ja nur ein offizielles Jahr regiert hat, und demgemaB nach Jahren Zedekias rechnet. Fur die letztere sind Stellen wie 24, 1 — verglichen mit 2 Reg 25, 1! 26, 1; 29, 1 (Lesart der LXX) beweisend. 3 Ez 8, 11. 4 Jer 4, 10 (vgl. 23, 17 und zum Texte Erbt a. a. 0., dessen histo-rische Voraussetzungen jedoch irrig sind). 5 Herodot II 161 mit dem deutlichen Hinweis, daB der Zug kurz vor dem Tode Psammetichs (Friihjahr 588) erfolgte. MVAeG 1924, 2. Lewy, Vorderasien. 5 66 J- Lewy: Forschungen zur alten Geschichte Vorderasiens. Schicksal Assure und Niniwes bevor, sobaid die Babylonier im Lande erecheinen wiirden: Als Nabopolassar Harran zum zweiten Male erobert hatte, hatte er dutch die Zerstbrung der Stadt und ihres uralten Heiligtums bewiesen, dafi die Kriegfuhrung der Babylonier nicht viel weniger grausam sein konnte als die durch das Sprichwort bekannte der Meder1, die Verletzung der mit Nebu-kadnezar geschlossenen Vertrage war aber derart, dafi auch die sofortige Unterwerfung Stadt und Staat kaum retten konnte2 — auch Jeremia hat fiir diesen Fall stets nur die Rettung des nackten Lebens des einzelnen, dessen Unschuld nachweisbar bzw. selbst-verstandlich8 * 1 war, in Aussicht gest* 3 ellt4. Aber selbst wenn Zedekia sowohl die Gefahren, die ihm per-sbnlich seitens des eigenen erbitterten Volkes drohen mochten, als auch die Strafen, die ja ihn und sein Haus und die Haupter der Babylon-feindlichen Partei in jedem Faile treffen mufiten6, vbllig aufier acht gelassen hatte, kam die Unterwerfung auf Gnade und Ungnade nicht in Frage, da sie Juda, das seine Nachbarn bereits 606 und 592 im Stiche gelassen hatte, nicht nur fiir die Zukunft biindnisunfahig machen, sondern auch vbllig isolieren mufite. Zu derselben Zeit, zu welcher Nebukadnezar vor Jerusalem erschien, hatte namlich Psammetichs Sohn und Nachfolger Hofra'-^/rp^g endlich ernste Vorbereitungen zu einem Unternehmen getroffen, das, wenn erfolgreich, Juda entlasten, ja Nebukadnezar zum Riickzug zwingen mufite. Und es gelang ihm auch wirklich, von der See aus den Widerstand der einem neuen Kriege mit Nebukadnezar durchaus wideretrebenden Phbnizier zu brechen und von Sidon aus ins Libanongebiet vorzustofien t Zur Rettung 1 Jes 13, 17. 2 Ez 17, 18 ft.; Jer 34, 2. 3 Dies war bei der politisch rechtlosen armsten Bevblkerung (fian n^-) der Fall, vgl. 2 Reg 24, 14; 25, 12; Jer 40, 7. 4 Jer 38, 2; 21, 8fi. u. 6. 5 Jer 21, 7. 6 Herodot II 161, Diodor I 68 nnd Nebukadnezar, Wadi-Brlsa IX 13 ff. (vgl. obenS. 52f.). Die Verbindung der einzelnen Nachrichten und die Chronologic der Ereignisse ergibt sich aus 2 Reg 25,1 (Nebukadnezar in eigen er Person vor Jerusalem) und 2 Reg 25, 6; vgl. Jer 39, 5f. (Nebukadnezar in Ribla). Die Vorstellung, Hofra' sei in Palastina eingebrochen (so z. B. Josephus, Arch. X110; Wellhausen7136; Kittel5 544), ist irrig. Jer 37, 5ff. spricht stets nur von dem Aufbruch eines Heeres aus Agypten. Eine so unbestimmte Ausdrucksweise kann wohl einer Expedition gelten, die die Agypter zuniichst zur See auf einen andern Kriegsschauplatz fiihren sollte, Juda in den Kriegsjahren 609—586. 67 Judas war es indessen bereits zu spat. Schwache Besatzungs-truppen, die Nebukadnezar zuriicklieB, wahrend er sein Hauptquartier in das Libanongebiet nach Ribla verlegte, verhinderten nicht nur, daB sich das Land und die Hauptstadt von den Folgen des Krieges erholten, sondern nahmen auch noch schneller als man geglaubt hatte die Belagerung Jerusalems wieder auf1. Als sie die Stadt im Sommer 586 einnahmen und auf Nebu-kadnezars Befehl das langst erwartete Gericht an ihr vollzogen, hatten der Krieg und der Hunger das Land so verbdet und die Zahl der Bevblkerung so vermindert, daB sich die Babylonier mit der Bestrafung des Kbnigs und einiger in ihre Hande ge-fallenen Fuhrer des Aufstandes und mit der Deportation von nur 745 Judaem begniigten, den Rest der Bevblkerung jedoch, und zwar nicht nur diejenigen, die langst als offene Gegner der Kriegs-politik Zedekias bei Nebukadnezar Schutz gesucht hatten oder wahrend des Krieges zu den Babyloniern ubergelaufen waren, unter Gedalja b. Ahiqam b. Safan als einheimischem Unterstatt-halter im Lande belieBen 2. Dessen Ermordung im Herbst 586 und die Flucht weiterer Teile der Bevblkerung, die sich vor der von neuem zu erwarten-den Strafe nur in Agypten sicher glaubten, fiihrte dann zu dem Ende, das Jeremia trotz alles inneren Straubens bereits unter dem Eindrucke der Erlebnisse von 597 bis 588 als das wahrscheinlichste hatte verkiinden miissen: die Neugriindung des Staates, der infolge seiner Verstrickung in mehr als dreiBigjahrige, Vorderasien vbllig umgestaltende Kriege zugrunde ging, war nicht mehr von den im Lande Gebliebenen zu erwarten, sondern lag kiinftig allein den in Babylonien im Exil Lebenden ob. nicht aber einem Einmarsch in Palhstina, dessen Ziel Jerusalem war. Ein solcher hatte Nebukadnezar auch nie veranlassen kbnnen, sich von Jerusalem uach Ribla zu begeben. 1 Hatte man mit der unverziiglichen Wiederaufnahme der Belagerung gerechnet, so ware man kaum so toricht gewesen, die Freilassung der Schuld-skiaven, zu der man sich in der Not entschlossen hatte, wieder ruckgangig zu machen (Jer 34, 8ff.). 2 Jer 52, 30 (s. dazu oben S. 37 f.); Jer 40, 5ff. 5* Die keilschriftlichen Berichte iiber den 1. Die neubabylonische § 1 1 xanat lOkani mdNabu-apla-uxur ina arahajjari ummani mat Akkadiki id-ki-e-ma ah narPurati illik-ma 2 mat Su-ha-a-a mdtHi-in-da-na-a-a sal-tu ana libbi-su ul ipufato man-da-at-ta-fa-nu a-na pani-su ix-ku-nu arahabu ummani mat Ax-far ina hl Gab-l[i-n]i [i]k-kas-xam-ma mdXabu-apla-Ufar ana muhhild-fa-nu ix-H-ma 4 arahobu um 12kam sal-tu a-na libbi ummani mat Ax-far ipus-ma ummani mat As-far ina pani-su ibbalkitume-ma tahtii mat Ax-far ma-a-dix i'dakanan 5 hu-bu-ut-su-nu ma-a-dix Hj-bi-tu mat Man-na-a-a fa ana ri-su-ti-fa-nu illikume-ni u amel rdbiitime fa mat As-far 6 us-xab-bi-tu ina nmumu fa-a-fa hlGab-[l]i-ni ix-sa-bat ina arahabi-ma xar Akkadiki ummanatini-mes.fa 1 ana hl Ma-ni-e hlga-hi-ri u hlBa-li-hu is-[pu]r-ma hu-bu-ut-su-nu ih-tab-tu-nu 8 xil-lat-su-nu ma-at-tu is-tal-lu-nu ilanime-fa-nu i-tab-ku-nu ina araljululi xar Akkadiki u ummanime-fa 9 ana arki-xu ituramam-ma ina harrani-su hlHi-in-da-nu u Hani me-fa ana Babiliki il-te-qa-a 10 ina arahtaxrlti ummanini mat Mi-sir u ummanini mat Ax-xur arki xar Akkadiki adi hlGab-li-ni iUikume-nim-ma 11 xar Akkadiki la ik-su-du ana arki-xu-nu ih-hi-i's ina arahuddari ummani matAs-sur u ummani mat Akkadiki 1 Vgl. auch den Kommentar unten 8. 82 ff. 2 Suhi, bis ins 9. Jahrhundert zwischen Babylonien und Assyrien strittiges Grenzland, dann endgiiltig assyrisch, ist die Euphratlandschaft um Anat (unten Z. 35), das heutige Ana, Hinddnu das westlich angrenzende Ufergebiet etwa beim heutigen Albu Kemal, s. zuletzt Hom ZA 34, 129ff. letzten babylonisch-assyrischen Krieg. Chronik G1. 1 Im lOten Jahre hot Nabopolassar das akkadische Heer im Ijjar auf und zog am Euphratufer (entlang); 2 die Suhaer1 2 und Hindanaer 2 griffen ihn nicht an. Ihre Ab-gabe stellten sie ihm zur Verfugung. 3 Im Ab wurde das assyrische Heer in der Stadt Gablini3 ver-sammelt; Nabopolassar erhob sich gegen sie und 4 griff am 12ten Ab das assyrische Heer an; das assyrische Heer leistete ihm Widerstand; er brachte Assyrien eine schwere Niederlage bei. 5 Sie pliinderten sie sehr aus. Die Mannaer. die ihnen zu Hilfe gezogen waren, und Grofie Assyriens 6 machten sie zu Gefangenen. Am selbigen Tage nahm er Gablini3. Noch im Ab entsandte der Kbnig von Akkad seine Truppen 7 nach den Stadten Mane, Sahiri und Balihu4 und sie pliinderten sie aus. 8 Sie schleppten ihre viele Beute fort. Ihre Gotter entfiihrten sie. Im Elul wandte sich der Kbnig von Akkad und sein Heer 9 riickwarts; auf seinem Marsche nahm er die (Bewohner der) Stadt Hindanu und ihre Gotter nach Babylon (mit). 10 Im Tisri zogen das agyptische Heer und das assyrische Heer auf der Verfolgung des Kbnigs von Akkad bis Gablini; 11 den Kbnig von Akkad erreichten sie nicht. Er war riickwarts entwichen. Im Addar griffen das assyrische Heer und das' akkadische Heer__________________________________________________ 3 Zur vermutlichen Lage von Gablini s. oben S. 9 \ vgl. auch Gadd 8.5. 4 Die Stadt Balihu, vom gleichnamigen FluB nicht zu trennen, gehOrte im 9. Jahrhundert zur Provinz Harran, vgl. Forrer, Provinzeinteilung 8 (ein Lokalisierungsversuch ebenda 24 f.). § 1 (616) 70 J. Lewy: Forschungen zur alten Geschichte Vorderasiens. Die babylonische Chronik G. 71 12 i-na alMa-da-nu ?a al A-rap-hu sal-tu ana libbi a-ha-mes ipu^me-ma ummani mat As-sur 13 ina pani ummani matAkkadlki ibbalkitume-ma tahtu-su-nu ma-a-dis iskunumei a-na nar Za-ban it-ta-du-su-nu-tu 14 i[mereme-tu]-nu u siseme.su-nu us-sdb-bi-tu-nu hu-bu-ut-su-nu ma-a-dis ih-bi-tu-nu 15 ...........■] •su ma-du-tu itti-su-nu nar I-diq-lat u-se-bi-ru- nim-ma ana Babiliki irubume-ni § 2 16 [sanat llkam sar] Akkadlki ummandtimet.su id-ki-e-ma ah nar Idiqlat illik-ma ina arahajjari ina libbi Assurki iddidi 17 [dm .... ka]m ta arahgimanni sal-tic ana libbi ali ipus-ma alu ul is-bat sar mat As-sur ummdnime.su id-kam-ma 18 sar Akkadlki ultu Assurki is(!)-kip-ma adi al Tak-ri-i-ta-in (sar!) mat As-sur ah I-diq-lat arki-su illikik 19 sdr Akkadlki umrndnime.su ana bir-tu sa alTak-n-i-ta-in ul-te-li [sd]r mat AS-sur u ummdndtin[i-me]t-[s]u 20 ina eli ummanini sdr Akkadlki sa [anajal Tak-ri-i-ta-i[n] [su]-lu-u id-di-ma 21 10 umeme sal-tic ana lib-bi-su-nu lpusut-ma alu ul is-bat uni-munini sdr Akkadlki sa ana bir-tic iuQ)-lu-u 22 tahtic mat At-sur ma-a-dis istakanan sdr matAs-sur u ummdmme. [su] [i?-du?]-ku-ma a-na mati-su i-tur 23 ina arak arahsamni melt Ma-da-a-a ana mat A-rap-hu(!)3 4 ur-d[u-n]im-m[a] sal-tic ana libbi (d[..................Ipusu] § 3 24 sanat 12kam ina arahabi mat Ma-da-a-a ana eli Ninuaki ki-i [•.................................................] 25 [..........]-ma(?) i-hi-sam-ma alTar-bi-su alu sa pi-hat Ninuaki is(?)-sdb-tu [..................] 26 f..........ah ndr [-di]q-lat irdl-ma ina eli Assurki it-ta-di sal-tic ana libbi ali lpus-ma[.................J 1 Arraphi, die Hauptstadt des gleich Suhi und flindani schon im 12. Jahr-hundert zwischen Assyrern und Babyloniern strittigen Sstlichen Grenzlandes gleichen Namens, der Arrapachitis der Klassiker, ist mit Scheil RA 15, 65 oder Forrer a. a. 0. 45 etwa bei Kifri Salabije oderHanikin im Zagrosvor-land zu suchen. Die Lage von Madanu. ist unbekannt, zumal eine Identi-fikation mit einer von Tnkulti-Ninurta I. erwahnten Landschaft Madani recht fraglich erscheinen mufi. 2 Bisher in der Keilschriftl iterator nicht be-legt gewesen, von Forrer a. a. 0. 12 wohl unrichtig mit dem assyrischen Itu gleichgesetzt. 12 bei der Stadt Madanu (die) der Stadt Arraphi (zugehbrt)1 einander an; das assyrische Heer 13 leistete dem akkadischen Heere Widerstand; sie brachten ihnen (aber) eine schwere Niederlage bei. Sie warfen sie an den Zab zuriick. 14 Ihren TroB machten sie zu Gefangenen. Sie pliinderten sie sehr aus. 15 Viele [. . . ...........] lieBen sie mit sich den Tigris iiber- schreiten und hielten in Babylon Einzug. 16 [Im 11 ten Jahre] bot [der Konig] von Akkad seine Truppen § 2 auf und zog am Tigrisufer (entlang) und lagerte im Ijjar ($15) im Gebiete von Assur. 17 Am [........te]n Siwan griff er die Stadt an; er nahm die Stadt (aber) nicht. Der Konig von Assyrien bot sein Heer auf und 18 warf den Kbnig von Akkad aus (dem Stadtgebiet von) Assur hinaus und bis Takrit2 zog (der Kbnig von [!]) Assyrien auf seiner Verfolgung am Tigrisufer (entlang). 19 Der Kbnig von Akkad lieB sein Heer die Burg von Takrit besetzen. [Der Kbn]ig von Assyrien und seine Truppen 20 belagerte das Heer des Kbnigs von Akkad, das Takrit besetzt hielt, 21 und griff sie 10 Tage (lang) an; die Stadt nahm er (aber) nicht ein. Das Heer des Kbnigs von Akkad, das die Burg besetzt hielt, 22 brachte Assyrien eine schwere Niederlage bei. Den Kbnig von Assyrien und sein Heer schlugen sie ab(?) und er kehrte in sein Land zuriick. 23 Im Marcheschwan stiegen die Meder nach dem Lande Arraphi hinab und [griffen] die Stadt [.......................] an. 24 Im 12ten Jahre im Ab [zog(?)]en die Meder gegen Niniwe, § 3 indem [.......................................................] ($1^) 25 [.........] und er eilte; sie nahmen (aber) Tarbisu*, eine Stadt des Bezirkes von Niniwe ein(?) [............] 26 [Kyaxares?] zog am Tigrisufer (entlang) hinab und belagerte Assur. Er griff die Stadt an und [nahm die Stadt]. 3 Das Original bietet versehentlich A-rap-ri. 4 Heute Serif Han 5 km nordlich von Kojungik-Niniwe. Die babylonische Chronik G. 73 72 J. Lewy: Forschungen zur alten Geschichte Vorderasiens. 27 [...........Assur k]i(?) it-ta-qar tahtii niieme rabatime lini- ng ixtakanan hu-bu-ut-su ih-ta-bat si[l-lat-su is-ta-lal] 28 [sdr Ak]kadi ki u ummanime.su sa ana ri-su-ut mdtMa-da-a-a illikuku sal-tn id iksududu )-na(?)-]si[g? arah ululu um 20 kam mU-nia-kis-tar u ummanime-su ana mati-iu it-tur arki-su sar A[kkadiki................................] 48 a-di ^Na-si-bi-ni il-li-ku hu-ub-ti u ga-lu-tu ka-[................ ...................■] \ 49 u m^Ru-sa-pu ana pa-ni sar Akkadiki ana Ninuaki u-bil-lu-ni ina ar/ah.....................................m dAssur-u-bal-li-it] 50 ina ^Ilar-ra-nu ana sarrutut mdtAs-sur ina kussi ittasabab adi arah[..........................................J '51 ina Ninuafki..................................] um 20 kam Jg arah [tasriti(?)] sar [Akkadiki...................................j 52 ina(?) arab ta*riti(?)-ma ina ali [................................ § 6 53 sanat 15kam arahdusu [sar] Akkadiki [ummdnime.su id-ki- e-ma..........................................................,] 54 ana mdtAs-sur illik [..................] sal-ta-nis [illiku......... mJeS sa m» dAssur-u-bal-lit u ummdnini matMi(?!) -[sir sa ana risutisu] illikume-ni 62 pa-lah amelnakri im-qut-su-nu-ti-ma alu u-mas-[se-ru-ma .... ....................................ndrPuratu] i-bi-ru 63 sar Akkadtki a-na dlHar-ra-ni ik-su-dam-ma [................... .................................a]lu is-sa-bat 64 sil-lat ali u ekurri mi-na is-ta-lal ina arahaddari sar [Akka]diki [■....................................■] -su-nu u-mas-sir-ma 65 su-u ana mdti-su iturrara u Umman-Man-da sa ana ri-su-ut sar Akkadtki illi[ku-n]i [.................................it]-te-eh-su § 8 66 ina arahduzi »» dAssur-uballitit sar matAs-sur ummani mat[M]i-[s]ir ma-at-tu [upahhir-ma (?)..........................................] 67 naru ibir-ma ana eli dlftar-ra-nu ana ka-sa-[du] illiku[me.nim-ma ummdnime. i-su(??)-]tu 68 su-lu-tu sa sar Akkadiki ana libbibi u-se-lu-u id-du-u(? ?)-ma i-du(?)-ku ina eli ulHar-ra-nu it-t[a-di] 69 adi arahululi sal-tu ana libbi ali ipusus mamma ul il-[lik ana arki-su]nu ippalsusu 70 sar Akkadiki ana ri-su-ut ummanime-su illik-ma sal-t[u ul ik-su-ud ana mdtlj^a-al-la i-li-ma 71 alanime sa sadanime ma-a-du-t[u......................] -su-nu ina isati is-ru-up 57 Er griff die Stadt an und nahm die Stadt am 28(ten!) Marcheschwan. Nicht einen einzigen Mann [lieB er iibrig]. [Im................] kehrte er [in se]in [Land] zuriick. 58 Im 16ten Jahre bot der Kbnig von Akkad sein Heer im § 7 Ijjar auf und zog nach Assyrien. Vo[m.................] bis zum (610) Marcheschwan 59 zogen sie in Assyrien als Gebieter (einher). Im Marcheschwan zogen die Skythen |.................] dem Konig von Akkad zu [Hi]lfe und 60 sie vermischten ihre Heere miteinander und zogen nach Harran [um (?)] As[suruball]it, der sich in Assyrien auf den Thron gesetzt hatte, [zu..................]. 61 Assuruballit und das ag[yptische (?)] Heer, [das ihm zu Hilfe] gezogen war, 62 befiel die Furcht vor dem Feinde und sie verlifeBen] die Stadt und [............................] iiberschritten sie [den Euphrat]. 63 Der Konig von Akkad gelangte nach Harran und [................. ........................................] die Stadt nahm er. 64 Die Beute von Stadt und Tempel, alles schleppte er fort. Im Addar entlieB (?) der Kbnig von Akkad ihre [......................] und 65 kehrte selbst in sein Land zuriick. Auch die Skythen, die dem Kbnig von Akkad zu Hilfe gezog[en waren.................., e]nteilten. 66 (Im 17 ten Jahre [!]) [versammelte (?)] im Tammuz Assuruballit § 8 Kbnig von Assyrien ein starkes agyptisches Heer [.................(609) .... und] 67 iiberschritt den FluB und sie zogen auf Harran um es zu er-obern. [Die wenig]en [Leute] 68 Besatzung, die der Kbnig von Akkad hineingelegt hatte, warfen sie zuriick (?) und schlugen sie. Harran bela[gerte er]. 69 Bis in den Elul griff er die Stadt an; niemand k[am (als Entsatz)]. [Sie(?)] hatten [sich ver]spatet. 70 Der Kbnig von Akkad zog (zwar) seinem Heere zu Hilfe; den Kamfpf erreichte er (aber) nicht. Nach der Landschaft I]zalla zog er hinauf und 71 [............] viele Stadte der Gebirge. Ihre [..........] ver- brannte er. 78 J. Lewy: Forschungen zur alten Geschichte Vorderasiens. 72 ina hnivni-su-ma ummanim[e .................................. .....] adi pi-hat bljj-ra-as-tu 73 [illik(??)J ina mdtAljUh-sfa-na..........nise(?)]^-iu-nu ih- tab-tu 74 [»u]-lu-tu sa »d[r Akkad iki (??) analibbibi u-se-te-u u-pa-Jhu(?)-nim-ma 75 ana al[........................J i-lu-u(?) [............ . . . ...........................Jsar Akkadaki ana mati-iu iturrara Fang- ina Sa[tti...............] sdr Akkadlki utnmanime-su id-ki- Zftile p.mn Rd. [ia d Nab a] u d Marduk i-ra-a[m-mu] li-is-su-ur ana quit la usesi Die babylonische Chronik G. 79 72 Zur selben Zeit [kam (?)] das [...........sche] Heer [.......| bis zum Bezirk der Stadt Urasfti 73 [zog er(?)]. In der Landschaft A/I/Uhs[ana...............] ihre [Bevolkerung (?)] pliinderten sie. 74 Die [Bes]atzung, die der Kbn[ig von Akkad (?) hineingelegt hatte, schnijtten (?) sie ab und 75 zogen nach der Stadt [............] hinauf [................ ................Im Monat............(?)] kehrte der Kbnig von Akkad in sein Land zuriick. Im [..........] Ja[hre] bot der Kbnig von Akkad sein Heer Fang- auf und [Wer Nab]u und Marduk lie[bt], hiite es, lasse es nicht Handen. Kolumne II der Stele Nabonids. J. Lewy: Forschungen zur alten Geschichte Vorderasiens. 80 [nieder, 'IVAeG 1921, 2: Lewy. Vorderasien. als Hilfe fiir ihn kommen. Oben und unten, rechts und links 2 1 Vgl. den Kommentar unten S. 86, ferner oben S. 13. 2 D. h. im Westen und Osten, im Siiden und Norden. 3 D. h. das MaB der Zerstorung Niniwes und Harrans iibertraf selbst die Zerstiirung Babyions durch Sanherib, fiir die jetzt die Assyrer bestraft wurden. 2. Kolumne x + 1 ri-su id-din-swn tap-pa-a u-sar-si-ik sar Um-man-Ma-an-da sa ma-fyi-ri la i-su-u x -|- 5 u-sd-ak-ni-i* ki-bi-tu-ul-su u-sa-lik ri-su-ut-zu e-li-is u sap-lis im-nu u su-me-lu x -f-10 a-bu-ba-nis is-pu-un n-tir gi-mil-lu Babiliki i-ri-ba tuk-te-e sar Um-man-Ma-an-da x + lbla a-di-ru u-sa-al-pi-it es-ri-it-zu-un sa ill mat Subart iki ka-la-su-num X-J-20W alanines pa-at niatAkkadi sa it-ii sar matAkkadl na-ak-ru-ma la il-li-ku ri-su-ut-zu x 4- 25 u-sa-al-pi-it-ma mi-e-si-su-un ma-na-ma la i-zib II der Stele Nabonids1. Einen Helfer gab er (= Marduk) ihm, einen Genossen lieB er ihn bekom-Den Kbnig der Skythen [men. lieB er seinem, des Gefahrtenlosen Gebote sich beugen, u-sah-ri-ib ma-ha-zi-su-un X + 30 u-sd-ti-ir a-bu-bi-is sar Babiliki ki-pi-ir <1 Marduk sa si-il-la-ti x+35 ik-kib-su la u-bil qatll-zu a na bil-lu-di-e Hanims ka-la-ma is-lim-ma la-a i-^Wma-a-a-al pasahi i-na-al warf er wie die Sturmflut (alles) brachte Vergeltung fiir Babylon, vermehrte die Rache noch3. Der Kbnig der Skythen, der (Ehr)furchtlose zerstbrte die Heiligtiimer der Gotter Subartus insgesamt. [Akkad, Auch die Stadte im Gebiete von die gegen den Kbnig von Akkad feindlich gewesen, und nicht als Hilfe fiir ihn gekommen waren, zerstbrte er und lieB keines ihrer Heiligtiimer iibrig. Er zerstbrte ihre Zufluchtsstatten, iibertraf noch die Sturmflut. Der Kbnig von Babel, der Abgesandte Marduks, dem Sakrileg ein Greuel ist, legte nicht Hand an. Auf die (Ausiibung der) Riten der Gotter insgesamt war er vollkommen (bedacht) und nicht pflog er der Ruhe. 82 J. Lewy: Forschungen zur alteu Geschichte Vorderasiens. Zu Umschrift und Ubersetzung der Chronik G. 83 Kommentar. Die folgenden Bemerkungen dienen fast ausschlieBlich der Begriindung von Abweichungen, die die voraustehenden Transkriptionen und Ubersetzungen der Chronik G und der II. Kolumne der Stele Nabonids gegeniiber den Be-arbeitungen Gadds bzw. Messerschmidts1 aufweisen. Eine monogra-phische Behandlung der sprachlichen Besonderheiten und Feinheiten, die beiden Texten, jedem in seiner Weise, in reichem Mafie eignen, gehort nicht hierher. Die Transkription ist die iibliche, der Erwabnung bedarf wohl nur, daB ich (auBer in dem Namen Umman-Manda} SAB auch dort durch ummani widergegeben habe, wo ihm der babylonische Schreiber weder me noch ni als Komplement folgen lieB, dagegen SABme* oder SABni me~s durch ummdndti, obwohl nicht uumbglich ist, daB auch hier ummani gelesen wurde. In der Ubersetzung habe ich das koordinierende Enklitikon -ma „und (dann)" in denjenigen Fallen durch ein Semikolon oder durch Semikolon mit einem folgenden «(aber)» widergegeben, in welchen die wbrtliche Ubertragung als stbrend empfunden werden kdnnte. Die an die Chronik G unmittelbar an-kniipfenden historischen AusfUhrnngen der voraustehenden Untersuchungen (s. insbesondere S. 1—23) sind im folgenden als bekannt vorausgesetzt. Z. 3. Die Lesung ik-kas-sam-ma (neubabylon. IV, 1 von kasaSu [zur Bedeutung vgl. Weltsch. Ill 129] ist gegen Gadd nicht nur moglich, sondern sogar allein richtig, da statt des — auch dem Sinne nach unangebrachten — iq-bi-u Gadds im Neubabyl. iqbu zu erwarten ware, ana muhbib'-su-nu is-ki(sic) ist nach dem (von Gadd richtig zitierten) ki-i is-qa-a der „Babyl. Chronik“ (III 40) nicht „he went up against them1*, sondern mit Delitzsch 22 (vgl. AL5 180b) „er erhob sich gegen sie“, vgl. im iibrigen oben S. 9”. Z. 4. tafotu mStAs-sur ma-a-dis istakanan ist wegen Z. 13 als I, 2 (nicht als IV, 2) zu fassen. Z. 11. „he hastened after them*1 miiBte doch wohl ana arkisunu i-hi-is [oder wie in Z. 25 i-hi-sam-(ma)] heifien; ihhis wird daher von nafrasu ab-zuleiten und die Phrase ana kutalli nahasu (s. Thur eau-Dangin 46 2) zu vergleichen sein. Z. 15. TUme-ni als useribuni zu fassen, liegt kein Grund vor. Das wesentliche ist der Einzug der siegreichen Armee in Babylon, nicht die An-kunft der Gefangenen. 1 MVAG 1896, 1, 25f.; 42ff.; 68. Eine Polemik gegen die neuere Ubersetzung Langdons, VAB 4, 272 ff., die keine Verbesserung der Bear-beitung Messerschmidts darstellt, unterlasse ich. Z. 20. DaB Gadds Lesung (oder vielmehr Erganzung!) sa [ina]alu Tak-ri-ta-i-in [ku]-lu-u unrichtig ist, beweist Z. 21 seiner Autographie: sa ana bir-tu ku-lu-u. Die Ubersetzung „which was shut up in Takritain (in the citadel)" ist unmoglich, da der Kontext „welches Takrlt besetzt. hatte [oder: besetzt hielt]“ verlaugt. Von den danach iu Betracbt kommenden Stammen elu III, 1, kalu II, 1 und kalu II, 1 scheiden nun die beideu letzten (nicht immer scharf auseinandergehaltenen) aus, weil gleich kullu (Blsutun § 18 Z. 34) auch kullu „etwas (in Hhnden) halten" i. 8. von „iiber etwas verfiigen", ndis-ponieren**1 auch in der Bedeutung „festhalten" mit dem Akkusativ verbnnden wird, s. besonders die OLZ 1923, 1984 zitierten assyrischen Stellen, ferner KBo I 1 Rs. 21 und 33, wo kullu (gegen Weidner 24ff.) ebenfalls „besetzt halten" bedeutet. Da umgekehrt elu III, 1 „in Gamison legen1* (Thureau-D an gin Z. 289; HWB 62*) sowohl mit ana c. Gen. konstruiert wird als auch iu Z. 19 unmittelbar vorangeht, ist Gadds ku-lu-u im Einklang mit der photographischen Reproduktion von Z. 21 in su-lu-u zu emendieren. Z. 22. Fiir [i-du]-ku-ma statt Gadds ip(?)-par(?)-ku ma „ceased and" — man wurde eher ip-par-ku-u-ma erwarten — s. Z. 68; zu ddku „abschlagen" s. Weidner 1176. Z. 27. Beachte die Abweichung des Adverbiums lim-nis gegeniiber dem sonst gebrauchteu ma-a-dis I. 4; 13; 43 und vgl. mit Gadd Chronik P IV 19........lim-nis imhas. Z. 29ff. Zu U-ma-kis-tar vgl. mit Gadd die Schreibung U-ma-ku-is-tar in der babyion. Version der Dariusinschriften. Z. 29. Es ist sehr bedauerlich, daB auch Gadd nicht gesehen hat, daB die aus der synchronistischen Geschichte II 27 f.; III 18; 24 f. bekannte Phrase tubta u sulummd gamra itti ahamis sakanu einzig und allein „Gut sein (vgl. deutsches „wieder gut sein") und vollkommene Versohnung mit-einander festsetzen" bedeutet; denn die hergebrachte falsche Ubersetzung „Freundschaft und Bundesgenossenschaft schlieBen" o. a. muB gerade hier zu unrichtigen Folgerungeu verleiten, die sich dann erfahrungsgemaB in der Literatur fortsetzen. Auch in den Amarnabriefen und den Staatsvertragen aus Boghazkbi heiBt sulummu „Versbhnung“, saldmu „sich versohnen" salmu „ein Ausgesbhnter", wonach auch die neuesten Ubersetzungen und Bemerkungen von Weidner 11; 61; 113ff. zu KBo I 1 Vs. 30; 3 Vs. 45; 4 II 6; 7 Vs. 2—25 zu berichtigeu sind. Da salmu „Ausgesbhnter" (sar tamhari Rs. 22 dafiir deutlicher salmu libbi [diese Lesung von QA-mu libbi in Au-lehnung an Landsberger ZA N.F. 1 (35) 304]) dann auch die Bedeutung „(ehemaliger oder bezwungener!) Gegner" hat (so gegen Delitzsch AL4 179, Scheil und teilweise Thureau-Dangin Ann. Tuk. Nin. 11 Vs. 25; Sarg. 8. F. 132 u. 6.), ist salmu „Freund" KBo I 1 Rs. 72f.; 5 I 68; II 10; KUB III 14 Vs. 5 (bei Weidner 21; 95; 61; 1164) davon nach wie vor zu trennen. Fur saldmu „sich versbhnen" vgl. auch noch besonders Nabd. VR 64 (VAB 4, 218 ff.) 15 (|| rasil tajdru, Gegensatz ezezu „ziirnen“; ahnlich Kyroszyl. 11: [is]-lim (!) ir-ta-si ta-a-a-ra), ferner (gegen Langdon VAB 4, 1 Belege s. bei Lewy SATK 56c und OLZ 1923, 536. 84 J- Lewy: Forschungen zur alten Geschichte Vorderasiens. 285) a-dan-nu sa-li-mu „Zeit der Versbhnung" Nabd. Stele X 13 und zu-ul-lu-mu ildni zinutu nVersbhnung der ziirnenden Gbttcr bewirken" ebd. X 8, sowie bei salitni „ein Herr, mit dem man sich ausgesbhnt hat“ Sank. Ill 61. Z. 31. Da nabalkutu (vgl. hierzu auch oben 8. 33 f.) auch mit dem Akkusativ verbunden wird («. B. Chronik P I 10, s. weiter HWB 175 b), eriibrigt sich Gadds Anuahme, der zufolge der babylonische Schreiber vor Sar Akkadi ein itti ausgelassen haben soli. Z. 34. Da taradu gem mit ana mabar verbunden wird, wird die Lesung it-tar-du-ni vor Gadds unklarem it-tar-du-ni „they laid (?) down" vorzu-ziehen sein. Z. 36. Nach ipuSma1 vermutet Gadd vielleicht mit Recht [alu ul ixbat]. Z. 37. Ip-dam-ma (vgl. dazu das neben sonstigem idkema stehende id-kam-ma von Z. 17, in dessen Modus ebenfalls die mit der Handlung un-mittelbar verbundene Marscbbewegung zum Ausdruck gebracht ist) „er er-16ste“ scheint begrundeter als Gadds Emendierung zu ur-dam-ma. Die Erganzung am Ende der Zeile ergibt sich (mit Gadd) aus Synchron. Gesch. II 7. Z. 38. Gadds mat (?) Sarri umman-man-da „the men (?) of the king of the Umman-Manda" ist unmoglich; da der auf Nabopolassar beziigliche Satz am Anfang der Zeile nach Analogic von Z. 1; 16; 32; 58 die Folge idkema.........illik verlangt, ist die in der Transkription gegebene Auf- fassung des Zeichenrestes vor Sar Umman-Manda die wahrscheinlichste. Z. 39. Das dem a-ba-meS i-ta-am-ru vorangehende -u lafit vermuten, daB die am Anfang der Zeile zu erwartehde geographische Bezeichnung durch einen Relativsatz vervollstandigt war. Z. 41 Die an sich naheliegende Erglinzung ittadu wird durch die Nifnua^] voraugehenden Reste von ina eli und das am Ende der Zeile fol-gende Pluralzeichen bestatigt. Z. 43. Vgl das zu Z. 4 Bemerkte sowie Z. 27. Z. 45. Ein eigenartiges Versehen ist Gadd hier und in Zeile 64 unter-laufen, indem er die Verbindung (Sillat alt) u ekurri mi-na (Beispiele fiir minu raHes“, „alles. was“ bei Ylvisaker, Grammatik 211) ma’duti e-lat mi-na Best und diese grammatisch unmdgliche Phrase durch „a quantity beyond counting" widergibt1 2 * 4. Z. 46. Der Anfang von GIRJ/ (von Gadd als emuq „the forces" gefaBt) ist erhalten; statt des isolierten DI, das Gadd bietet, scheint Si[k] nicht unmoglich. 1 So und nicht epusma, wie Gadd zu umschreiben pflegt, da dieChronik G babylonischen Ursprunges ist und das Babylonische die Verba primae in-firmae seit jeher nach dem Thema imur, ipus, irub usw. usw. zu bilden pflegt, s. Lewy UAG I 34s und in der Chronik G selbst speziell Z. 31: nukurtu (so! Gadds Umschreibungen nukurtam, sal-tarn usw sind in einem so spaten Text unangebracht) i-te-ip-Su. 2 Mit der Verschiebung des Tones, die in der Frage einzutreten pflegt, scheint aus minu „alles" [eigentlich: „die Zahl"???] mind „was.'" entstanden zu sein Zu Umschrift und Ubersetzung der Chronik G. 85 Z. 47f Fiir arkiSu und das folgende illiku vgl. Z. 10 und 18! Z. 49. Die Erganzung des Konigsnamens mit Gadd nach Z. 60f. Z. 50. In Anlehnung an Z. 58 f. zu erganzen? Z. 52. Zu ina(?) arab taSriti(?)-ma vgl. Z. 6 ina ar*b abi-ma. Z. 54. Zur Erganzung vgl. Z. 59. Z. 65. Die Ergfinzung des Landschaftsnamens im Hinblick auf 111 Sup-pa-a Sa ,liatHarra>ii im Zerbr. Obelisk Adad-narari’s II. Koi. Ill 20. DaB von Unternehmungen in der Nahe von Harran die Rede ist, beweist ja die Er-w&hnung der aus deu Inschriften Salmanassars III. bekannten Stadt RugguUti in Z. 56. Z. 56. Gadds pa-ni ummdni-Su u[-tir-ma............] usw. ist wohl un- begriindet; die Spuren des hinter Su erhaltenen Zeichens schlieBen jedenfalls. soweit nach der Autographic Gadds geurteilt werden kann, die oben 8. 74 vorgesehlagene Erganzung nicht aus. Z. 60. Der Ausdruck ummaniSunu ana libbi aha mis ismuhu zeigt, daB Nak§ i Rustam § 4 Z. 20 mutate anniti nikrama ana libbi dhamiS sum-muhu durch „diese Lfinder waren feindlich und untereinander verbiindet" zu iibersetzen ist. Vgl. ferner KBo I 1 Vs. 481 2 Vs. 29 und dazu Weidner 15• Z. 60. DaB Gadds Ergdnzung [ana arki] ASSur-[uballit] „after Assur-uballit" unmoglich ist, lehrt schon ein Vergleich der Zeilen 9 und 10; 18; 47! Z. 61. Statt Mi (?!)■[sir.........] bietet Gadds Autographic (schraf- tiertes) m«‘Gul[......]• dennoch scheint mir die obige Erganzung allein mbglich. Z. 62. Zur Erganzung [. ... . Puratu] i-biru s. oben 8. 23*. Z. 64. Vgl. zu Z. 45. Z. 65. Zu der naheliegenden Erganzung [........it]-te-eh-su s. HWB 458. Z. 66. Die Jahresangabe kann, wie Gadd bemerkt, nur versehentlich unterblieben sein*. Z. 67. BAL ist hier natiirlich = ibir und nicht ibbalkit, vgl. Z. 62! Z. 67 f. Da das am Ende von 67 erhaltene -tn auf ein Adjektivum im Plural weist, erscheint mir die Erganzung nach Nabd. VR 64 I 30 erlaubt, zumal auch das folgende Su-lu-lu eigentlich adjektivisch zu fassen ist (Gadds Ubersetzung ,.the garrison of the king of Akkad" ist wenig genau). Z. 68. Ob die Spuren des 3. Zeichens von id-du-[u]-ma, fiir welches Gadd um vermutet, die Erghnzung nach ittadu in Z. 13 bestatigen, diirfte eine Kollation des Originals ergeben. Z. 69. Fiir das gliicklicherweise am Ende der Zeile erhaltene [. . . ,]-nu LAL-su kommt Gadds Lesung ul isbatsu nicht in Frage! Die richtige Lesung [ana arkiSu]nu ippalsu liefert wieder die „Babyl. Chronik": I 87 saltu ul ikSud ana arkisu LAL-sa vgl. Nabonid-Kyros Chronik III 16 arka (so!) Kahuna id ki LAL -sa. Z. 70. Zur Erganzung vgl. das eben zu Z. 69 Bemerkte. 1 S. Gadd 23, wo jedoch die iibrigen Bemerkungen Gadds liber den Feldzug von 609 unhaltbar sind. 86 J- Lewy: Forschungen zur alten Geschichte Vorderasiens. Z. 71. Da Izalla Gebirgsland ist und KUR i. S. von mdtu im Plural gewohnlich KUR KUR geschrieben wird, ist Gad ds Fassung aldni Sa matdtiP1 „the cities of many lands'1 schwerlich richtig. Z. 73. Zur Ergftnzung vgl. II R 52 Vs. (!) 4 und Babyl. Chronik III 1. Z. 74. Die Erganzung upahhunimma ist natiirlich recht unsicher; zum Zeilenanfang vgl. Z. 68. Z. x-j-4. Gegen Messerschmidts Ubersetzung „der seinesgleichen nicht hat" mdchte ich geltend machen, daB sich jemand, der so charakterisiert ware, kaum dem Befehle eines anderen, also SchwScheren unterstellen wiirde. Dazu kommt, daB nur die oben 8. 80 gegebene Ubersetznng dem Gedanken-gang der beiden vorangehenden Zeilen gerecht wird; denn diese besagen ja (in Ubereinstimmung mit der Chronik G), daB Nabopolassar urspriinglich allein stand1. Zu mah[i]ru „Gefahrte‘‘ vgl. die von Ungnad MVAG 1915, 2, 65 und VAB 6, 332 angegebenen Stellen. Z. x -f- 29. Fiir ntahazu „Zufluchtsstatte“, „Asyl“ s. oben 8. 532. Z. x-(- 30f. uSatir abiibiS steht fiir uSatir eli abilbi. Z. x + 33. Da mar Sipri „Bote“ heiBt, hat gegen die Worterbiicher selbstverstandlich auch Sipru u. a. die Bedeutung „Abge8andter", „Bote“ (mar Sipri: Sipru — mar awili: awilu). Fiir andere Belege schon in Texten des 3. Jahrtausends s. OLZ 1923, 5412. Z. x + 34. Sillatu, das sich nach Ausweis der Vokabulare in seiner Bedeutung mit iuSsu (HWB 716), magritu (HWBx392f.), Id ullatu und Id gabi[tu] (HWB 454 s. v. nullatu) mehr oder weniger deckt und vorzugsweise mit qabu verbunden wird (Belege bei Streck III 579), ist nach KAV Nr. 1 $ 2 ein Vergehen, das sich in erster Reihe nicht gegen Menschen, sondern gegen die Gottheit richtet, also „Sakrilegium‘‘. Z. x + 36. Fiir qdta abalu „Hand anlegen" (vgl. altbabyl. etwa ubdnam Sutrufu) i. 8. von „sich ungebtihrlich betragen" s. Ehelolf, altassyr. Rechts-buch 234. Z. x + 37—41. Die Lesung ergibt sich m. E. daraus, daB das mit billudu synonyme parsu gem mit Salamu (II, 1) verbunden wird (zur Kon-struktion mit ana vgl. die Verbindung von gleichbedentendem hebrSischen ate mit *>«!); zurDeutung der letzten Worte s. Messerschmidt a. a. 0. 68. 1 8. oben 8. 9. Quellenregister. chgestellten Ziffern bezeichnen die Anmerkungen.) I. Keilschriftliche Quellen. BHet,hitisches Gesetz", § 55 3 Asarh addon Prisma A und C II 6 ft. 4 Anfragen an Samas 4s; 6s Assurbanipal Weihinschrift an Marduk (K 120 b usw.) 2f.; 7* Brief an Assur (K 3408 = CT 35, 44 f.) 24; 6: 6*; 7* tn. B II 93 6* Zyl. F b 12 64 Rm II Iliff. 7; 19 1 Nabopolassar BE 14940 10; 10* Nebukadnezar Wadi Brtsa (neubab.) IX 13 ft. 53; 66* Nabonid VR 64 I, 8 ft. 1; 16; 19 ’; 37* Stele aus Hillah 19* (Koi. II) 1; 13; 80 f. (Koi. IV) 172 Sp. II 407 172 Kyros Zylinder 6 Darius Bisutun § 24 45; 18 Babyionische Chronik (IV 2) 4* Naboni i kyros Chronik (I 9) 172 (II 1 ft.) 16 Chronik G § 1—5 8 ft.; 51; 68 ft. § 6-8 10 l; 20ff.; 35*; 74ff.